Wentorf. Lange haben die kommunalen Vertreter aus Wentorf, Wohltorf und Börnsen darauf gewartet: Nun ist das Happy End für die Lohe besiegelt.

Im Wentorfer Rathaus unterzeichneten Herlich Marie Todsen-Reese, Vorsitzende der Stiftung Naturschutz, und Axel Kunze, Vorstand der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), gestern die Übertragungsvereinbarung. Noch in diesem Jahr soll aus dem ehemaligen Truppenübungsplatz ein Nationales Naturerbe werden.

"Dieser historische Tag ist vielen, aber vor allem auch dem Engagement von Norbert Brackmann zu verdanken", lobte Bürgermeister Matthias Heidelberg den CDU-Bundestagsabgeordneten, der es geschafft hatte, alle Beteiligten wieder an einen Tisch zu bekommen. Mit dem Erfolg, dass die BImA das Gelände unentgeltlich an die Stiftung überträgt.

"Mit der Lohe (etwa 230 Hektar) sind aktuell 570 Hektar Flächen im Land Schleswig-Holstein an Träger des Naturschutzes übertragen", würdigte Kunze den Beitrag für die Umwelt. Es freue ihn, dass der Bundesforst im Auftrag der Stiftung weiter an der Pflege beteiligt werde.

Todsen-Reese versprach, das Vertrauen in die Stiftung einzulösen, aber auch die Menschen auf dem Weg mitzunehmen: "Wir wollen zusammen mit der Gemeinde zu einem Naturschutzkonzept kommen, das die Bedürfnisse der Naherholung berücksichtigt. Bürger können in Workshops ihre Ideen und Sorgen einbringen."

In einer Lenkungsgruppe aus Vertretern von Politik, Behörden und Naturschützern soll ein Nutzungskonzept erarbeitet werden. "Natürlich hat unser Stiftungsland in erster Linie den Zweck, die biologische Vielfalt zu erhalten", erklärte Todsen-Reese. Ob jeder Weg erhalten bleibe, könne sie deshalb nicht versprechen, aber es werde ein Besucherlenkungssystem geben. Wälder sollen sich nach einer Umbauphase, in der standortfremde Gehölze entfernt werden, zu natürlichem Urwald entwickeln, die Holznutzung werde eingestellt, Entwässerungsgräben rückgebaut.

Begonnen hatte der Aufbruch in die Wildnis dort, wo sich gestern Herlich Todsen-Reese, Dr. Kilian Delbrück (Bundesministerium für Umwelt, Reaktorsicherheit und Naturschutz), Axel Kunze sowie Reinhard Schmidt-Moser (Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein) trafen, um das "Vorzeigeprojekt der Naturschutzpolitik" zu würdigen.

Die Wentorfer Lohe, einst militärisches Übungsgelände, wurde 1997 vom Verteidigungsministerium an die Bundesvermögensverwaltung übergeben. Während Reiter, Hundebesitzer und Spaziergänger das Gelände schnell für die Naherholung eroberten, rangen die Gemeinden um die Zukunft der Lohe. Das neue Ausflugsziel weckte viele Begehrlichkeiten. Die Gemeinden wollten es aber für die Naherholung erhalten. "Die Chance, so ein Gelände zu erwerben, erhält man nur einmal im Leben", warb Wentorfs ehemaliger Bürgermeister Holger Gruhnke damals.

Doch die Pläne scheiterten an den Forderungen der Oberfinanzdirektion. Die wollte das Gebiet für damals 5,8 Millionen Mark veräußern. Angesichts der leeren Kassen der beteiligten Kommunen war das nicht realisierbar. Landes- und Bundespolitiker aller Parteien versprachen schließlich Hilfe und fragten bei der Landesregierung an, ob das Gelände unter Naturschutz gestellt werden kann. Es wurde versucht, Druck auszuüben, um den Gemeinden das Vorkaufsrecht zu sichern. 2001 bekamen sie Unterstützung von zahlreichen Bürgern. 3000 Unterschriften wurden für die Lohe gesammelt. Der Charakter und Erholungswert der heideähnlichen Landschaft sollte unbedingt erhalten bleiben. Dafür spielten die Gemeinden einen Joker aus: Um den Verkauf der Immobilie für Bauprojekte uninteressant zu machen, stellten sie einen Bebauungsplan auf. Ein Sonderangebot sollte die Gemeinden umstimmen. Das Bundesministerium bot 77 statt 100 Prozent des Ex-Truppenübungsplatzes an. Eine Zerstückelung würde das Konzept für ein Erholungsgebiet gefährden, lehnten die Bürgermeister das Lockangebot damals ab.

Es sollten noch Jahre vergehen, bis sich 2008 erstmals eine tragfähige Lösung abzeichnete: Die Chance, die Lohe an die Stiftung Naturschutz zu übergeben, wurde ergriffen, der Bund verschenkte nach Jahren ergebnisloser Verhandlungen die Lohe.