Lohe: Erster “Spatenstich“ für Renaturierung des Amelungsbachs
Einst rollten Panzer über Betontrassen durch die Lohe. Bauten aus der Zeit des Truppenübungsplatzes legen dem Amelungsbach noch heute an vielen Stellen ein künstliches Korsett an. Das wird in den kommenden zwei bis drei Monaten gesprengt. Die erste Schaufel für die Freiheit des kleinen Wasserlaufes setzte gestern Baggerfahrer Wolfgang Oldenburg an.
Denn mittlerweile gehört das Gelände zum "Nationalen Kulturerbe" Deutschlands und ist im Besitz der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Und die lässt in den kommenden zwei bis drei Monaten schweres Gerät auffahren, um die Voraussetzung zu schaffen, dass der Bach wieder natürlich fließen kann. In Zusammenarbeit mit Kreisbehörden, dem Gewässerunterhaltungsverband Schwarze Au Amelungsbach werden zwei ehemalige Panzerbrücken und zwölf Durchlässe aus Beton und Stahl abgerissen.
Der Amelungsbach mündet bei Reinbek in die Bille
Auf zwei Kilometern fließt der etwa acht Kilometer lange Bach durch die Lohe. Er entspringt bei Neu-Börnsen und mündet schließlich nördlich von Reinbek in die Bille. "Die Renaturierung war schon seit vielen Jahren angedacht. Jetzt kann es endlich losgehen", sagte Bernd Struwe-Juhl, Flächenmanager der Stiftung. Dass jetzt wieder mehr Wasser in den im Sommer häufig ausgetrockneten Bach fließt, wünscht sich Wohltorfs neuer Bürgermeister Gerald Dürlich. Der größte Teil der 237 Hektar großen Lohe liegt auf seinem Gemeindegebiet. Ulf Peters, Vorsitzender des Gewässerunterhaltungsverbandes, verbindet mit der Renaturierung eine weitere Hoffnung: "Die Wasserverhältnisse zwischen Trockenheit und Überschwemmungen nach Starkregen können sich normalisieren." Denn begleitend sollen unter anderem Flatterulmen gepflanzt werden, um einen neuen Auwald zu begründen. Der könnte als Überschwemmungsgebiet wie ein natürlicher "Schwamm" Wasser aufnehmen und langsam wieder abgeben. Fische, Libellen, Schnecken und Vögel wie die Gebirgsstelze oder der Pirol sollen das neue Paradies im Wasser, an den Ufern und in den Auwäldern erobern. "Dafür werden Sohlgleiten, Kiesschwellen und zahlreiche Störsteine dem Bach eine neue Dynamik verleihen", erläutert Struwe-Juhl.
Für Spaziergänger werde es sich allerdings schwieriger erschließen, wenn die Betonbrücken wegfallen, und nur an zwei Stellen sind Furten für Reiter vorgesehen.
Der Umbau ohne Planungskosten kostet 200 000 Euro. Insgesamt fließen 340 000 Euro von Bund und Land in die Renaturierung, um die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) umzusetzen. Dr. Carl-Heinz Schulz, Leiter für Regionalentwicklung, Umwelt und Bauen im Kreis Herzogtum Lauenburg, lobte, dass alle Beteiligten jetzt an einem Strang ziehen, was zu Zeiten, in denen die Lohe vom Bundesfinanzministerium verwaltet wurde, nicht so einfach war: "Vor Ort ist man eben enger zusammen, und da geht es dann relativ schnell."