Aumühlerin leitete bis ins 88. Lebensjahr das Bismarckmuseum in Friedrichsruh.
. Ingeborg Köpke ist auch mit 88 Jahren noch eine "Powerfrau". Sie hat ihren Beruf geliebt und gelebt - und das über mehr als fünf Jahrzehnte lang. Die Aumühlerin hat erst vor wenigen Monaten ihre Berufstätigkeit aufgegeben. Sie war seit 1952 ohne Unterbrechung im Bismarck-Museum in Friedrichsruh beschäftigt. "Seit 1961 als Museumsleiterin", erzählt die alte Dame mit dem fröhlichen Lächeln. Und warum war sie so lange über das Rentenalter hinaus berufstätig? "Weil der Fürst mich gebeten hat, weiterzumachen", antwortet sie spontan.
Während viele Frauen ihrer Generation nie berufstätig waren oder mit Mitte 60 in Rente gehen, gab es für Ingeborg Köpke keine Pause. "Früher bin ich gemeinsam mit meinem Mann nachts bei Sturm und Gewitter losgefahren, wenn die Alarmanlage im Museum losging", erinnert sie sich. Etwa 70-mal gab es Fehlalarm in ihren Dienstjahren - passiert ist nie etwas. Ein Bilderdiebstahl während der Besuchszeit dagegen konnte nie aufgeklärt werden.
Ihr Lieblingsgegenstand im Museum ist die große Standuhr, die seit 1885 auch für viele interessante Persönlichkeiten die Stunde angezeigt hat. Konrad Adenauer, Königin Beatrix und Prinz Claus, viele Minister, Botschafter, Schauspieler und sogar den König von Togo hat sie durch das kleine Museum geführt.
"Bismarck zu erforschen ist eine Sache, aber man muss ihn erfassen und erspüren als Politiker und Mensch", fasst Köpke ihre Beziehung zu dem Mann zusammen, dem sie so viele Jahre ihres Lebens gewidmet hat. Ihr Anliegen war es immer, den Besuchern im Museum die Person Otto von Bismarck menschlich nahe zu bringen. Und das scheint ihr gelungen zu sein, wie die Einträge und Danksagungen im Gästebuch belegen. "Ich musste in all den Jahren nie Schüler aus dem Museum verweisen", erinnert sie sich. Mit ihrer Begabung, spannend zu erzählen, gelang es ihr, auch jüngere Schüler für einen der wichtigsten deutschen Politiker zu interessieren.
"Ich bin Autodidaktin in Sachen Bismarck", erklärt sie bescheiden. Dabei wird schnell klar, wie viele Bücher von und über den Reichskanzler sie gelesen haben muss, wenn sie zu erzählen beginnt.
Ingeborg Köpke hat sich in all ihren Dienstjahren nie gelangweilt, es gab immer jede Menge zu tun. Sie war - gemeinsam mit ihrem Team - nicht nur für die Leitung des Museums verantwortlich, sondern auch für die Pflege der Außenanlagen und die Heizöllieferungen. Als ihr Mann Alfred, der 36 Jahre lang in der Bismarck'schen Verwaltung tätig war, 1991 starb, war sie froh, weiterarbeiten zu können.
Bis zu ihrem Umzug in ein Seniorenheim vor einem Jahr war sie voll beschäftigt mit "Haus, Hof Garten und Museum". "Man darf nie bequem werden", erklärt sie. Und deshalb wundert es auch nicht, dass die agile Seniorin einen Hometrainer besitzt, auf dem sie regelmäßig ihre Kondition verbessert, täglich eine große Runde spazieren geht und immer beschäftigt ist.