Reinbek. Alles soll perfekt sitzen: Schwester Jacinta (64) zupft das Häubchen ihrer “C&A-Schwester“ zurecht. Das Modehaus hat die Puppen ausgeliehen. Am morgigen Freitag tragen sie zum Tag der offenen Tür Ordenstrachten.

In 125 Jahren hat sich auch die Mode der „Kongregation der Schwestern von der Heiligen Elisabeth“ geändert. Eines ist jedoch geblieben, seit die ersten drei Schwestern 1883 in ein Strohdachhaus an der Hamburger Straße zogen: ihr uneigennütziger Einsatz für Hilfsbedürftige. Der legte in Reinbek den Keim für das Krankenhaus St. Adolf-Stift – mit heute 500 Beschäftigten, 324 Betten und 16.120 stationären Patienten pro Jahr.

Dabei hatte der Hamburger Konsul Adolf Schramm die Schwestern nicht zum Arbeiten in die frühere Mädchenschule geholt. „Er wollte hier eine Erholungsstätte für die in Hamburg tätigen Krankenpflegerinnen schaffen“, sagt Schwester Gerharda Biener (75), die bis 2004 Pflegedienstleiterin war.

Doch die mildtätigen Damen werden bald ihrem guten Ruf gerecht und kümmern sich um Kranke, die bei ihnen Hilfe suchen. 1884 erhält die Kongregation die Genehmigung für die Aufnahme von Patienten. 1890 wird das „Schrammsche Asyl“ Eigentum des Ordens. Die 13 Betten reichen schon lange nicht mehr aus. Der Grundstein für eine bis heute andauernde Baugeschichte wird gelegt: Das Strohdachhaus weicht 1897 einem Neubau; die „Villa Maria“ und das „Gartenlokal Harmonie“ werden angekauft; 1930 und 1954 schaffen Anbauten Platz für weitere Betten; 1976 folgt mit dem heutigen Krankenhausmittelbau der größte Sprung auf 300 Krankenbetten, 1995 kommen der Eckbau und das Altenheim für die Schwestern auf dem etwa 7,5 Hektar großen Gelände hinzu. Und damit ist der Expansionskurs nicht abgeschlossen: Bis 2012 wird es jährlich ein weiteres Millionen-Projekt geben.

Die 39 Schwestern, die noch im Provinzhaus leben, fühlen sich heute wie damals dem Krankenhaus verpflichtet. Sie bieten den Patienten im modernen Krankenhausalltag vor allem seelischen Zuspruch. „Es gab Zeiten, da waren alle Posten bis auf die Ärzte mit Schwestern besetzt“, erinnert sich Schwester Barbara Hellmann an eine Ära, die bis in die 70er-Jahre reichte.

Bis 1953 war die Kapelle im Schwesternhaus übrigens auch Pfarrei – allerdings ohne Glocken, denn die wurden im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen. Ein trauriger Moment für die Schwestern, denn die Glocken zierten auch die eingravierten Namen der Kinder des Stifters Tiefenbacher, ein Schwiegersohn von Konsul Schramm.

Dafür schmücken zum morgigen Auftakt des Festjahres „125 Jahre St. Adolf-Stift“ Blumen die Kapelle. Nach einer kurzen Andacht (13 Uhr) führen die Schwestern Gäste durchs Haus und gewähren zum Tag der Offenen Tür mit einer für diesen Tag zusammengestellten Ausstellung einen Einblick in die Geschichte des St. Adolf-Stifts. Im Anschluss gibt es eine feierliche Messe mit Dr. Werner Thissen, Erzbischof von Hamburg. Weitere Feierlichkeiten werden im Laufe des Jahres bis November folgen.

* Das St.-Adolf-Stift ist eine Einrichtung der Schwestern von der heiligen Elisabeth, einer katholischen Ordensgemeinschaft, die 1842 in Schlesien gegründet wurde und 1871 die Approbation als Kongregation päpstlichen Rechts erhielt. Rechtsträger ist die Katholische Wohltätigkeitsanstalt zur heiligen Elisabeth (KWA) .