Reinbek. Reinbek. Imker Dr. Marcus Bradtke-Helltahler kann aufatmen. Von seinen Wabenplatten geht keine Gefahr aus.

„Meine Mittelwände sind sauber“, sagt Imker Dr. Marcus Bradtke-Hellthaler und freut sich, dass das neuste Problem in der Imkerei an ihm vorbeigeht. Denn nicht nur in Süddeutschland sind in diesem Jahr verstärkt mit Paraffin, Stearin, Lösungsmitteln oder anderen Substanzen gestreckte Wabenwände aufgetaucht. Der Landesverband Bayrischer Imker warnte gar vor reinen Paraffinwänden. Strafanzeige wurde gestellt. Die Folgen sind bestenfalls, dass die Bienen die Wände nicht annehmen, die just gebauten Waben schrumpfen und zusammenbrechen, im schlimmsten Fall, dass die Brut verkrüppelt ist oder die Wabe gar nicht verlassen kann und darin verendet.

Die Mittel- oder Wabenwände in Holzrahmen bieten die Imker ihren fleißigen Mitarbeiterinnen zum einen an, um ihnen mit den sechseckigen Prägungen den eigentlichen Wabenbau zu erleichtern. Zum zweiten wird so die Struktur geschaffen, die auch die Ernte des Honigs, das Kontrollieren und Behandeln der Völker vereinfacht.

Jedes Volk liefert pro Jahr ein Kilogramm Wachs

Die Wände bestehen aus dem Wachs, das die Bienen in einer vorangegangenen Saison produziert haben. Jedes Volk liefert pro Jahr etwa ein Kilogramm. „Nach der Honigernte wird es zu Blöcken eingeschmolzen. Ich gebe es zusammen mit zwei befreundeten, zuverlässigen Kollegen zu einem Produzenten, der es reinigt und uns genau unser Wachs als Mittelwände wieder zurückgibt“, sagt der Reinbeker Imker. Dort wird es auch analysiert. Seins hatte 14 Prozent Kohlenwasserstoffe und keinerlei chemische Rückstände. „Das ist ein prima Ergebnis, es ist clean“, sagt er.

Dr. Marcus Bradtke-Helltahler hat seine Wabenplatten untersuchen lassen und kann aufatmen. Keine Gefahr.
Dr. Marcus Bradtke-Helltahler hat seine Wabenplatten untersuchen lassen und kann aufatmen. Keine Gefahr. © BGZ | Katrin Bluhm

Wichtig ist ihm auch, dass seine Mittelwände gepresst und nicht gewalzt wurden. „Beim Walzen braucht man Trennmittel, die geraten ins Wachs, einige sind nicht frei von Nebenwirkungen“, sagt er. So hat er sogar schon überlegt, eine eigene Anlage zur Aufbereitung des Wachses zu kaufen. Erst einmal verlässt er sich aber auf den Anbieter seines Vertrauens.

Dennoch verfolgt er aufmerksam, was anderen Imkern passiert. „Mit Bienenwachs lässt sich prima Geld verdienen. Unlängst kostete ein Kilo noch fünf Euro. Doch die Kosmetik-Industrie hat es als unbedenklichen Zusatzstoff entdeckt, und die Preise sind erheblich gestiegen – von 16 bis hin zu 44 Euro für das Kilo reinstes Bienenwachs aus Afrika“, erläutert Bradtke-Hellthaler. Schon 20 Prozent Beimischung verspreche einen großen Gewinn. Es habe allerdings – wie jetzt in Bayern – sogar Chargen von Mittelwänden gegeben, die aus 100 Prozent Paraffin oder auch aus eingefärbtem Stearin bestanden. Sie würden aber auch schon durch untypischen Geruch und Haptik auffallen.

Billig übers Internet kaufen, kann teuer werden

Anke Last, Vorsitzende des Landesverbandes Schleswig-Holsteinischer und Hamburger Imker e. V., gibt für ihren Verband erst einmal Entwarnung. „Ich hab hier noch nichts gehört. Wir appellieren aber auch an die Mitglieder, ,kauft beim Händler eures Vertrauens‘. Billig übers Internet einzukaufen, kann richtig teuer werden.“ Dennoch will sie nicht ausschließen, dass auch in Norddeutschland verunreinigte Mittelwände eingebaut wurden. „Vielleicht schämen sich die Imker und sagen nicht Bescheid“, meint sie.

In jedem Fall sollten sich betroffene Kollegen beim Deutschen Imker Bund unter wachsproblem@online.de melden. „Der Sachverhalt ist noch nicht geklärt. Man weiß noch nichts, kennt auch die Vertriebswege nicht“, sagt die Landesverbands-Chefin. „Wir hoffen, dass unsere gut 3000 Imker unsere Angebote von Sammelbestellungen nutzen.“