Reinbek. Reinbek. Zusammen Anpacken schweißt zusammen, egal woher man kommt. Das beweist die Feuerwehr Schönningstedt. Sie hat zwei Geflüchtete im Team.
Hohlstrahlrohr, Löschtruppangriff, Atemschutzgeräteträger oder Brandmeldeanlage – das alles sind Wörter mit Zungenbrecherpotenzial. Und doch gehen sie Yaaqob Yunes (21) und Khaled Entabi (40) spielend über die Lippen. Dabei sind die Männer als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen und sprachen bis vor Kurzem keine andere Sprache als ihre eigene. Jetzt sind die beiden vollwertige Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Schönningstedt und rücken mit aus, wenn’s brennt.
„Wir sind beeindruckt, was die beiden geleistet haben, haben sehr großen Respekt davor“, sagt Feuerwehrfrau Pamela Fehr. Denn bei ihrer Prüfung zum Feuerwehrmann mussten die beiden Männer dieselben Fragen wie alle anderen beanworten und dieselben praktischen Übungen absolvieren. Eine Schonfrist für Geflüchtete – die gab es beim Kreis, wo sie getestet wurden, nicht. Zu verantwortungsvoll und ernst sind die Einsätze, die die beiden im Ernstfall bewältigen müssen.
Prüfung als einer der Besten bestanden
Vor seiner Prüfung war der Jemenit Yaaqob Yunes, der seit zwei Jahren in Deutschland lebt, aufgeregt. „Nicht vor der theoretischen Prüfung, auf die war ich gut vorbereitet. Aber vor der praktischen. Ich hatte ein bisschen Angst, dass ich den Prüfer in der Eile nicht verstehe“, gibt er zu. Doch auch diese Hürde hat der 21-Jährige mit Bravour genommen. „Er war bei der Prüfung einer der besten“, sagt Wehrführer Claus Brettner stolz. Bei ihm macht der 21-Jährige zudem eine Ausbildung zum Karosseriebauer, treibt mit den Kollegen Sport.
Bestens integriert, aber nicht sicher vor Abschiebung
Der junge Flüchtling ist das, was man wohl bestens integriert nennt. Trotzdem hat er Angst, wieder abgeschoben zu werden. Eine Zeitlang hat er im Kirchenasyl in Schönningstedt gelebt. Derzeit schützt ihn seine Ausbildung vor einer möglichen Abschiebung. Was danach kommt? Ungewiss. Er selbst würde sehr gern hierbleiben, ist beeindruckt, dass man in Deutschland friedlich und gut leben kann, wenn man fleißig ist und sich anstrengt. Die Freiwillige Feuerwehr findet er faszinierend – so professionell, so organisiert.
Deutschland etwas zurückgeben
Auch der Syrer Khaled Entabi, vor dem Militärdienst geflüchtet und seit drei Jahren in Reinbek, hat sich sehr gut integriert. Zusammen mit seiner Frau und drei Kindern (11, 10 und 7 Jahre alt) lebt er in Neuschönningstedt, arbeitet bei der Stadtreinigung Hamburg und flitzt auch nachts zur Wache, wenn der Pieper geht. „Ich möchte Deutschland etwas zurückgeben. Es hat mir geholfen“, sagt der 40-Jährige.
Ihm sei aber auch von Anfang an klar gewesen, dass man etwas tun müsse, wenn man Freunde finden und sich heimisch fühlen wolle. Zuerst hat er in der DRK Kleiderkammer geholfen, dann beim Filmring, jetzt bei der Feuerwehr. „Man darf nicht nur zu Hause sitzen und auf sein Handy gucken, man muss rausgehen“, gibt er allen anderen Geflüchteten mit auf den Weg.
Existenz in Deutschland aufbauen
Nach Syrien möchte er auf keinen Fall zurück. „In Syrien musste sich schon meine Tochter verhüllen, sie war damals neun Jahre alt, ein Kind, ein kleines Mädchen.“ Früher war Khaled Entabi in seiner Heimat Busfahrer, hat Pizza gebacken und verkauft.
Wenn er heute zusammen mit seinen Kameraden an der Wache grillt, gibt es für ihn Putenbrust auf einem extra Grill, für alle anderen Würstchen. Längst sind Khaled Entabi und Yaaqob Yunes nicht mehr „Flüchtlinge“, sondern Kameraden, wie alle anderen auch. „Wir packen alle zusammen an, das schweißt zusammen, egal woher man kommt“, sagt Wehrführer Brettner.