Reinbek. Die einen sammeln Briefmarken, Gastwirt Joachim Niemann sammelt Kafffeekannen. Fast 200 hat er inzwischen, darunter auch eine, die Erich Honecker gehörte.

Selbst wenn auf einen Schlag unangekündigt 16 Reisebusse mit je 50 munteren Senioren auf seinen Parkplatz rollen würden, bliebe Joachim Niemann die Ruhe selbst. Denn der Wirt des gleichnamigen Gasthofes in Reinbek weiß: Für Kaffee ist gesorgt. Der 61-Jährige unterhält eine imposante Sammlung von Porzellan-Kaffee-Kännchen, die über das gesamte Restaurant verteilt sind. Die meisten haben schon in den 1940er- oder 50er-Jahren auf den Kaffeetafeln in der Region gestanden. Auf einen Schlag an die 800 Tassen „Braunen“ auszuschenken, wäre also kein Problem.

Die große Sammlung fing mit einer kleinen Schenkung an. „Gäste mussten die Wohnung ihrer Großmutter ausräumen. Von den sieben Kaffee-Kännchen, die sie fanden, wollten sie sich jedoch nicht so einfach trennen. Sie schlugen vor, sie bei uns auszustellen“, erinnert sich Joachim Niemann. Das sprach sich schnell herum, flugs gesellten sich die nächsten Kannen dazu. Mittlerweile sind es fast 200, ein Ende ist nicht in Sicht. Die wenigsten ahnen jedoch, dass sich in der Sammlung auch eine echte Rarität befindet – eine Kanne, aus der DDR-Staatsoberhaupt Erich Honecker in den Ferien seinen Kaffee zu trinken pflegte.

„Ein Stammgast handelte mit Immobilien, darunter auch das Ferienhaus Honeckers. Zur Erinnerung durfte er sich einen Gegenstand mitnehmen. Die Kaffeekanne gefiel ihm am besten“, erinnert sich Niemann. Blaues Porzellan mit silbernen Einfassungen – so liebte es der Staatschef, dessen Volk wegen überteuerter Kaffeepreise in den 1970er-Jahren massiv auf die Barrikaden ging.

Bei Joachim Niemann kommt seit Jahren nur fair gehandelter Kaffee auf den Tisch. Rund 75 Prozent seiner Kunden trinken zum Kuchen gern den klassischen Bohnenkaffee, serviert in den kleinen, weißen Porzellan-Kännchen. Die ältere Generation greift gern zur magenfreundlichen Sorte, nur ein paar Jüngere bestellen Kaffeespezialitäten mit Milch wie Latte macchiato, Cappuccino oder Café au lait. „Der Espresso hat mittlerweile den Schnaps nach dem Essen abgelöst“, weiß Niemann.

Er kann sich noch sehr gut an seine Kinderzeit erinnern, als rund 320 Ausflügler am Wochenende auf der Außenterasser des Gasthofes Platz nahmen, sich Kaffee bestellten, den Kuchen aber in Tupperdosen selbst mitgebracht hatten. „Das war normal“, sagt der Gastwirt, obwohl der hauseigene Kuchen schon damals hervorragend war. „Am besten schmeckt der Rand von warmem Apfelkuchen, schon immer“, schwärmt er.

Ins Schwärmen geriet auch eine Dame beim Anblick eines Milchkännchens aus Niemanns Sammlung. Ob sie dieses gegen ein Zuckerdöschen tauschen dürfe, fragte sie. Es passe so gut zu ihrem eigenen Porzellan. Genehmigt!