Glinde. Glinde. Anerkannte Asylbewerber finden in Glinde kein bezahlbares Zuhause mehr. Die Stadt muss sie wie alle Obdachlosen unterbringen.

Ordnungsamtsleiter Bernd Mahns alarmiert jetzt die Politik: „Wir brauchen dringend eine weitere Unterkunft für Obdachlose, eher heute als morgen“, sagt er. Aktuell haben in Glinde 41 Menschen kein Zuhause. Und die Tendenz ist steigend. Zunehmend seien auch Familien betroffen, sagt Bernd Mahns. „Aktuell sind es acht Familien, die die Stadt unterbringen muss.“ Hinzu kämen noch die anerkannten Asylbewerber, die jetzt eine Wohnung suchen, aber auf dem angespannten Markt nichts Bezahlbares finden.

Sie leben noch in den Flüchtlingsunterkünften. Aber durch den Familiennachzug, der meist nicht angekündigt werde, sondern quasi über Nacht erfolge, werde das Problem noch verschärft.

„Die Stadt muss sie unterbringen“

Bernd Hengst (CDU) wandte im Sozialausschuss ein: „Aber es geht doch um anerkannte Flüchtlinge und Sie argumentieren mit Obdachlosen. Da käme doch eine Riesenwelle von nötigen Investitionen auf uns zu!“ Genau das passiere gerade, bestätigte ihm Bernd Mahns: „Wir werfen sie selbstverständlich nicht hinaus. Sonst würden wir das Problem nur verschieben. Denn wir sind für die Unterbringung der Obdachlosen ebenso zuständig wie für die der Flüchtlinge.“ Die Stadt sei im Zuge der Gefahrenabwehr gesetzlich in der Pflicht.

Frank Lauterbach (SPD) kürzte die Diskussion seines Gremiums ab: „Das Problem ist doch nicht neu. Bernd Mahns hat das schon vor zwei Jahren angekündigt. Ich persönlich mache keinen Unterschied – ob geflüchtet oder nicht: Die Stadt muss die Menschen unterbringen.“

Mehr Räumungsklagen angekündigt

In der Wohnungslosenunterkunft Togohof sei laut Mahns lediglich noch ein Platz frei und mit einer schnellen Entspannung sei nicht zu rechnen. Auch für obdachlose Familien gebe es nur noch eine freie Wohnung. Zwischenzeitlich seien bereits zwei Familien in der Flüchtlingsunterkunft im Schlehenweg untergekommen. „Vor dem Hintergrund, dass der Gerichtsvoll­zieher weitere Räumungsklagen angekündigt hat, besteht dringender Bedarf“, sagt Amtsleiter Bernd Mahns.

Auch in den zu 90 Prozent ausgelasteten Flüchtlingsunterkünften am Willinghusener Weg gibt es nur noch einzelne Plätze. Am Schlehenweg ist noch Platz für 16 Einzelpersonen und zwei Familien. Von den Mietobjekten steht lediglich noch eines für eine dreiköpfige Familie zur Verfügung. „Außerdem werden in den letzten Monaten wieder verstärkt Flüchtlinge an die Kommunen zugewiesen. Vor allem der Anteil aus Afrika nimmt zu“, erklärt Mahns.

„Wir brauchen geförderten Wohnraum“

Die Gesamtkosten für die dritte Unterkunft belaufen sich auf 227.000 Euro. Sie könnte innerhalb von zwei Wochen realisiert werden, weil die notwendigen Haus­anschlüsse einer dritten Unterkunft am Standort Schlehenweg bereits vorbereitet sind. Dort wäre Platz für vier Wohnungen und 26 Menschen. Die Politiker stimmten bei einer Gegenstimme dafür, die Summe für das dritte Haus am Schlehenweg bereitzustellen.

„Klar ist, dass die Stadt sich weiter um Wohnraum und gerade um geförderte Wohnungen bemühen muss“, betonte Bürgermeister Rainhard Zug: „Denn wir brauchen öffentlich geförderten Wohnraum in Glinde, damit das Wohnen für alle bezahlbar bleibt.“