Reinbek (eb). Rolf Beuck hat sein Motto wahr gemacht. “Ich bin dann mal weg!“ Zwei Monate reist der 74-jährige Reinbeker mit dem Containerschiff MS ITAL Contessa von Hamburg nach Fernost und wieder zurück.
Sein neues Zuhause auf Zeit ist 334 Meter lang und 42,80 Meter breit. Jetzt hat er sich erstmals vom Schiff aus gemeldet.
Seine ersten Schritte an Bord hat Rolf Beuck nicht nur im Kreis seiner Familie, sondern auch mit Deckschuhen gemacht. Denn obwohl das Containerschiff einen rustikalen Eindruck macht, sollen die gepflegten Fußböden, die zu den Kabinen führen, nicht beschmutzt werden. An Komfort mangelt es auf dem Stahlriesen generell nicht. Auf 20 Quadratmetern mit Doppelbett, Bad, Dusche und WC kann er es sich gemütlich machen: Nur der Fernseher ist die meiste Zeit Dekoration, auf See gibt es nämlich keinen Empfang. Der Blick aus den Kabinenfenstern ist ein wenig eingeschränkt, schließlich reist der Reinbeker auf einem Containerschiff, und die Fracht türmt sich haushoch auf dem Deck.
Der Zimmerservice allerdings funktioniert prima. "Nach der Begrüßung durch den Kapitän brachte der 1. Offizier gleich drei Flaschen Bier", berichtet Beuck.
Für ihn werden Ingenieursträume wahr, darf er sich auf dem Schiff doch frei bewegen, jeden Winkel erkunden. "Die Größe der Hauptmaschine übertraf alle meine Erwartungen", schwärmt der 74-Jährige, der selbst als junger Mann jahrelang zur See fuhr. Die Hauptmaschine kann mit ihren zwölf Zylindern 94 000 PS leisten. Von der Schaltzentrale im Maschinenraum wird der vollautomatische Schiffsbetrieb gesteuert und überwacht. Die Hauptmaschine und viele anderen Aggregate werden von der Brücke aus gestartet. Das sind Fakten, die den Weltenbummler faszinieren.
Während er das Auslaufen des Schiffes aus dem Hamburger Hafen glatt verschlafen hatte, war er beim Einlaufen in den größten Containerhafen Europas in Rotterdam hellwach. Beuck beobachtete, wie vollautomatisierte, ferngesteuerte Containertrolleys die Boxen zu den Hebe- und Verladebrücken brachten, wie sie im Schiffsbauch oder an Deck für die große Reise gestapelt wurden.
Noch spannender wurde es für ihn in der sechs Stunden entfernten englischen Hafenstadt Felixstowe. Dort waren die Hafenanlagen so überfüllt, dass das Containerschiff vor Anker gehen und zwei Tage warten musste. Gegen Mitternacht durfte der Hamburger Frachter dann am hell beleuchteten Pier von Felixstowe festmachen. Zwei ganze Tage dauerten dieses Mal die Ent- und Beladearbeiten.
"Von England aus sind wir dann durch den englischen Kanal in die stürmische Biskaya gefahren. Bei bis zu acht Windstärken rollte das Schiff rhythmisch von einer Seite auf die andere und stampfte schwer durch die See", berichtet der Reinbeker. Die frohe Botschaft: "Ich bin nicht seekrank geworden", sagt Beuck. Ob das so bleibt, wird er uns in seiner nächsten Mail von hoher See aus verraten.