Oststeinbek/Glinde. Etwa 5000 Bürger in Glinde und Oststeinbek sind betroffen und müssen ihre Wohnungen verlassen. Alle Infos zur Bombenentschärfung.

Rund zweieinhalb Stunden tagte ein Krisenstab, bestehend aus 25 Personen, am Montagnachmittag im Bürgersaal in Oststeinbek. Darunter Verwaltungschef Jürgen Hettwer, dessen Glinder Pendant Rainhard Zug, Vertreter der Feuerwehr aus beiden Kommunen, die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH), der Katastrophenschutz des Kreises, das Technische Hilfswerk (THW), die Polizei und zwei Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes. Sie planten die Entschärfung einer 500 Pfund schweren Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg inklusive Evakuierung von Wohngebieten am Freitag.

Der Blindgänger wurde auf einem Feld an der Möllner Landstraße in der 9100-Einwohner-Gemeinde entdeckt. Unsere Redaktion beantwortet die wichtigsten Fragen zur Aktion.

  • Wie viele Menschen müssen ihre Häuser und Wohnungen verlassen?

Rund 5200 Personen sind betroffen, 2200 aus Oststeinbek. Ab 7.30 Uhr werden in einem 1000-Meter-Radius vom Fundort zahlreiche Straßen gesperrt, auch ein Abschnitt der Ortsdurchfahrt. Busse werden während der Bombenentschärfung über die Autobahn umgeleitet. Folgende Bereiche werden evakuiert: in Oststeinbek die Möllner Landstraße Höhe Stormarnstraße, die Ostseite des Wiesenwegs und alle davon abgehenden Straßen sowie im Süden ab Lägerfeld.

In Glinde sind es der Papendieker Redder ab Höhe des Wasserwerks, der Havighorster Weg ab Brücke Glinder Au, die Westseite vom Tannenweg und die Möllner Landstraße ab der Star-Tankstelle. Schulen, Kitas und Altenheime liegen nicht in der Zone. Die Polizei weist ausdrücklich darauf hin, dass alle Personen den Gefahrenbereich bis 7.30 Uhr verlassen müssen.

  • Gibt es Notunterkünfte in beiden Kommunen?

Ja. Die Bürgermeister bitten Menschen, die ihre Bleiben vorübergehend nicht nutzen können, bei Bekannten oder Verwandten unterzukommen. Wenn das nicht möglich ist, finden sie in Oststeinbek in der Walter-Ruckert-Sporthalle, wo auch Feldbetten bereitstehen, sowie in der Sporthalle der Grundschule Tannenweg in Glinde Unterschlupf. Essen und Trinken gibt es gratis. „Es ist aber keine Vollverpflegung“, sagt Hettwer. Auf Anfrage über eine Telefonhotline werde ein Fahrdienst für ältere Menschen organisiert. Die Gemeinde verteilt Zettel mit Details an die Haushalte. Für Personen, die mit dem Coronavirus infiziert sind, soll ein Zelt neben der Walter-Ruckert-Halle aufgebaut werden.

Rund 5200 Menschen in Oststeinbek und Glinde dürfen am Freitag erst in ihr Zuhause zurück, wenn von der Bombe keine Gefahr mehr ausgeht.
Rund 5200 Menschen in Oststeinbek und Glinde dürfen am Freitag erst in ihr Zuhause zurück, wenn von der Bombe keine Gefahr mehr ausgeht. © HA

  • Wie ist der genaue Ablaufplan an diesem Tag?

Im Lagezentrum im Oststeinbeker Rathaus ist um 6.30 Uhr Treffpunkt. Bürgermeister Hettwer und Gemeindewehrführer Carsten Steffen koordinieren von dort. Eine Stunde später beginnen die ehrenamtlichen Retter sowie Polizisten mit der Absperrung der Straßen. Ab 8.30 Uhr kontrollieren Beamte die Wohngebiete, um zu verhindern, dass Menschen in ihren Häusern bleiben. Die Ordnungshüter setzen zudem auf Drohnenüberwachung.

Um 10 Uhr will der Kampfmittelräumdienst mit der Entschärfung beginnen. Es ist ein Einsatz unter Lebensgefahr. Die Experten rücken mindestens zu zweit an. Diesmal haben sie womöglich leichteres Spiel. „Es soll einfacher werden im Vergleich zu anderen Entschärfungen“, sagt Hettwer mit Blick auf die Zusammenkunft des Krisenstabs. Der Kampfmittelräumdienst will nach einer Stunde fertig sein, sodass die ausquartierten Bürger zum Mittagessen daheim sein können.

  • Wie tief unter der Erde liegt die Fliegerbombe?

Rund 25 Zentimeter. Eine Explosion würde eine enorme Druckwelle nach sich ziehen. Den Sicherheitsradius hat der Kampfmittelräumdienst nach Begutachtung festgelegt. Entdeckt hatten den Blindgänger zwei Münzensammler auf einem Feld nahe dem Hof Posewang. Die Bombe ist mit einer Metallplatte abgedeckt, darüber Erde gestreut. Der genaue Standort ist nicht zu erkennen. Man will dort keine Schaulustigen haben, die womöglich zu nah an das Objekt herantreten oder es sogar anfassen.

  • Wie groß ist das Aufgebot der Feuerwehr?

Oststeinbek stellt 25 Kräfte ab, Glinde bis zu 15. Die Detailplanung, also wer was macht, obliegt Ortswehrführer Michael Lüders, der in der Feuerwache an der Stormarnstraße sein wird. Er stimmt sich eng mit er Polizei ab. Für die Aktion sind Kräfte aus Eutin angefordert.

  • Wann wurde in Südstormarn zuletzt ein Blindgänger entschärft?

Im September 2019 in Glinde auf einem Gewerbeareal an der Straße Beim Zeugamt. 102 Polizisten sowie 671 Mitarbeiter von Feuerwehr, Stadt und Rettungsdienst waren beteiligt – mehr als es Freitag in Oststeinbek sein werden. Die Bombe wurde mit reichlich Verzögerung entschärft, statt um die Mittagszeit erst gegen 23.25 Uhr. Rund 7800 Menschen, darunter 2200 Reinbeker aus dem Stadtteil Neuschönningstedt, durften erst spät in ihre Wohnungen und Häuser zurück. Einige Pflegeheimbewohner übernachteten in einer Sporthalle auf Feldbetten.

Ein Grund für das langsame Vorankommen: Mehrmals wurden Personen im Sperrgebiet entdeckt. Außerdem bereitete einer der beiden Zünder Probleme, musste mit einer Wasserstrahl-Schneidemaschine bearbeitet werden, die erst nicht vor Ort war.

Wichtige Telefonnummern

  • Für Fragen rund um die Entschärfung und Evakuierung sind auch Bürgertelefone eingerichtet. Oststeinbeker erhalten Informationen über die Rufnummern 040/713 003 74, die Rufnummer 040/713 003 38 oder 040/713 003 63.
  • Das Glinder Bürgertelefon ist unter der Nummer 040 / 710 02 700 am Donnerstag, 25. November, von 8 bis 20 Uhr sowie am Freitag, 26. November, von 6 Uhr bis zur endgültigen Entschärfung und Beendung der Evakuierung geschaltet.
  • Sollten Sie durch Krankheit behindert oder bettlägerig oder hilfebedürftig sein ist eine entsprechende Unterbringung mit Unterstützung der Hilfsdienste vorgeplant. In diesem Fall melden Sie sich bitte frühzeitig an die Rufnummer: 040/ 713 003 74.