Reinbek. Reinbek. Kieler Zarenverein erinnert im Reinbeker Schloss an ein spannendes Kapitel deutsch-russischer Geschichte.
Der Kieler Zarenverein erinnert mit der Ausstellung „250 Jahre Zar Peter III.“ an einen prominenten Vertreter der Gottorf-Dynastie, aus der auch der Erbauer des Reinbeker Schlosses stammt. Peter III. war zugleich Zar in Russland und Herzog von Holstein-Gottorf. Im 18. Jahrhundert war das Reinbeker Schloss dazu im Besitz der seiner Familie Romanow-Holstein-Gottorf.
„Über einen Besuch Zar Peters in Reinbek ist nichts bekannt“, sagt Vereinschef und Geschichtslehrer Jörg Ulrich Stange. Dafür können geschichtsinteressierte Besucher den Zar und seine Gefolgschaft nacherleben. Denn zur Vernissage am Sonntag, 5. Juni, um 16 Uhr im Festsaal, zeigt der Verein Spielszenen vom St. Petersburger Zarenhof. Laiendarsteller eines Barockensembles lassen in historisch nachempfundenen Kostümen und zeitgenössischen Perücken das Leben am Zarenhof im 18. Jahrhundert wieder lebendig werden.
Ein Zar mit Kieler Wurzeln
Peter III. (1728-1762) wurde als Karl Peter Ulrich von Schleswig-Holstein-Gottorf in Kiel geboren. Seine Jugend hatte er im Kieler Schloss am Fördeufer verbracht. Er sollte einmal Herzog von Holstein werden, besaß außerdem Ansprüche auf den schwedischen Königsthron. Doch dann kam es anders. In mehrere Bärenfelle gehüllt und von Vertrauten begleitet, reiste er ins Reich seiner Tante, der Zarin Elisabeth. Er sollte ihr Nachfolger werden. Eine glänzende Zukunft schien ihm also bevorzustehen. Und er konnte nicht ahnen, dass es eine Reise in seinen gewaltsamen Tod werden sollte. Peter III. Fjodorowitsch war nur sechs Monate lang Kaiser von Russland. In seiner nur 186 Tage dauernden Regentschaft hat er 200 Gesetze auf den Weg gebracht und zum Teil in Kraft gesetzt, weiß der Historiker Stange. Religionsfreiheit, Bildungspflicht für alle Kinder, Maßnahmen zur Bauernbefreiung und Abschaffung der Salzsteuer sind hier einige Stichworte. Der Zar mit Kieler Wurzeln wurde schließlich in Russland Opfer eines Auftragsmordes. Ausgeführt von einem Schauspieler. Auftraggeberin seine Frau, Katharina die Große, Ex-Prinzessin Sophie Auguste von Anhalt-Zerbst-Dornburg. Gesühnt wurde die Tat nie.
Zarenverein zählt 50 Mitglieder
„Als ich feststellte, dass Zar Peter in Kiel gar nicht mehr präsent ist, habe ich im Dezember 2008 beschlossen, den Verein zu gründen“, erklärt der geschichtsbegeisterte Stange. Heute hat der Verein, der sich wissenschaftlich anhand historischer Quellen mit Peter III. beschäftigt, etwa 50 Mitglieder. Von der Hausfrau bis zum Geschichtsprofessor ist alles vertreten.
Vor zwei Jahren wurde vor dem Kieler Schloss auf Initiative des Vereins eine Bronzestatue eingeweiht, die an Zar Peter III. erinnert. Das 100 000 Euro teure Werk, angefertigt von dem russischen Künstler Alexander Taratynov, hat der Verein durch Spenden finanziert. „Wir wollen die deutsch-russische Geschichte bekannt machen und die Freundschaft zwischen den Ländern fördern“, erklärt Stange. Gerade heute ist ihm dieses Anliegen aufgrund der angespannten politischen Lage wichtig.
Die Wanderausstellung wird seit 2012 in ganz Deutschland gezeigt. Sie ist vom 5. Juni bis 3. Juli, jeweils mittwochs bis sonntags von 10 bis 17 Uhr im Schloss (Schlossstraße 5) zu sehen. Außerdem zeigt der Zarenverein am 14. Juni, 18 Uhr, einen Lichtbildvortrag über Zar Peter III.