Oststeinbek. Oststeinbek. Ulrike und Patrick Hartwigsen schützen ihren Hof am niedrigsten Punkt im Ort. 2016 vernichtete ein Starkregen ihr Zuhause

Fast ein Jahr ist der Albtraum her: Am Donnerstag, 21. Juli 2016, verwandelte ein Unwetter die Möllner Landstraße in einen Fluss. Erst fielen taubeneigroße Hagelkörner, dann folgte ein Gewitter mit Starkregen. Das Wasser strömte Richtung Kreuzung. Innerhalb einer knappen halben Stunde war gegen 20 Uhr die halbe Gemeinde überflutet. Straßen waren unpassierbar, der beschauliche Forellenbach trat über seine Ufer.

Als die Freiwillige Feuerwehr zum ersten von 50 Einsätzen zwischen 20 und 2 Uhr Richtung Kohlbergen ausrückte, bemerkten Ulrike und Patrick Hartwigsen, dass das Wasser plötzlich durchs Tor zur Möllner Landstraße auf ihren Hof im Ortszentrum schoss. „Wie einen Tsunami“, empfand das Patrick Hartwig­sen damals. Das Wasser kam von allen Seiten. Von der Möllner Landstraße – denn der Kanal des Forellenbachs fasste das Wasser nicht mehr, es staute sich vor den Brücken und strömte zusätzlich über die Straße. Auch vom Kirchhügel und von den Nachbarn drückte das Wasser nach. Zudem floss es durch das zweite Tor an der Stormarnstraße. Alles lief am tiefsten Punkt im Ort zusammen: Bei Hartwigsens – in seiner Firma für Gartengestaltung und ihrem Café mit Interieurgeschäft.

Schmutzwasser steigt durch die Toilette

Bei den Nachbarn liefen die Keller voll. Doch das Haus der Hartwigsens ist nicht unterkellert, dort pressten die Wassermassen minutenschnell das Schmutzwasser durch Toilette und Badewanne in die Wohnräume. „Die eine Rückschlagklappe, die wir hatten, versagte“, weiß Patrick Hartwigsen. Alles, was er in drei Jahren aufgebaut hatte, war hinüber.

Entwässerung kann solche Mengen nicht aufnehmen

Diese Woche konnte das Paar wieder in sein saniertes Zuhause zurückkehren. Und es hat einige Tausend Euro investiert, um sich gegen den nächsten Starkregen zu wappnen: Vor dem Tor wird Regenwasser von der Möllner Landstraße jetzt von einem Gitterschacht aufgefangen und über einen 60 Zentimeter tiefen und 1,20 Meter breiten Graben direkt in den Bach geleitet. Auf der Rückseite des Hauses schützt eine 50 Meter lange und 70 Zentimeter hohe Mauer den Hof vor möglichen Wassermassen und lenkt auch sie in den Schacht. Zudem schaffen im Notfall Pumpschächte über zwei Überläufe das Wasser in den Bach. Zusätzlich ließen Hartwigsens elektronisch gesteuerte Rückstauklappen installieren. „Das empfehle ich jedem“, sagt er. Alle Maßnahmen hat er mit Gemeinde und Zweckverband Südstormarn abgesprochen, um sie auf öffentlichem Grund vor seinem Tor errichten zu können. Der zuständige Verband hatte erklärt, dass das Entwässerungssystem für Wassermengen wie bei diesem Ausnahmeereignis nicht ausgelegt sei. Ein passendes System hätte in der Straße auch keinen Platz.

Gegen derartige Ereignisse gibt es keinen Schutz

Bürgermeister Jürgen Hettwer besuchte in jener Nacht Familien in Kohlbergen, deren Keller überschwemmt waren. Auch in Firmen nahe dem Ostkreuz-Center, in der Walter-Ruckert-Sporthalle, im JuzO sowie der Feuerwehrwache stand Wasser. An den Gemeinde-Gebäuden entstand ein Schaden von 320 000 Euro. „Zum Glück mussten wir nur zehn Prozent davon aufbringen. Den Rest hat die Versicherung bezahlt“, sagt Hettwer. Oststeinbek habe nur den Verlauf einer Ablaufrinne am JuzO verändert, berichtet er: „Gegen derartige Regenereignisse gibt es keinen Schutz.“ Der Wahrscheinlichkeit nach solle ein derartiges Unwetter nur alle 100 Jahre eintreffen – doch dies sei bloß Statistik.