Glinde. Glinde. Während Politiker den Einsturz des Reetdachs fürchten, schweigt der Denkmalschutz sich aus. Politiker planen jetzt eine Demo.

Grasbüschel wachsen durch Reet und Schnee, der First hängt durch, unterhalb der Gaube haben sich Reetbüschel gelöst, und die Giebelwand ist schon seit dem Frühjahr mit zwei mächtigen Balken abgestützt: Die seit 2015 denkmalgeschützte Suck’sche Kate, Baujahr 1855, bietet ein trauriges Bild. In dem Fachwerkhaus an der Dorfstraße hatte einst der Gemeindevorsteher Johann Hinrich Suck mit seiner Familie gelebt und seine Geschäfte geführt. Bis zu ihrem Tod 2011 bewohnte seine Enkelin die Kate.

Viele Glinder sind besorgt um das historische Kleinod, aber auch verärgert, weil nichts passiert. Stadtvertreter Jan Schwartz (Grüne) kritisiert: „Auch ein halbes Jahr, nachdem der Kreis die Arbeiten zur Sanierung des historischen Gebäudes genehmigt hat, rührt der Eigentümer keinen Finger. Nun droht das Reetdach einzustürzen.“

Das kann der Denkmalschutz tun

Nach Schwartz’ Informationen sollten die Arbeiten eigentlich am 1. Oktober beginnen, der Eigentümer habe jedoch keine Aufträge erteilt. „Die Behörden können ein Zwangsgeld androhen“, sagt Schwartz, Mitglied des Bauausschusses. „Das dürfte schon bald kommen.“ Damit soll der Besitzer gezwungen werden, innerhalb einer Frist die Standsicherheit des Reetdaches zu gewährleisten.

Um den Erhalt eines Denkmals durchzusetzen, kann die Untere Denkmalschutzbehörde laut Gesetz, Paragraf 18, entweder ein Bußgeld verhängen. Oder laut Paragraf 17 auf Kosten des Eigentümers notwendige Maßnahmen anordnen, wenn „der Eigentümer seinen Verpflichtungen nach diesem Gesetz nicht“ nachkommt. Der letzte Schritt wäre laut Denkmalschutzgesetz die Enteignung (Paragraf 20 und 21). Ein solch einschneidender Schritt kann vom Land, dem Kreis sowie von der Stadt eingeleitet werden.

Der Leiter der Behörde äußert sich nicht

Der Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde Stormarns, Stephan Brockmöller, will sich zum konkreten Fall aus Gründen des Datenschutzes nicht äußern. „Ich bin dem Denkmalschutzgesetz verpflichtet, aber nicht der Öffentlichkeit gegenüber auskunftspflichtig“, sagt er. Die Baugenehmigung gelte für drei Jahre, stellt er klar und gibt zu bedenken: „Der Eigentümer hat eine Erhaltungs-, keine Sanierungspflicht.“ Zu den bisher verhängten Zwangsgeldern im Kreis Stormarn könne er nichts sagen. Eine Enteignung sei in seinen knapp drei Dienstjahren bisher allerdings noch nicht vorgekommen.

Etwa 1000 eingetragene Denkmäler gibt es in Stormarn, vier davon in Glinde: die Schutzzone der reetdachgedeckten Häuser am Oher Weg 5-23, die Kupfermühle, das Mühlenwehr – und eben die Suck’sche Kate.

Die Grünen wollen Druck machen

Jan Schwartz fürchtet, dass ein Enteignungsverfahren zu lang dauert: „Bis dahin könnte es für die Kate zu spät sein.“ Deshalb wollen die Grünen und andere Glinder Politiker mit Bürgern vor dem Privathaus des Eigentümers in Bergedorf demonstrieren. Denn Schwartz argwöhnt, dass sich der Eigentümer von einem Zwangsgeld nicht beeindrucken lassen werde. „Da ist deutlich mehr Druck nötig“, sagt Schwartz.

Weder der Eigentümer, ein Bauunternehmer aus Harburg mit Wohnsitz in Bergedorf, noch die beauftragte Architektin haben bis gestern Abend auf die Anfragen unserer Redaktion reagiert.