Glinde/Reinbek. 2019 meldete Golfino Insolvenz an, nun hat sich ein britischer Investor gefunden, der die Marke weiterführen und ausbauen will.

Gute Nachrichten für die Mitarbeiter von Golfino in Glinde: Nach dem Insolvenzantrag des Sport- und Freizeitbekleidungsunternehmens wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung bleiben die Arbeitsplätze am Standort erhalten. Das wird nun im Zusammenhang mit der Übernahme durch die britische Beteiligungsgesellschaft Endless mitgeteilt. Doch wurden europaweit alle 48 Markenläden und Outlets geschlossen, darunter auch das Bekleidungsgeschäft an der Reinbeker Hermann-Körner-Straße und Shops in Hamburg.

Die Zentrale in Glinde bleibt unter neuer Leitung bestehen. Der ehemalige E-Commerce-Leiter Henning Wollesen ist seit vergangener Woche neuer Geschäftsführer, erklärte das Unternehmen auf Anfrage unserer Zeitung. Sein Vorgänger Dr. Bernd Kirsten hatte das Unternehmen 1985 gemeinsam mit seiner Frau Christel gegründet und zu einem der europäischen Marktführer für Golfbekleidung gewirtschaftet. Die Modedesignerin und der Volkswirt hielten je 50 Prozent Unternehmensanteile.

Markenläden und Shops waren nicht wirtschaftlich

Lange Jahre fuhr die Aktiengesellschaft jährlich Umsätze in Höhe von 36 Millionen Euro ein, brachte pro Jahr mehrere Kollektionen an Golfbekleidung in Eigenproduktion heraus. Im Geschäftsjahr 2017/2018 machte Golfino jedoch einen Verlust von mehr als fünf Millionen Euro. Das Unternehmen hatte daraufhin vergeblich versucht, einen Investor zu finden, musste letztlich Insolvenz anmelden. Unter Insolvenzverwalter Dr. Jens-Sören Schröder von der Hamburger Kanzlei Johlke, Niethammer & Partner kam nun die private Beteiligungsgesellschaft Endless mit Sitz in Leeds in der nordenglischen Grafschaft Yorkshire als Investor ins Spiel. Endless ist auch Inhaber des größten europäischen Golfeinzelhändlers American Golf.

„Die Arbeitsplätze der 50 Mitarbeiter in Glinde sind gesichert“, sagt Holger Voskuhl, Pressesprecher des Insolvenzverwalters. Golfino beschäftigte weltweit mehr als 250 Mitarbeiter. Gut 150 von ihnen arbeiteten in den 48 in den vergangenen Wochen geschlossenen Geschäften. „Diese Entscheidung hat der Investor getroffen“, sagt Voskuhl über den „harten Schnitt“. „Es war schwierig, Investoren für den Einzelhandel zu interessieren. Die Standorte waren nicht wirtschaftlich“, erklärt er. Wie es für die restlichen Beschäftigten der Auslandsgesellschaften in Europa und den USA weitergeht, sei noch unklar.

Marke wird weitergeführt und gestärkt

Dennoch bewertet Voskuhl die Lösung positiv. „Der Unternehmenssitz bleibt und soll auch ausgebaut werden“, sagt er. Nachdem der Investor den Einzelhandel fallengelassen hat, wird sich das Geschäft verstärkt auf den Internethandel, und auf den Großhandel konzentrieren. „Die Marke wird weitergeführt und gestärkt“, sagt Voskuhl.

Insolvenzberater Dr. Schröder erklärt, die Restrukturierung in dem „schwierigen Marktumfeld der Textilindustrie und des stationären Einzelhandels“ sei nicht einfach gewesen. Umso erfreulicher die jetzige Entwicklung. Auch Unternehmensgründer Bernd Kirsten sagt: „Ich bin froh, dass Golfino unseren vielen treuen Kunden weiter zur Verfügung steht. Wir bedauern, dass die eigenen Geschäfte geschlossen werden müssen, und bedanken uns bei den Store-Mitarbeitern für ihr hervorragendes langjähriges Engagement.“

Das Insolvenzverfahren läuft indes weiter.