Reinbek. Auf seine morgendliche Joggingrunde musste Thomas Doetzkies am Mittwoch verzichten. Dennoch hatte der 38-Jährige einen mehr als erhöhten Pulsschlag. Grund: Der Reinbeker, der sich gerade auf einen Halbmarathon vorbereitet, hat kurz nach dem Aufstehen ein Menschenleben gerettet.
Als der Besitzer eines Catering-Services gegen 6.40 Uhr die Sportschuhe schnürte, hörte er einen durchdringenden Piepton. „Ich dachte, es sei das Alarmsignal des Müllwagens, die Papiertonne sollte geleert werden.“ Doch am Samlandweg war nichts zu sehen. Stattdessen bemerkte er, dass aus dem obersten Fenster seines Nachbarhauses starker Rauch kam.
Der Sportler rannte los, klingelte am Mehrfamilienhaus Sturm. Eine Nachbarin öffnete, Sekunden später sprintete Doetzkies die Stockwerke Richtung Dachgeschosswohnung hoch. Vorbei an Blumentöpfen auf den Fensterbänken, Kinderschuhen auf den Fußmatten und gepuzzelten Bildern mit Landschaften und Babymotiven an den Wänden. Der Rauchgeruch wurde immer stärker, der Piepton immer durchdringender. Das, was der Frühaufsteher gehört hatte, war ein Rauchmelder.
„Ich rief, ob alles okay sei und bekam von einem Mann eine positive Antwort“, erinnert sich Doetzkies. Er lief wieder runter, sah jedoch von außen, dass der Rauch noch stärker geworden war. Jetzt gab es kein zurück mehr. Der 38-Jährige rief die Feuerwehr, lief wieder ins Brandhaus. Plötzlich hörte er einen Hilferuf aus der Wohnung. „Jetzt musste ich handeln. Ich habe Anlauf genommen und die Wohnungstür eingetreten.“
Eine schwarze Wand aus Rauch kam ihm entgegen. „Ich habe mich hingekniet, nach dem Mann gerufen. Als ich nicht weit von mir entfernt Schuhe sah, bin ich aufgesprungen, habe die Luft angehalten und den orientierungslosen Mann rausgezogen“, erinnert sich Doetzkies an die gefährlichen Minuten. Er gibt zu: „Ich habe gehandelt und gar nicht viel gedacht.“ Der Retter brachte den Mann in Sicherheit. Was er nicht bemerkte: Während er bei einer Nachbarin um ein Glas Wasser und eine Decke für das Opfer bat, war das wieder in die verrauchte Wohnung gelaufen. Der 53-jährige, allein lebende Mann wollte seine Katze retten. Eine Idee, die ihn beinahe das Leben kostete. Als Sekunden später Feuerwehreinsatzleiter Oliver Selke in Begleitung von zwei Polizisten zur Brandwohnung lief, kam ihm der Mann entgegen, brach im Treppenhaus vor seinen Augen bewusstlos zusammen. Die drei Männer trugen ihn ins Freie, dort wartete ein Rettungsarzt.
Seine Katze retteten die Kameraden der Feuerwehr aus Reinbek, Schönningstedt und Ohe. Sie fanden das verängstigte Tier unversehrt hinter der Waschmaschine. Während sein gerettetes Herrchen ins Krankenhaus St.-Adolf-Stift gebracht wurde, kam die Katze zunächst bei Nachbarn unter, später im Reinbeker Tierheim. Auch die Brandursache war schnell gefunden. Der 53-jährige Busfahrer hatte sich an diesem Morgen Essen auf dem Herd zubereitet, war darüber eingeschlafen.
Einsatzleiter Oliver Selke ist erfreut darüber, dass Thomas Doetzkies in der brenzligen Situation sofort gehandelt und die Feuerwehr gerufen hat. Der Experte weiß aber auch, dass sich der 38-Jährige in seinem Wunsch zu helfen, selbst in Gefahr gebracht hat. Beim Eintreten der Tür hätte ihm eine Stichflamme entgegenkommen können. Selke sagt deshalb: „Eigenrettung geht immer vor Fremdrettung.“ Doetzkies würde wieder schnell helfen.