Grüne Damen feiern runden Geburtstag
Ein Stückchen Torte aus dem Café, eine Zeitschrift oder einen spannenden Krimi - all das und noch viel mehr bringt Marlies Graefe auf Wunsch ans Krankenbett. Die Oststeinbekerin ist seit elf Jahren eine "Grüne Dame". Eine gute Seele, die im Krankenhaus St. Adolf-Stift Zeit mitbringt, für jeden ein offenes Ohr hat, Trost spendet, liebe Worte findet.
Insgesamt 28 Frauen kümmern sich immer Dienstag- und Donnerstagvormittag ehrenamtlich um die Patienten, gehen von Zimmer zu Zimmer, bieten ihre Hilfe an oder hören einfach mal zu - und das seit 30 Jahren. Die Idee, einen solchen Dienst anzubieten, kam 1984 von einem Patienten selbst. Er trug der damaligen Pflegedienstleitung, Schwester Gerharda Biener, diese Idee vor. Auf den ersten Aufruf im Gemeindeblatt der katholischen Kirche hin meldeten sich drei Frauen. Als die Gruppe auf 25 Damen angewachsen war, konnten zwei Termine angeboten werden.
Die Idee, in ihrer Freizeit für andere Menschen da zu sein, hatte auch Marlies Graefe sofort überzeugt. Drei Mal ging sie mit erfahrenen Grünen Damen mit und entschied am Ende: Das mache ich auch. Oberstes Gebot: Sie und die anderen Engagierten drängen niemandem ein Gespräch oder ihre Hilfe auf. Auch gut gemeinte Ratschläge oder Monologe über eigene Erfahrungen sind nicht gefragt. "Ich frage auch nie, warum jemand da ist, welche Krankheit er hat", erklärt die gelernte Reederei-Kauffrau, die später in einem Kinderbuchverlag arbeitete. Möchte jemand darüber sprechen, hört sie selbstverständlich zu. Anfangs gingen ihr viele Lebens- und Krankheitsgeschichten schon an die Nieren. Mittlerweile nimmt sie all das nicht mehr mit nach Hause, schafft es, mitfühlend zu sein, aber emotional Grenzen zu ziehen.
Kein Tag als "Grüne Dame" gleicht dem anderen. Zu unterschiedlich sind die Menschen, auf die die Helferinnen treffen. "Wir müssen uns blitzschnell auf jeden einstellen können", berichtet Marlies Graefe. Gestern hat sie beispielsweise einen Plausch mit Hedwig Rakel (89) gehalten, ihr einen kleinen Schutzengel vorbeigebracht. Wenig später animierte sie Uwe Palm (71) aus Glinde, seine Anregungen für den Krankenhausalltag in einem gelben Bogen festzuhalten. Denn Feedback von den Patienten ist erwünscht. Genau wie die Grünen Damen möchten auch die Ärzte, Schwestern und die Leitung, dass sich alle wohl fühlen.