Aumühle. Metallbau Toranlagen und Geländer sind die Spezialität des Familienunternehmens
. Das Unternehmen Villwock hat in mehr als 50 Jahren seine Spuren in und um Aumühle hinterlassen. Verspielt-verschnörkelte Straßenschilder zieren die Einfahrten an allen 89 Straßen der Gemeinde. Ein schwarzer Zaun mit Aumühler Wappen am Rondell am Bahnhof umzingelt die über 100 Jahre alte Linde. Aufgestellt von Björn Villwocks Vater Dieter in den 1980er-Jahren. Noch heute hält das Metallbau-Unternehmen Straßenschilder und Zäune in Schuss. Das ist aber nur eine Aufgabe von Geschäftsführer und Metallbaumeister Björn Villwock (44) und seinem Viermann-Team.
„Heute sind in Norddeutschland so gut wie keine Schnörkel mehr gefragt. Klassische Formen und Linien kommen besser an“, sagt Geschäftsführer Björn Villwock. Hauptsächlich Toranlagen und Geländer aus Aluminium und Stahl werden in der Werkstatt an der Großen Straße von seinem Gesellen, einem Auszubildenden und einem Praktikanten, ein kurdischer Flüchtling, zusammengeschweißt. Nach Wunsch mit Spitzen, Rundungen, Ecken und Kanten. „Unsere eigene Handschrift erkennt man aber trotzdem“, sagt Villwock.
In Form von Tormustern in verschiedenen Farben und Formen schmückt diese eigene Handschrift die geräumige Werkstatt in Aumühle. Sägen, Hammer und Schraubenschlüssel hängen an den weißen Wänden. Das Innere gleicht einem Maschinenmuseum. An Walze, Drehbank und Kantbank, die bis in die 1950er datiert sind, wird noch heute fleißig gearbeitet. „Für andere ist das ein alter Hut. Für uns erfüllt es den Zweck. Die Präzision von modernen Maschinen brauchen wir einfach nicht“, sagt Villwock, der auch den Anblick der historischen Geräte schätzt.
1945 hat sein Großvater Otto Villwock, nach dem die Firma benannt ist, das Metallbau-Unternehmen gegründet. Damals noch ein paar Meter die Straße herunter. Dessen Sohn Dieter übernahm die Geschäftsführung in den 1970ern und zog in die Werkstatt mit den historischen Geräten ein. Seit 2004 ist Björn Villwock in dritter Generation das Oberhaupt.
Nach dem Krieg wurden an den damals noch hoch modernen Maschinen hauptsächlich Öfen zum Kochen und Heizen gebaut. „Heute machen wir alles rund ums Haus“, sagt Björn Villwock. Kunden kommen aus Reinbek, Wentorf, Aumühle, aber auch aus Hamburg.
Auch wuchtige Tore im Bau
In denselben Hallen, in denen große, wuchtige Tore entstehen, hat auch Dieter Villwock in den 1980ern an den schnörkeligen Straßenschildern gearbeitet. Seit gut vier Jahren verschönern sie auch Wentorfs Straßen. Ungefähr zehn Schilder, diesmal unter der Anleitung von Sohn Björn Villwock entstanden, stehen um den Billewinkel herum. Aber auch Aumühles Schmuckstücke müssen instand gehalten oder repariert werden, nachdem sie beschmiert oder von Autos angefahren wurden. Ein neues Schild mit verzinkter und schwarz lackierter Stahlhalterung kostet die Gemeinde 500 Euro. Gerade wird in der Sachsenwaldstraße eines ausgetauscht, welches einem Auto weichen musste.
Am Arbeitstisch werden die Einzelteile eines neuen Schildes per Hand zusammengeschweißt. Die urigen Schnörkel schmieden Björn Villwock und seine Mitarbeiter heute nicht mehr von Hand. „Sonst wird es zu teuer und lohnt sich einfach nicht“, sagt Villwock. Heute werden die Schnörkel zugekauft oder kalt gebogen mit einem Dreirollenbieger. „Das Gerät bringt eine unheimliche Kraft auf“, erklärt Villwock.
Die Schmiedeesse, die seit den 1970ern in der Werkstatt steht, wird nur noch gelegentlich angefeuert. Auch um die Schnörkel und die Bunde der Straßenschilder zu einer Einheit zu verschmelzen. Ein nostalgisch anmutender Anblick. Metallbau-Geselle Simon Cosack (29) schaufelt Steinkohle in die Schmiedeesse. Ein Ventilator gibt den Flammen den nötigen Antrieb, um über 1200 Grad heiß zu werden – die perfekte Temperatur zum Schmieden. „Schmieden ist schon eine Kunst. Ich selbst kann es auch nur ein bisschen“, gesteht Björn Villwock.
Das Geschäft läuft bei dem Familienunternehmen aber auch ohne anfeuern. 300 Aufträge pro Jahr arbeitet Villwock in seiner Werkstatt ab. „Diese Größenordnung hatten wir schon immer“, sagt er. Ein Umsatz von gut 200 000 Euro kommt dabei rum.
Die effektivste Werbung des gebürtigen Reinbekers: Er baut auch privat auf Stahlkonstruktionen aus Eigenproduktion. Die Eingangspforte zu seinem Haus im Hamburger Stadtteil Heimfeld wurde selbstverständlich in Aumühle zusammengeschweißt.