Glinde. Glinde. Auflagen der Unteren Wasser- und der Naturschutzbehörde verzögern Neubau der Brücke über die Glinder Au noch weiter.
Das Hin und Her um die Fußgänger- und Fahrradbrücke über die Glinder Au nahe der Straße Sebaldkoppel währt nun schon seit 2013: Damals hatte das Bauamt noch 180.000 Euro für den neuen Übergang veranschlagt. Der letzte offizielle Termin für den Baustart wurde mit dem Frühjahr 2019 benannt, doch auch der ist nun wieder auf September verschoben worden. So mancher glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen, als Bürgermeister Rainhard Zug dies in seiner Neujahrsrede beiläufig damit begründete, dass das Bauwerk offenbar rechtswidrig errichtet worden war.
„Bei der Unteren Wasserbehörde gibt es keine Unterlagen zum Bau dieser Brücke“, bestätigt Andreas Gostomczyk, im Rathaus zuständig für das Grün der Stadt, auf Nachfrage unserer Redaktion. „Offenbar hat die Stadt sie in den 80er-Jahren in Eigenregie gebaut, ohne sie beim Kreis zu beantragen.“ Somit gelte die Querung jetzt als kompletter Neubau, für den zuerst die Baugenehmigung beim Kreis eingeholt werden muss. Die Stadt musste daher auch ein landschaftsplanerisches Gutachten einholen. Zumal die Stadt die Richtung der Brücke, eine barrierefreie Stahl-Holz-Konstruktion samt tragfähigem Fundament und 1,20 Meter hohem Geländer, auch dem Wegeverlauf anpassen will.
Stadt erfuhr von Biotop nichts
Erschwerend komme hinzu, dass das Ufer von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises (UNB) während der Biotop-Kartierung seit 2014 zum geschützten Biotop erklärt worden ist. „Davon wurde uns als Stadtverwaltung aber nichts mitgeteilt“, sagt Andreas Gostomczyk.
Die Folgen sind nun höhere Auflagen: „Die sind deutlich umfangreicher geworden“, berichtete Glindes Herr des Grüns nach dem Abstimmungstermin mit der Unteren Naturschutz- und der Unteren Wasserbehörde. „Das habe ich unterschätzt.“
Laichzeit bremst Baustart aus
Die Stadt muss nicht nur naturverträgliche Materialien für die etwa 30 Zentimeter höhere Anböschung für den Unterbau der Brücke verwenden, sondern auch die Laichzeit im Sommer abwarten. Gostomczyk rechnet nun ab September mit dem Baustart. „Wir müssen das sauber abarbeiten“, erklärt er. „Die Stadt kann sich nicht darüber hinwegsetzen.“ Vorgesehen war der neue Übergang zuerst für 2016. Im November wurde der Bau für dann 212.000 Euro aus finanziellen Gründen verschoben. Zuletzt war vom Frühjahr 2019 die Rede. Mittlerweile wird das Bauwerk mit 246.000 Euro veranschlagt.
Tatsächliche Kosten noch unklar
Andreas Gostomczyk geht aber nicht davon aus, dass die Brücke grundsätzlich teurer wird. „Uns sind noch Förderungen zugesagt worden“, sagt er. „Möglich ist aber, dass die Verzögerung und die vollen Auftragsbücher der Handwerker zu Buche schlagen.“ So wurden 114.000 Euro an EU-Förderungen bewilligt. Konkretes über die Kosten kann Gostomczyk noch nicht sagen, weil der Brückenbau noch ausgeschrieben werden muss.
An der Bedeutung der Querung für die Glinder zweifelt Gostomczyk indes nicht: „Wir hatten auffällig viele Nachfragen und Beschwerden, als wir die Brücke im April 2018 sperren und im Juni schließlich abreißen mussten“, sagt er. Anwohner hatten sogar eine illegale Behelfsbrücke gebaut, die die Stadt ebenfalls abgerissen hat. „Außerdem ist der Weg langfristig als West-Ost-Verbindung zwischen Glinde und Oststeinbek gedacht.“