Reinbek. Rolf Beuck (74) aus Reinbek erlebt zwei Monate die Weltmeere hautnah und erfüllt sich damit einen Traum.

Die Tage als „Landratte“ sind für Rolf Beuck gezählt. Am Mittwoch wird der 74-Jährige mit dem Frachtschiff MS Ital Contessa ab Hamburg in See stechen. Das Wichtigste: Er muss absolut pünktlich im Hafen sein. „Containerschiffe warten nicht auf Passagiere. Das wichtigste sind die Container“, weiß der Reinbeker schon jetzt. Zeit ist auch auf den Weltmeeren bares Geld.

Sein neues Zuhause auf Zeit ist mehr als 100.000 Tonnen schwer, 334 Meter lang und 42,80 Meter breit. Er selbst hat eine 40 Quadratmeter große Passagierunterkunft gebucht. Auf Komfort muss er nicht verzichten. Das Schiff hat einen Indoor-Swimmingpool, Sauna, einen Salon, sogar Fahrstühle. Wenn Rolf Beuck morgens nach dem Aufstehen eine Runde an der frischen Luft drehen möchte, ist er auf dem Schiff locker 1,5 Kilometer an Deck auf Tour. Zwei Monate wird der Stahlriese, der unter deutscher Flagge fährt, unterwegs sein. Die Route führt von Hamburg aus über Rotterdam, Zeebrügge, Port Said, durch den Suezkanal, Hongkong, Quingdao, Shanghai, Ningpo, Yantian, den Suezkanal, Felixstowe zurück nach Hamburg.

Container Schiffreise
Container Schiffreise © Susanne Holz | Susanne Holz

Den Wunsch, auf einem Containerschiff die Welt zu erkunden, hat Rolf Beuck schon lange. Als junger Mann ist der gelernte Schiffsingenieur als Ingenieurassistent bereits längere Zeit zur See gefahren. Der Liebe wegen ging er an Land, die Sehnsucht, die Freiheit auf dem Meer zu spüren, blieb. „Meine Frau und ich waren fast 50 Jahre verheiratet. Nach ihrem Tod 2009 reifte in mir die Idee, mir einen langen Traum zu erfüllen“, sagt der Witwer. Er weiß, dass seine verstorbene Frau, seine Jugendliebe, ihm die Reise von Herzen gönnen würde.

Zentralamerika, Nordamerika, Afrika, Australien und Asien sind auf Rolf Beucks persönlicher Landkarte schon jetzt keine unbekannten Flecken mehr. „Damals lagen die Schiffe länger im Hafen. Ich habe mir vor Ort ein Auto geliehen und bin teilweise eine Woche durch die fremden Länder gefahren, habe viel gesehen“, erzählt der 74-Jährige, der seit 1961 auf keinem seetüchtigen Schiff mehr gewesen ist.

Eine klassische Kreuzfahrt kommt für ihn nicht infrage. Auf die MS Deutschland oder die Aida kriegt ihn niemand. Grund: Als Containerschiff-Passagier hat er beispielsweise die Möglichkeit, in Bereiche des Schiffes vorzudringen, die für den normalen Pauschaltouristen tabu sind. Ob Maschinenraum oder Brücke, er ist überall gern gesehen. Geplant ist schon jetzt, dass er in der Kombüse für die Mannschaft Spaghetti Bolognese nach „Reinbeker Art“ kochen wird. Besonders interessiert sich der Mitfahrer für den Maschinenraum, denn da hat sich in den vergangenen Jahrzehnten am meisten verändert. Die Mannschaft besteht heutzutage nur noch aus 23 Mann plus Kapitän, vieles ist an Bord automatisiert.

Doch die Moderne bringt auch Gefahren mit sich. Die Reederei wies ihn schon im Vorfeld darauf hin, dass im Golf von Aden Piraten lauern könnten. Zudem musste er zahlreiche Versicherungen abschließen. Wird er an Bord krank, muss der Containerriese seinetwegen den nächsten Hafen ansteuern. Ein Umweg, der Geld kostet und gegen den man sich besser absichert. Zudem ließ er sich gegen Cholera und Gelbfieber für die Suezkanalfahrt impfen, zahlreiche Visa liegen griffbereit.

Damit zu Hause in seiner Abwesenheit alles „an Bord bleibt“, hüten Freunde sein Haus. Die Kommandobrücke im Eigenheim übernimmt Rolf Beuck wieder in zwei Monaten. Bis dahin sagt er: „Ich bin dann mal weg.“