Reinbek. Reinbek. Bagger beenden nach 153 Jahren an der Dorfstraße ein Kapitel Dorfgeschichte.

43 Jahre war Prahls Gasthof mit ihrem Leben verbunden. Das Haus war Wohnzimmer und Arbeitsplatz zugleich. Generationen von Reinbekern haben bei Rosanna und Hans-Karl Hackmack (1951–2016) Konfirmationen, Hochzeiten und Geburtstage gefeiert. Jetzt wurde dieses Kapitel Oher Dorfgeschichte nach 153 Jahren endgültig beendet. Nach der Schließung im vergangenen Jahr folgte mit dem Anrücken der Bagger nun der schwerste Tag für die 62-Jährige. Denn die Gastronomin wohnt noch direkt neben dem ehemaligen Traditionsgasthof.

Schwerer Tag für ehemalige Wirtin

„Als ich gestern von der Arbeit nach Hause kam, musste ich gleich wieder ins Auto steigen. Das halbe Haus war weg“, sagt Rosanna Hackmack, die jetzt in Barsbüttel als Küchenleiterin arbeitet. „Ich bin einfach nur in der Gegend herumgefahren.“ Abends sei sie dann noch einmal über das Trümmergrundstück geschritten. „Freunde kamen dazu und haben mich zu sich eingeladen. Wir haben dann den Abend damit verbracht, schöne Erinnerungen an die Zeit im Gasthof auszutauschen.“ Nun ist es an der Zeit, nach vorn zu blicken. „Das Leben geht weiter“, sagt sie. Ihr neuer Job bei Purk Gourmet mache ihr Spaß: „Ich habe tolle Kollegen.“

Wie es mit dem Grundstück weitergeht, wird sie nun nur noch als Nachbarin beobachten. Es gehöre ihr schon länger nicht mehr. Künftig könnten hier Doppelhäuser oder auch ein kleines Mehrfamilienhaus entstehen, die sich in das Ortsbild einprägen, blickt Bauamtsleiter Bauamtsleiter Sven Noetzel voraus. Einen entsprechenden Beschluss gebe es jedoch noch nicht.

„Köm-Kutscher“ hatte Grundstein gelegt

Als „Köm-Kutscher“ hatte Hinrich Prahl den Grundstein für Prahls Gasthof gelegt. Vor 153 Jahren fragte sich der Oher, warum er die Schönauer Schnäpse zu den Knechten und Bauern fahren soll, die könnten doch auch zu ihm kommen. 1864 eröffnete er in seiner strohgedeckten Bauernkate Prahls Gasthof.

Das Haus brannte ab, wurde neu gebaut und 1954 in vierter Generation von Hans-Heinrich Hackmack (1924– 2008), nach dem das Oher Stadion benannt wurde, übernommen. 1974 stieg Hans-Karl Hackmann mit Ehefrau Rosanna ein. 1990 kamen Hotelzimmer hinzu. Selbst als die Kegelbahn 1977 schloss, blieben die Sportler ihrem Wirt treu.

Wie tief verwurzelt Prahls Gasthof im Stadtteil und der Region ist, zeigte sich im Oktober 2014. Anlässlich des 150-jährigen Bestehens des Gasthofes nahmen unter den 120 Gästen auch Ferdinand Fürst von Bismarck, seine Frau Elisabeth und sein Sohn Gregor an der Jubiläumstafel Platz. Mehr als 30 Jahre wurden im Schloss zahlreiche Jagdgesellschaften und Feiern von den Hackmacks begleitet.