Oststeinbek. Oststeinbek. Ab dem 10. Oktober treffen sich Anonyme Alkoholiker in Oststeinbek. Ein Betroffener erzählt von Erfahrungen mit der Gruppe.

„Ich bin Manfred, ich bin Alkoholiker“, das gibt der 71-Jährige heute offen zu. Es war ein langer Weg zur Trockenheit. Ohne die vielen Gespräche mit anderen Anonymen Alkoholikern wäre er nicht da, wo er nun ist.

Um anderen zu helfen, gründete er eine Ortsgruppe für Oststeinbek, die sich ab 10. Oktober immer mittwochs (außer feiertags) um 19 Uhr im Konfirmandenraum der Auferstehungskirche, Möllner Landstraße 50, trifft.

„Für meine Frau war es die Hölle“

Jeder ist willkommen, seine Geschichte zu erzählen, über Probleme zu sprechen oder erst einmal nur zuzuhören. Denn es ist die Gemeinschaft, die hilft, weiß Manfred heute. Mit Anfang 30 versuchte er, Stress und persönliche Probleme noch allein zu bewältigen. Und zwar durch das Trinken. Er trank heimlich, versteckte flaschenweise Alkohol im Keller, füllte leere Flaschen mit Wasser auf, um seine Frau nicht stutzig zu machen. „Und anfangs merkte sie auch nichts“, sagt er.

Denn auch im Job lief weiterhin alles prima. Der gelernte Schiffsmaschinenschlosser kletterte die Karriereleiter hoch, arbeitete zuletzt als Ingenieur. Auch deshalb machte er sich nie Gedanken um seinen Konsum. „Ich fand für jeden Griff zum Alkohol eine für mich vernünftige Erklärung. Es war ein Selbstbetrug“, sagt Manfred. Zu den unpassendsten Zeiten habe er zur Flasche gegriffen. „Ich wurde für meine Frau ein unzuverlässiger Partner“, gesteht er. Diese Zeit sei für sie die Hölle gewesen.

Mit 43 kam der Lebenswandel

Dankbar ist Manfred heute, dass sie nach all den Jahren, nach unzähligen Warnungen, die Beziehung zu beenden, doch immer an seiner Seite blieb. „Ansonsten wäre ich wohl in ein tiefes Loch gefallen“, sagt er. Genauso dankbar ist Manfred, dass seine Frau dann doch irgendwann die Reißleine zog, ihm zu verstehen gab: So geht es nicht weiter. Manfred war 43 Jahre alt, als er endlich Hilfe annahm und sich seinem Hausarzt anvertraute. Er wusste, diesmal ist es ernst. „Beruflich merkte ich auch, dass irgendwann dieses Kartenhaus zusammenbricht“, sagt er. Umso befreiender sei es gewesen, endlich über die Probleme zu reden. Auf Empfehlung seines Arztes besucht er nun seit Jahrzehnten die Meetings der Anonymen Alkoholiker, zuerst in Öjendorf, zuletzt in Bergedorf. Seine Frau tauscht sich mit Angehörigen aus.

„Ich lernte hier, und lerne heute noch, mich den Problemen des Lebens zu stellen. Heute kann ich sagen, dass die Gemeinschaft AA mir das Leben wieder zurückgegeben hat. Meine Frau und ich führen eine schöne und zufriedene Beziehung. Es gibt auch Höhen und Tiefen, aber diese meistern wir heute gemeinsam“, sagt Manfred.

Kontakt zur AA-Gruppe

Manfred ist Alkoholiker. Und Manfred möchte anderen helfen: bei den Meetings in Oststeinbek oder auch im persönlichen Gespräch. Erreichbar ist er unter Telefon (040) 7 12 70 85. „Denn es ist keine Schande, krank zu sein. Nur, nichts dagegen zu tun.“

Infos zu den Anonymen Alkoholikern

Anonyme Alkoholiker (AA) sind eine in den 1930ern in den Vereinigten Staaten entstandene, weltweit agierende Selbsthilfeorganisation, um Alkoholkranken zu helfen. AA sind der Auffassung, dass Alkoholismus nicht aus eigener Kraft, sondern in einer Gruppe anhand eines Zwölf-Schritte-Programmes und mit Hilfe einer spirituellen Erfahrung besiegt werden kann. Alle von den mehr als zwei Millionen weltweiten Mitgliedern sind selbst Alkoholiker. Mitgliedsbeiträge oder Gebühren gibt es nicht. In Deutschland gibt es etwa 2000 Gruppen, die sich meist wöchentlich treffen (Meetings). Allein im Hamburger Großraum sind es 120 Gruppen. Auch in Reinbek, Wentorf, Aumühle, Geesthacht, Schwarzenbek, Mölln und Bergedorf treffen sie sich. Die Spiritualität der Anonymen Alkoholiker ist umstritten, wird oftmals als „zu religiös“ kritisiert. AA bezeichnen sich selbst jedoch nicht als religiös, verstehen ihr Programm als „spirituelles Konzept“.

Die Kontaktstelle der Anonymen Alkoholiker in Hamburg ist unter Telefon (040) 2 71 33 53 erreichbar. Infos unter www.anonyme-alkoholiker.de oder www.al-anon.de für Angehörige.