Reinbek. Reinbek. Die zehnjährige Sarah starb vor einem Jahr nach einem Unfall. Am Montag beginnt der Prozess gegen den Lkw-Fahrer.
Der 14. Mai 2014 hat das Leben von Holger, Maren und Anna-Sophia Mäckel für immer verändert. Ihre zehnjährige Tochter und Zwillingsschwester Sarah-Louisa wurde bei einem Verkehrsunfall in Schönningstedt so schwer verletzt, dass sie zwei Tage später im Universitätskrankenhaus Eppendorf ihren Verletzungen erlag.
Montag beginnt der Prozess gegen den Lkw-Fahrer
Laut einem Gutachter war er mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit auf der Sachsenwaldstraße unterwegs. Mit Tempo 82 war der 52-Jährige innerorts von der Straße abgekommen und auf den Grünstreifen geraten.
Mit immer noch Tempo 70 krachte der Lkw erst in ein Verkehrsschild, kurz darauf gegen den Ampelmast, neben dem die Grundschülerin stand. All dies wird auch am Montag zur Sprache kommen – in einem Prozess, in dem es um Fakten und nicht um Trauer und Verzweiflung gehen wird.
Eltern: "Wir haben uns auf den Prozess eingestellt."
„Wir haben uns darauf eingestellt, dass Emotionen im Gerichtssaal keinen Platz haben. Wir bekommen auch Medikamente, damit wir das durchstehen und ruhig bleiben“, sagt Maren Mäckel. Mit professioneller Hilfe bereiten sie, ihr Mann und ihre Tochter sich seit Langem gedanklich auf diesen Tag vor. Von der ersten Stunde an steht ihnen ein geschultes Kriseninterventionsteam zur Seite.
Während die Eltern in einem Schönningstedter Feuerwehrmann einen wichtigen Wegbegleiter gefunden haben, hat Anna-Sophia großes Vertrauen zu Pastorin Barbara Schöneberg-Bohl gefasst. In langen Gesprächen versucht die Familie, das Unfassbare zu verarbeiten.
Familie hofft auf eine Gefängnisstrafe
Nicht zum Prozess zu gehen, sei keine Option gewesen. Vater, Mutter und Schwester möchten das Gesicht des Mannes sehen, der ihre kleine Sarah mitten aus dem Leben riss. Das seien sie ihrem Kind auch schuldig. Und sie haben eine klare Vorstellung davon, wie der Prozess ausgehen soll. „Wir wünschen uns, dass der Mann eine Freiheitsstrafe bekommt, die nicht zur Bewährung ausgesetzt ist“, sagt die Mutter.
Die Vorstellung, dass der Schuldige aus dem Gerichtssaal marschiere und wenig später wieder mit seiner Familie am Kaffeetisch sitze, sei unerträglich. „Das wäre auch für unsere Tochter Anna-Sophia ein schlimmes Ergebnis. Das würde sie nicht als Gerechtigkeit empfinden.“
Das Mädchen, das im Januar elf Jahre alt geworden ist und seinen Geburtstag bis heute ohne die Zwillingsschwester nicht feiern mochte, geht seit Tagen nicht mehr zur Schule, grübelt viel. Der Prozess am Montag beschäftigt auch sie immens.
Vater: "Unsere Tochter hat alles richtig gemacht."
Die Eltern wissen: Ein Gerichtsurteil wird die Tragödie nicht ungeschehen machen. „Uns geht es auch nicht um Genugtuung. Aber wir möchten, dass ein Signal gegen Raserei gesetzt wird. Bei dem Strafmaß sollte auch berücksichtigt werden, dass nicht nur wir betroffen, sondern auch ganz viele andere Eltern erschüttert sind“, so Mäckel.
Viele hätten seit dem Unfall Angst, ihre Kinder allein hinaus in die Welt zu schicken. Denn: „Unsere Sarah hat alles, aber auch wirklich alles richtig gemacht. Damit, dass ein Lkw-Fahrer rast und die Kontrolle verliert, konnte sie nicht rechnen.“ Der Prozess am Montag wird für die Familie kein Schlusspunkt sein. Aber ein kleiner Meilenstein auf dem langen Weg der Trauerbewältigung.
(Hinweis: Wir berichten und zeigen die beigefügten Fotos mit ausdrücklicher Zustimmung der Angehörigen)