Reinbek. “Land unter“ heißt es bei starkem Regen am Samlandweg in Neuschönningstedt. Mittlerweile nennen Anwohner ihre Straße schon die “Fünf-Seen-Platte“. Am Freitagabend stand Anwohner Ingo Dittmann wadentief in einem Straßensee wenige Meter von seinem Haus entfernt.
Die Straße konnte die Regenmassen nicht mehr fassen. Orientierung im Wasser gab nur ein Holzstab, der den darunter liegenden überschwemmten Gully kennzeichnete. "Das Wasser fließt nicht ab, weil der Zweckverband Südstormarn zwar unter unserer Straße die Regenentwässerung erneuert, sie aber noch nicht an die Stettiner Straße angeschlossen hat", erklärt der 48-Jährige. Auch das Wochenende brachte kaum Entlastung, denn es regnete gestern nahtlos weiter.
Bei solchen Szenarien ist Eva Dühring an ihr Haus gefesselt. "Meine Tochter kauft für mich ein, raus komme ich ja nicht mehr", sagt die 83-Jährige. Mit dem Auto durch die Überschwemmung zu fahren, traut sie sich nicht mehr zu, auch das Laufen auf dem sandigen Baustellenweg ist beschwerlich. Nachbar Thomas Doetzkies (39) wird bei Regen richtig kreativ. "Die Mülltonne fahre ich mit dem Fahrrad zur Straße. Sonst bin ich ja nass, wenn ich angekommen bin." Weniger um nasse Füße als vielmehr um ihr Auto macht sich Regina Litzba (74) Sorgen. Denn viele Stellplätze im Samlandweg sind entweder überschwemmt oder von Baumaterial zugestellt, auch in den umliegenden Straßen sorgt der Zweckverband für Baustellen-Chaos.
"Dass der Zweckverband unsere Straße als Ablageplatz für Rohre und Sand benutzt, hat uns bei der Bürgerinformation niemand gesagt. Man hatte uns mitgeteilt, dass die Arbeiten zwei Wochen dauern. Mittlerweile sind es zwei Monate", ärgert sich Thomas Doetzkies.
Dass nicht alles reibungslos klappen würde, hatten sich er und die anderen Anwohner schon gedacht. Aufmerksam hatten sie die Arbeiten des Zweckverbandes in anderen Straßen Neuschönningstedts beobachtet. Auch die Arbeiten am Oher Weg, Op den Stüben und am Rosenweg hatten den Stadtteil über Monate lahm gelegt. In den Wintermonaten ging es nicht voran, die Schlaglöcher waren bis zu 30 Zentimeter tief, Gäste der Anwohner gingen in dem Umleitungschaos zuweilen verloren.
Die Anwohner des Samlandweges ahnen bereits, dass ihnen ein ähnliches Schicksal blühen könnte. "Wenn es nicht voran geht, ist bald schon wieder Winter", sagt Regina Litzba, die schon seit 1963 am Samlandweg wohnt. An die Gründerzeit ihrer kleinen Anwohnerstraße erinnert sie und ihre 83-jährige Nachbarn die derzeitige Baustelle nicht. "Als wir 1968 einzogen, gab es nämlich eine Straße und nicht so was hier", sagt Eva Dühring.