Reinbek Es gibt sie noch, die grüne Flasche mit dem Label Fürst-Bismarck-Korn. Doch dort, wo Fürst Otto von Bismarck einst das Traditionsgetränk gebraut hat, wird es längst nicht mehr produziert. Die Marke ist verkauft.

Dafür hat sein Urenkel, Maximillian Graf von Bismarck, ein neues Lieblingsgetränk: Der Korn ist passe, es lebe der Wodka. Und der schmeckt nicht nur dem 62-Jährigen, wenn er abends am Kamin auf Gut Schönau zur Zigarre greift. Der neue Klare hat den Generationssprung geschafft. Das war dem Korn als Bestandteil des in die Jahre gekommenen Thekengedecks "Korn plus Bier" trotz aufwendiger Werbekampagnen nicht gelungen.

In den 74 Eschenholzfässern in Ohe reift jetzt der Wodka aus Weizen, Roggen und 60 Prozent Wasser bester Qualität aus eigener Quelle. "Die Rezeptur, die Zar Alexander II 1860 Otto von Bismarck anvertraute, schenkt diesem Wodka seine russische Seele", ist Bismarck sicher. "Mindestens sechs Monate lagert er in den Fässern. Das Holz gibt das milde Aroma und seine Klarheit", sagt Bismarck, der zusammen mit Kellermeister Manfred Nippelt jeden Tropfen testet, bevor er in die Flasche kommt. Zusammen mit dem Apfelkorn treten vom Norden Reinbeks aus etwa 300 000 Flaschen pro Jahr den Weg in die Welt an. Darunter auch Bismarcks Favorit, der Kamasutra-Wodka mit Ginseng oder Passionsfrucht.

In den Supermarktregalen findet sich die neue Generation aus der ehemaligen Traditions-Kornbrennerei jedoch selten: "Wir setzten auf Exklusivität", sagt Bismarck. Händler aus aller Welt bestellen in Ohe, in den Bars von Beirut über Paris bis London werden die Fürstlichen Getränke stilvoll kredenzt.

19 Mitarbeiter sind in Ohe mit der Produktion und Vermarktung beschäftigt. Die große Abfüllanlage, in der bis 2005 der Bismarck Korn abgefüllt wurde, gibt es nicht mehr. Dafür wird eine kleinere auf Nachfrage zum Laufen gebracht.

Christa Leitner (57), seit 15 Jahren Betriebsleiterin, und Brigitte Gribisch (50), seit 17 Jahren kaufmännische Leiterin, stehen Bismarck als leitendes Team der "Bismarck Premium Brands" zur Seite.

Und an Ideen mangelt es nicht: "Die historische Kornbrennerei, die leer steht, würden wir gern mit Leben erfüllen", sagt Bismarck. Dafür brauche er aber einen Partner, zum Beispiel für eine Erlebnisgastronomie mit eigener Brennerei, denn die Kessel gibt es noch. Ideen, hier Biodiesel herzustellen, scheiterten. Jeden Donnerstag gibt es am Schönauer Weg 16 in Ohe einen Werksverkauf (14 bis 15 Uhr) für die Bismarck-Produkte zu denen auch Wein und Sekt zählen.