Aumühle. Aumühle. Knut Suhk ist Vater, Hausmann, Grüner und erster Repräsentant der Gemeinde: So läuft’s.

Seit einem Jahr ist Knut Suhk (Bündnis 90/Die Grünen) erster „grüner“ Bürgermeister in Aumühle. Er erfüllt sein Amt ehrenamtlich – gegen eine Aufwandsentschädigung von gut 1200 Euro pro Monat. Bei seiner Wahl 2018 durch die Gemeindevertreter konnte er sich mit 15 Stimmen deutlich gegen die einzige Mitbewerberin, Andrea Nigbur (CDU, sieben Stimmen) durchsetzen. Aktuell sind unter 23 Gemeindevertretern fünf CDU-Mitglieder, drei von der SPD, fünf Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen, zwei von der FDP – und acht Mitglieder der UWG.

Knut Suhk ist verheiratet, hat Wirtschaftswissenschaften studiert und als Redakteur gearbeitet. Suhk ist Vater einer Tochter und eines Sohnes (9 und 10 Jahre) und seit 2012 Hausmann. In seinem neuen Amt profitiert er von seiner Ausbildung zum Mediator und Moderator. Seine Frau leitet eine Werbeagentur. Im Gespräch mit Stefanie Rutke zieht er eine erste Zwischenbilanz.

Redaktion: Herr Suhk, Sie sind Aumühles erster „Grüner Bürgermeister“. Wie geht es Ihnen in dieser Rolle?

Knut Suhk: Weil ich bereits seit fünf Jahren Mitglied der Gemeindevertretung war, kannten mich viele Gemeindevertreter und es fiel mir leicht, die Rolle des Bürgermeisters einzunehmen. 23 Gemeindevertreter sind ein halbes Parlament, das ist eine große Herausforderung, wenn zum Beispiel Entscheidungen im Sitzungsrahmen zu fällen sind. Ich war überrascht, wie viel Zuspruch ich von den Aumühlern erfahren habe, das finde ich toll. Bürgermeister bin ich geworden, weil ich die Chance wahrnehmen wollte, etwas zu verändern, zum Beispiel für junge Familien in Aumühle. Stichworte sind die Einführung des Schulbusses, die Schaffung von genügend Kinderbetreuungsplätzen oder der Ausbau der Schule zur Offenen Ganztagsschule. Die Konstellationen in der Gemeindevertretung sind spannend. Es gibt wechselnde Mehrheiten, aber es geht immer um die Sache.

Als Bürgermeister ist kein Visionär gefragt, sondern die Gemeindevertretung ist der Tonangeber. Wenn ich etwas verändern dürfte, würde ich die Gemeinde zu einem „shared space“ für den Verkehr machen. Wenn Gehwege und Kantsteine verschwinden und der Verkehrsraum von allen gleichberechtigt genutzt werden würde, würde das unsere Lebensqualität erhöhen.

Wie schaffen Sie es, ihren Alltag als ehrenamtlicher Bürgermeister, Vater und Hausmann zu organisieren?

„Meine Kinder merken die Veränderung schon sehr, weil ich abends kaum noch zu Hause bin. Es gibt viele Sitzungen, bei denen die Anwesenheit des Bürgermeisters erwartet wird. Tagsüber sind die beiden nur im Hort, wenn es nötig ist. Sie sind es gewohnt, dass ich Zeit für sie habe. Neben den festen Bürozeiten im Rathaus (montags und donnerstags, von 9 bis 12 Uhr, die Redaktion) erledige ich Telefonate und Mails daher oft von zu Hause aus. Meine Frau hat eine Werbeagentur und arbeitet zu Hause. Wir müssen uns gut organisieren, aber ich wusste schon zu 75 Prozent, worauf ich mich einlasse. Die Zeit, die man braucht, um sich in Vorgänge und Akten einzuarbeiten, hatte ich aber unterschätzt. Ich habe nun viel Respekt vor meinem Amtsvorgänger Dieter Giese, der viel Zeit in das Bürgermeisteramt investiert hat.

Aumühles Straßen sind sanierungsbedürftig. Die damalige Gemeindevertretung hat vor zehn Jahren einen „Masterplan“ für die Straßensanierung beschlossen. Wie geht es damit weiter?

„Das stimmt. Wir hängen aber jetzt rund fünf Jahre zurück. Nachdem in der Vergangenheit beim Ausbau von Otternweg, Ernst-Anton-Straße, Schwarzer Weg und Weidenstieg aus unterschiedlichen Gründen keine Einigung über den Ausbau erzielt werden konnte, möchte ich Entscheidungen mit den betroffenen Anwohnern im Einvernehmen treffen. Ich suche nach dem richtigen Mittelweg für jede Straße. Aktuell belaufen sich die Sanierungskosten auf rund sechs Millionen Euro. 2018/19 wurden allein 300.000 Euro nur für Reparaturen ausgegeben. Aktuell sind im 300.000 Euro für die Sanierung des Eichhörnchenweges eingestellt. Die Anwohner wurden informiert und haben ihre Vorstellungen geäußert. Aufgrund der Anliegerinteressen soll der Ausbau in einer kostengünstigeren Variante neu geplant werden. Mit dem Baustart ist 2019 nicht mehr zu rechnen. Weitere Straßensanierungsmaßnahmen können nur stattfinden, wenn wir einsparen oder die Einnahmen erhöhen oder auf die Rücklagen zurückgreifen. Seit einem Jahr verspricht das Land, Geld aus dem Finanzausgleichsgesetz zur Verfügung zu stellen.

Wie ist es aktuell um die Bauprojekte in der Gemeinde bestellt: etwa um die seniorengerechte Wohnungen an der Großen Straße, um das Andronaco-Grundstück oder auch das Pfadfinderheim?

„Die Nachfrage nach Häusern und Wohnungen ist weit größer als das Angebot. An der Großen Straße geht es mit den geplanten seniorengerechten Wohnungen nicht weiter, weil der Investor gescheitert sein soll. Das Grundstück am Otternweg, auf dem im vergangenen Jahr illegal 18 große Bäume gefällt wurden, soll wieder verkauft worden sein. Hier bleibt die Maßgabe, 22 Bäume nachzupflanzen, aber bestehen. Die Baumarten werden von der Gemeinde vorgegeben. Für die Pfadfinder, die seit Jahren nach einem geeigneten Platz für ein neues Pfadfinderheim suchen, gibt es Hoffnung. Der B-Plan 11b wird jetzt neu aufgelegt und ich hoffe, dass er bis zum Jahresende rechtskräftig ist. Dann könnten die Pfadfinder im Frühjahr 2020 mit dem Bau beginnen.“

Herr Suhk, wir danken Ihnen für das Gespräch