Oststeinbek . Paten indischer Kinder Erste Internatsgeneration erfolgreich
Die erste Generation von Internatsschülerinnen, seitdem sich der Verein „Paten indischer Kinder“ 2005 auf eigene Füße gestellt hat, hat es geschafft: fünf junge Frauen im Alter von 18 bis 20 Jahren, alle erfolgreiche Absolventinnen der Saint-Norbert-School in Indore und Bewohnerinnen des Internats auf dem Schulgelände. Das hat der Oststeinbeker Verein für die Töchter der Bhils, Ureinwohner der Gegend aus den umliegenden Dörfern, gebaut, damit sie eine Möglichkeit haben, die Schule zu besuchen.
Hedwig und Walter Reiser sind gerade aus Indien zurück und mächtig stolz: „Alle fünf sind wegen ihrer guten Schulbildung von Colleges für einen Studienplatz ausgewählt worden“, erzählt Hedwig Reiser. „Sie sind die erste Generation von Frauen dieser Stämme, die studieren.“
Tatsächlich hat das Ehepaar im Laufe der Jahre auch in der indischen Gesellschaft eine veränderte Einstellung bei der Bildung beobachtet: „Während wir die Eltern der Mädchen zu Beginn noch überzeugen mussten, dass ihre Töchter zur Schule gehen sollten, betteln sie heute regelrecht um einen Schulplatz“, berichtet Hedwig Reiser und ihr Mann fügt hinzu: „Selbst in Heiratsgesuchen ist zu lesen, dass gebildete Bräute gefragt sind.“
Von der aufstrebenden Wirtschaft Indiens würden allerdings nur etwa 20 Prozent der Bevölkerung profitieren. „80 Prozent leben nach wie vor unter der Armutsgrenze“, sagt Walter Reiser. Seine Frau ergänzt: „Deshalb machen wir auch weiter, obwohl der Bund Indien nicht mehr unterstützt. Doch wir kennen den Bedarf.“
Deshalb hat der Verein sein Engagement mittlerweile auch auf die Krankenbehandlung in Indore ausgeweitet. Neben den jährlich etwa 50 000 Euro, die die Paten für Kost, Logis, Schulgeld und Coaching spenden, hat der Verein in die Einrichtung des Saint Francis-Hospitals, 2016 vom niederländischen Norbertianer-Orden gebaut, 83 500 Euro investiert.
„Unsere Paten möchten den Kindern häufig zusätzliche Geschenke machen, aber wir lehnen das ab“, erzählt Hedwig Reiser. Eine Sponsorin wollte 50 Euro verschenken, aber das entspreche in Indien dem Monatslohn eines Arbeiters. „Das wäre so, als würde man einem deutschen Kind etwa 1500 Euro schenken. Wir wollen aber, dass alle Kinder gleich behandelt werden“, erklärt Reiser. Sie habe eher an eine Wippe oder Schaukel im Gegenwert gedacht. Doch die Internatsleitung habe darum gebeten, für jedes Kind ein Handtuch kaufen zu dürfen. „Da kommt man schnell auf den Boden der Tatsachen zurück“, sagt sie.
www.paten-indischer-Kinder.de