Glinde. Glinde. TSV schwenkt von Dojo auf Mehrzweckraum um. Brandschutzgutachten stellt Verein vor finanzielle Herausforderungen.
Trainingsräume sind überall knapp. Deshalb kam im Turn- und Sportverein (TSV) die Idee auf, doch das weitläufige Untergeschoss auch für den Sport zu nutzen. Die Decke ist zwar nur 2,88 Meter hoch, aber immerhin gibt es dort eine Fläche von 460 Quadratmetern. Seit zweieinhalb Jahren arbeiten die Sportler nun an den Planungen für ein dortiges Budozentrum. Die Finanzierung stand – auch dank eines einstimmigen Beschlusses der Stadtvertretung, dem TSV ein Darlehen über 40.000 Euro zu gewähren.
Doch die Brandschutzauflagen waren verzwickt. Ende 2018 hat Joachim Lehmann, Vorsitzender und Geschäftsführer des Vereins, den Antrag auf die Baugenehmigung beim Kreis Stormarn eingereicht, samt 40-seitigem Brandschutzkonzept. „Das haben wir im Dialog mit der Brandschutzingenieurin des Kreises erarbeitet“, sagt Lehmann. Knapp 17.000 Euro hat das Gutachten für den gesamten Komplex gekostet: Gefordert wurden zusätzliche Rettungswege, Brandschutztüren, eine Rauchabzugs- und eine Lüftungsanlage, vor allem aber auch eine Anlage mit Brandmeldern, die alle in einer Zentrale nahe dem Haupteingang auflaufen. Im Notfall kann die Feuerwehr dort gleich sehen, wo im Komplex ein Feuer ausgebrochen ist. Allein diese Anlage kostet den Verein 109.000 Euro.
Brandschutz entwickelt eigene Dynamik
„Das ganze Thema hat eine eigene Dynamik entwickelt“, sagt Lehmann. Denn auch der Spiegelsaal und die Tennishalle II brauchen zusätzliche Notausgänge. Zudem wurde dem Verein eine neue Feuerwehrzufahrt vorgeschrieben, die vom Parkplatz etwa 300 Meter Richtung Osten parallel zur Tennishalle verläuft. Sie ist vier Meter breit und wird so befestigt, dass auch 40-Tonner sie befahren können. Kosten: 25.000 Euro. „Aber die Brandschutzvorschriften sind nicht nur Voraussetzung für unseren aktuellen, sondern auch für alle künftigen Umbauten der TSV-Immobilie“, erklärt Lehmann. Unabhängig davon soll der Verein noch eine neue Beleuchtung der Tennishalle für 95.000 Euro wuppen.
Finanziell stellen diese Bedingungen den TSV also vor zusätzliche Herausforderungen. Ursprünglich waren für das Budozentrum 169.000 Euro veranschlagt. Der Landesverband hatte 32.500 Euro als Förderung zugesagt, die auch bestehen bleiben. 40.000 Euro hatte die Stadt als Darlehen bewilligt – allerdings zweckgebunden an das Dojo.
Durch Fluchtwege mehr Fläche gewonnen
Doch durch die geforderten Fluchtwege hat der Raum mehr Fläche hinzugewonnen. Daher sollen dort nicht mehr nur die Sparten Boxen, Jiu Jitsu, Karate, Capoeira und Win Tsun trainieren (insgesamt 180 Sportler): „Denkbar wären auch Gymnastik, Herzsportgruppen oder Rückenschule“, erläutert Joachim Lehmann.
Geplant ist ein punkt- und flächenelastischer Sportboden, der sei vor allem für Barfußsportarten besonders gelenkschonend und unfallverhütend und garantiere eine lange, möglichst hygienische Nutzung. Außerdem sollen ein großer Spiegel, eine ausgewogene und indirekte Beleuchtung sowie die passende Musikanlage für eine entsprechende Atmosphäre sorgen. 60 Boxer, die dort unter der Leitung von Nicole Timmann und Thomas Breuer trainieren, werden dort schon heute geduldet. Denn sie mussten weichen, als die Sporthalle Tannenweg als Notunterkunft für Flüchtlinge eingerichtet wurde. Seit damals hat der Verein keinen besser geeigneten Raum für sie und ihre Sportgeräte gefunden. Auch das TSV-Fitnessstudio könnte die Fläche für Boxfitness und ähnliches nutzen und so mit umliegenden Fitnessstudios besser konkurrieren.
Verein beantragt Darlehen neu
Deshalb haben die Sportler das Darlehen nun neu beantragt. Am Montag, 11. Februar, berät ab 19.30 Uhr der Kulturausschuss darüber. Die Verwaltung schlägt vor, die für 2018 bewilligte Summe für diesen Zweck in den Haushalt 2019 zu übertragen. Von weiteren Kosten, die darauf zurückgehen, sei die Stadt freizuhalten. Denn aktuell prüft die Bauaufsicht des Kreises den Antrag. Joachim Lehmann erwartet noch weitere Bedingungen, die der TSV umsetzen muss.
Außerdem haben die Sportler auch die von der Aktivregion Sieker Land Sachsenwald zugesagte EU-Förderung neu beantragt. Dort könnte der TSV bis zu 45 Prozent der veranschlagten Nettobaukosten von 145.000 Euro als Zuschuss bekommen.