Oststeinbek. Die 850 Tickets waren schnell verkauft. Jetzt zog die Wehr die Notbremse. Mit gewichtigen Gründen.
Das jährliche Schlachtfest der Freiwilligen Feuerwehr Oststeinbek gemeinsam mit den Kameraden der befreundeten Wehr aus dem hessischen Ellar ist legendär. Mehrere Hundert Menschen kommen stets an die Wache an der Stormarnstraße, um gemeinsam bei westerwäldischen Spezialitäten zu feiern. Jetzt zieht die Feuerwehr kurzfristig die Notbremse: Wegen des Coronavirus wird das für Sonnabend, 7. März, geplante Schlachtfest abgesagt.
„Die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger hat für uns oberste Priorität, daher haben wir uns am Montagabend nach sorgfältiger Abwägung und in enger Abstimmung mit dem Bürgermeister zu einer Absage des Festes entschieden“, teilten Gemeindewehrführer Carsten Steffen und Ortswehrführer Michael Lüders am Dienstag mit. Eine solche Absage habe es in der 34-jährigen Geschichte des Schlachtfestes noch nicht gegeben.
850 Menschen auf dichtem Raum
Ausschlaggebend für die Entscheidung der Wehrführung sei vor allem gewesen, dass sich bei dieser Veranstaltung auf relativ engem Raum 850 Menschen begegnet wären, nicht zuletzt in ausgelassener Stimmung auf der Tanzfläche, wie es heißt. Tatsächlich wären dies „ideale“ Bedingungen für die Übertragung von Viren. Auch das Robert-Koch-Institut in Berlin nennt dies als ein Kriterium für die Risikobewertung von Veranstaltungen.
Neben der „engen Interaktion“ (Tanzen) empfiehlt das Institut unter anderem, auch die Dauer der Begegnung zu berücksichtigen. Bei dem Fest würden die Menschen mehrere Stunden auf engem Raum miteinander verbringen, nicht nur wenige Minuten im Vorbeigehen, wie etwa bei einer Messe.
Komplette Einsatzabteilung wäre involviert
Ausschlaggebend für die Entscheidung von Feuerwehrführung und Bürgermeister war aber auch, dass die gesamte Einsatzabteilung der FF Oststeinbek beim Schlachtfest eingesetzt worden wäre. Wäre es im Feuerwehrhaus zu einem Verdachtsfall gekommen, wäre neben den Gästen auch die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr stark betroffen gewesen.
„Weil die Entwicklung der Corona-Fälle sehr dynamisch ist und sich die Lage täglich verändert, wollten wir lieber relativ frühzeitig und halbwegs planbar eine unerfreuliche Entscheidung treffen, als dies kurzfristig zum Beispiel erst am Tag des Festes tun zu müssen“, erklärte Steffen. Er betonte, dass es sich um eine Vorsichtsmaßnahme handele – derzeit gebe es keine Hinweise auf Corona-Infektionen im Gemeindegebiet oder dem engeren Umland.
850 Tickets innerhalb kurzer Zeit vergriffen
Die Feuerwehr hatte für das Schlachtfest erstmals Karten im Vorverkauf angeboten. Dies war nach den Erfahrungen der Vorjahre erforderlich geworden, um den Andrang an dem Festtag in den Griff bekommen zu können. Die 850 Tickets waren innerhalb von kurzer Zeit vergriffen.
„Natürlich sind wir alle sehr traurig, das Fest absagen zu müssen – die Karten wurden uns ja im Vorverkauf quasi aus der Hand gerissen“, sagt Gemeindewehrführer Carsten Steffen: „Unsere gesamte Mannschaft und nicht zuletzt auch die Kameradinnen und Kameraden aus der befreundeten Feuerwehr in Ellar hatten seit Wochen schon diverse Vorbereitungen getroffen und eingekauft.“
Finanzieller Schaden lässt sich noch nicht beziffern
Der finanzielle Schaden für die Feuerwehr durch die Absage könne noch nicht beziffert werden. Ob es einen Ersatztermin noch im Jahr 2020 geben werde, sei derzeit noch nicht klar, weil der Verlauf des Corona-Ausbruchs abgewartet werden müsse.
Der Vorverkaufspreis der Eintrittskarten soll deshalb voll erstattet werden. Käufer können die Karten an drei Terminen jeweils montags (9., 16. und 23. März) zwischen 19 und 21 Uhr im Feuerwehrhaus Oststeinbek (Stormarnstraße 2) zurückgeben und erhalten den Kaufpreis in bar zurück.
Freundschaft besteht schon seit 1981
Der Kontakt zu den Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Ellar (Gemeinde Waldbrunn, Westerwald/ Hessen) entstand bereits 1981 anlässlich der Musikschau der Nationen im benachbarten Hamburg. Er entwickelte sich über die vergangenen Jahre hinweg zu einer beständigen Freundschaft beider Wehren, die getragen werde von zahlreichen persönlichen Freundschaften.
Zu den festen Veranstaltungen gehören neben gegenseitigen Besuchen die Konzerte des Blasorchesters Ellar und die jährlichen Schlachtfeste mit westerwäldischen Spezialitäten, ausgerichtet von den Mitgliedern der beiden Freiwilligen Feuerwehren. Diese Feste erfreuten sich über die Gemeindegrenzen hinaus großer Beliebtheit. Anlässlich Oststeinbeks 750-Jahr-Feier im Jahr 2005 wurde die Gemeindefreundschaft von Oststeinbek und Waldbrunn offiziell besiegelt.