Glinde. Glinde. Die Fläche Loki-Schmidt-Stiftung könnte mehr Artenvielfalt und einen besseren Schutz vor Überschwemmungen bieten.

Der Starkregen am Himmelfahrtstag hat den Wanderweg an der Glinder Au vollkommen überschwemmt, doch fast genauso schnell wie das Wasser gekommen ist, ist es auch wieder verschwunden. Der Natur mache das nichts aus. Im Gegenteil, weiß Holger Bublitz, Forstwirt, Waldpädagoge sowie Natur- und Landschaftsführer: „Der auf der anderen Seite entstandene Auenwald wäre ideal als ökologische Retentionsfläche geeignet.“ Bei Hochwasser könnte sie also als Schwemmfläche dienen, auf der Wasser versickert und langsam wieder abfließt. Das so entstehende Feuchtgebiet ist wertvoller Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten.

Der 50-Jährige führt regelmäßig Gruppen um das kleine Biotop, das seit 2013 im Eigentum der Loki-Schmidt-Stiftung ist. Seine Vermutung: „Wahrscheinlich floss dort vor ewigen Zeiten mal ein Altarm der Glinder Au.“ Denn noch heute prägen Senken und Bulte dieses Gelände – Tümpel, die immer wieder trocken fallen. In den 70er-Jahren habe man die 0,6 Hektar große Wiese als Viehweide aufgegeben, weil sie zu feucht gewesen sei.

Viel Wissenswertes auf dem Spaziergang

Holger Bublitz’ Führung für den Feiertag ist zwar ins Wasser gefallen, die nächste hat er aber schon für den morgigen Sonnabend 10.30 Uhr angesetzt. Dabei stehen die Wildkräuter am Wegesrand im Mittelpunkt (6 Euro, Anmeldung online unter www.blitz-natur erlebnis.de).

Ob Knoblauchrauke, Klettlabkraut oder die schlichte Brennnessel: Wer im Frühjahr mit Holger Bublitz unterwegs ist, kann sich quasi einen Salat am Wegesrand zusammensammeln. Ganz nebenbei erzählt Holger Bublitz auf dem etwa eineinhalb Stunden langen Spaziergang im Plauderton viel Wissenswertes aus Kulturgeschichte und Biologie der direkten Umgebung: Den Haselstrauch haben die Menschen schon immer nahe ihrer Siedlungen gepflanzt, weil ihre Nüsse auch die Nahrung für den Winter sicherten; aus den Samen der Schwarzerlen wurde früher Tinte gewonnen und ihre klebrigen jungen Blätter haben sich die Menschen als Mückenfänger an die Fenster geheftet.

BUND und Stiftung sind im Boot

„Ökologisch wäre eine Öffnung des Geländes als Überschwemmungsfläche auf jeden Fall ein Gewinn“, sagt Holger Bublitz: „Etwa als Laichplatz für Amphibien.“ Jochen Bloch, Vorsitzender des BUND Stormarn, stimmt ihm zu: „Das wäre großartig, ökologisch absolut sinnvoll.“ Im Rahmen der Biotop-Kartierung würde dies die Fläche aufwerten. „Der BUND würde das auf jeden Fall unterstützen. Und in Sachen Retentionsflächen müssen wir auf jeden Fall noch viel unternehmen“, mahnt Bloch. „Das wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung.“

Auch die Stiftung steht dem Ansinnen offen gegenüber: „Das ist großartig, das habe ich auch schon vorgeschlagen“, sagt Axel Jahn, Geschäftsführer der Stiftung. Das Problem sei einmal, dass sich das Gelände zum Lebensraum für viele Arten entwickelt habe. „Daher dürfen wir dort nicht mit dem Bagger und mit schwerem Gerät vorgehen. Aber vielleicht braucht man gar nicht so viel zu tun. Ein Ein- und ein Auslauf würden schon genügen.“

Das zweite Problem: „Wir haben viele Ideen, viele Flächen und wenig Mittel. Allein könnten wir das nicht schaffen. Aber wenn jemand Fördermittel auftut oder vielleicht die Stadt Glinde das Projekt mit anpackt, würden wir die Fläche gern zur Verfügung stellen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass wir uns um die Organisation und die Abwicklung kümmern. Bürgermeister Rainhard Zug sagt: „Angesichts der Überschwemmungen am Himmelfahrtstag klingt das nach einer Win-win-Situation. Ich werde den Kontakt zur Stiftung und zu dem Ideengeber suchen.“