Reinbek/Wentorf. Regine Franz hilft anderen Betroffenen. Sie selbst erhielt ihre Diagnose erst nach 30 Jahren – ein Ausweg aus einem tiefen Tal.

Wer kennt das nicht? Man hat den ganzen Tag gestanden, es war warm und abends sind die Füße geschwollen. Unangenehm. Erst einmal die Füße hoch. Spätestens am nächsten Morgen sind die Stauungen des Gewebswassers, der Lymphe, verschwunden.

Das ist bei Menschen, die unter einem Lymphödem leiden, nicht der Fall. Ihre Lymphbahnen oder -knoten können durch einen Schlag, eine Operation oder Bestrahlungen beschädigt oder zerstört sein, sodass sich die Gewebsflüssigkeit in Armen und Beinen staut. Manchmal tritt das auch erst Jahre später auf. Der Leidensdruck ist groß. Kompression und Lymphdrainage können helfen.

Unterstützung für verzweifelte Menschen

Für die Betroffenen ist Regine Franz (58) eine wichtige Ansprechpartnerin. Sie ist die Landessprecherin Hamburg und Schleswig-Holstein des Vereins Lymphselbsthilfe. Sie organisiert monatlich eine Selbsthilfegruppe in der Pflegeschule am Reinbeker Krankenhaus St. Adolf-Stift (jeden zweiten Dienstag im Monat, 18 Uhr) und eine in der Schön Klinik in Eilbek (erster Dienstag im Monat, 18 Uhr, Haus 8).

Hier bekommen verzweifelte Menschen Unterstützung von ebenfalls Betroffenen. Das reicht von unterstützenden Gesprächen über Tipps im Umgang mit Ärzten und Krankenkassen, aber auch Kompressionsmaterial bis hin zur gemeinsamen Walking- oder auch Wassergymnastikgruppen.

Nach 30 Jahren endlich eine Diagnose

„Wassergymnastik tut besonders gut. Der Wasserdruck komprimiert das Gewebe und der Auftrieb macht leicht“, sagt Regine Franz, die selbst nicht nur unter Lymphödemen in den Unterschenkeln, sondern auch an schmerzhaften und druckempfindlichen Lipödemen leidet. Deshalb hat die gelernte Krankenschwester viel Verständnis und überwindet die Antriebsschwäche, die zumeist mit den Krankheitsbildern einhergeht, um für andere da zu sein.

Sie erinnert sich gut an die Zeit, als sie noch keine Diagnose gestellt bekommen hatte. „Ich vermutete, es könnten Lymphödeme sein, aber auf das zumeist vererbte Lipödem bin ich nicht gekommen. Ich dachte, ich tue einfach nicht genug und werde immer dicker“, beschreibt sie ihren Leidensweg, der beim Lipödem meist nach der Pubertät beginnt. Erst an die 30 Jahre später hat ein Lymphtherapeut sie schließlich auf dieses Krankheitsbild hingewiesen. „Für mich bedeutete dann diese Diagnose den Weg aus dem tiefen Tal, in dem ich mich befand.“ Denn die Diagnose belegte, dass sie nicht einfach nur dick war.

Ehrenamtliche Helfer willkommen

Nun machte sie sich – mit der unermüdlichen Hilfe ihres Mannes – auf, andere Betroffenen zu unterstützen. Sie macht sich schlau, besucht Kongresse, berät, tröstet und begleitet. Gemeinsam mit ihrem Mann organisiert sie Ausflüge, Selbsthilfegruppen sowie die viermal wöchentliche Wassergymnastik und die sonntägliche Walkinggruppe.

Mittlerweile gibt es einen „ziemlich aktuellen“ Internetauftritt, aber alles zusammen ist ein bisschen viel. Wer also helfen kann und möchte, egal ob Betroffener, Angehöriger oder einfach Ehrenamtlicher, ist bei Ehepaar Franz willkommen. Auch wer bei der Selbsthilfegruppe, der Wassergymnastik oder beim Walken mitmachen will, erreicht Regine Franz wochentags von 10 bis 18 Uhr unter Telefon (040) 63 91 07 77 oder per E-Mail an regine-franz@lymphonie.de.

In der Wassergymnastik-Gruppe dienstagnachmittags sind übrigens noch Plätze frei.