Reinbek. Reinbek Die ersten Pfadfinder trafen sich vor 70 Jahren in Reinbek, der Reinbeker Stamm Norwing wurde vor 60 Jahren gegründet.
. Auch im digitalen Zeitalter gibt es noch Mädchen und Jungen, die sich im Bund der Pfadfinder treffen, Abenteuer und Zeltlager erleben und ein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickeln. Dass die auch richtig feiern können, zeigte sich am Pfingstwochenende rund um das Schloss. Denn vor 70 Jahren gründete sich die erste Gruppe in Reinbek, den Stamm Norwing gibt es seit 60 Jahren. Zum runden Geburtstag hatten die Reinbeker Pfadfinder auch Ehemalige eingeladen, die am Sonnabend in Erinnerungen an schöne Zeiten schwelgten.
Brüder schwelgen in Erinnerungen
So schwärmte Hubertus Mecklenburg, der mit seinen Brüdern Wolfgang und Christian die Feier besuchte, von den Fahrradtouren zu Beginn der 1950er-Jahre. Seine Brüder, die bis Anfang der 1960er-Jahre im Stamm aktiv waren, erinnerten sich an Reisen nach Dänemark und an den Schaalsee.
Zu den Teilnehmern der ersten Griechenlandfahrt 1958 gehörte Uwe „Rohrspatz“ Rohrmann. Er hat auch einen Stammtisch der Ehemaligen ins Leben gerufen. „Ich habe sogar mal zwei Jahre beruflich im Bundesverband gearbeitet. Die Zentrale war damals in Hamburg“, erzählte er und entdeckte schon wieder einen ehemaligen Kameraden.
Erster Kuss auf einer Sippenfahrt
Volker Schirrmacher war extra aus Heidelberg angereist, um die alten Freunde wiederzusehen. Er sei musisch interessiert gewesen und fand es toll, was damals geboten wurde: Gitarre spielen, singen, der Theaterkreis und die Musik mit Orffschen Instrumenten. Wilfried Neuhaus, Spitzname Zwosch, war mehr als
30 Jahre lang dabei. „Erst aktiv, später im Hintergrund, weil es ja eine Jugendorganisation ist“, sagte der Reinbeker (80). Seine Tochter Nica Möller fand bei den Pfadfindern sogar den Mann fürs Leben. „Unseren ersten Kuss haben wir auf einer Sippenfahrt 1984 ausgetauscht“, schmunzelte die Mutter von zwei Kindern, die in Begleitung von Ehemann Tom zum Fest gekommen war.
Bürgervorsteher trifft Stammesführerin
Bereits am Vormittag hatte es im Schloss einen Empfang gegeben, in dessen Rahmen Reinbeks Bürgervorsteher Ernst-Dieter Lohmann und Stammesführerin Julia Schröfel Reden hielten. Die 19-jährige Wentorfer Abiturientin ist seit zehn Jahren bei den Pfadfindern und lobt die Erfahrungen, die sie in dieser Zeit gesammelt hat.
Zum Stamm Norwing gehören derzeit 90 Aktive. Die Jüngsten (Wölflinge sieben bis elf Jahre) treffen sich in der Meute, die 12- bis 16-Jährigen bilden eine Sippe, die Ältesten (16 bis 25 Jahre) sind Ranger und Rover. Davon gibt es in Reinbek drei Gruppen. Das Pfadfinderheim steht direkt neben dem Jugendtreff (JUZ).
Wer einmal als Pfadfinder die Gemeinschaft unter Kindern und Jugendlichen kennengelernt hat, bleibt sein Leben lang aufgeschlossen und tolerant, setzt sich auch als Erwachsener aktiv für das Gemeinwohl ein. „Dafür gibt es in Reinbek viele Beispiele“, wie Annika Schönherr (26) zu berichten weiß. Die Sozialpädagogin engagiert sich seit dem Ende ihrer aktiven Zeit beim Stamm der Norwing im Bund der Pfadfinder im Landesverband sowie auf Bundesebene. Die Gründung des JUZ oder des Lauftreffs seien auf ehemalige Pfadfinder zurückzuführen. Aber auch zahlreiche Ehrenamtliche in Vereinen wie DLRG, BUND, DRK oder TSV seien als Pfadfinder aktiv gewesen. Gemeinsam mit Julia Schröfel, Ina Stellwag und Jorrit Fabricius hat sie das Jubiläumsfest organisiert.
Lilie als Stammeszeichen
Außer Erinnerungen standen natürlich typische Pfadfinder-Aktivitäten auf dem Programm. So wurde die Zeit beim Aufbau einer Kothe gestoppt, Speckstein bearbeitet und Leinen-Beutel mit dem Stammeszeichen der Lilie bemalt. Die weltweit vernetzten Pfadfinder bereisten Chile, Lettland, Schweden und Aus-tralien. „Bei den Weltpfadfindertreffen verständigen wir uns mit Händen und Füßen, das klappt prima“, sagt Annika Schönherr: „Anpacken, organisieren, diskutieren und unvergessliche Erlebnisse – das schweißt zusammen.“