Glinde . Glinde. Unternehmen entwickelt Erdungstestgerät für Tanklager in Sibirien. Damit schützen Betreiber ihre Lager, Menschen und Umwelt.

Auch bei eisigen minus 55 Grad Celsius kann es noch explosiv werden: Das weiß Dr. Thomas Overbeck, Inhaber und Geschäftsführer des Glinder Unternehmens Timm-Elektronik nur zu gut. Denn die Produkte seines Unternehmens verhindern seit mehr als 50 Jahren Explosionen in Tanklagern auf der ganzen Welt – bald auch in Sibirien.

Denn überall, wo brennbare Flüssigkeiten mit viel Druck und hoher Geschwindigkeit durch Rohre gepresst werden, kann es durch Reibung der Moleküle aneinander zu elektrostatischen Aufladungen und somit zu einem Funken kommen. „Das ist der gleiche Effekt, wie wenn man einen Wollpullover und Gummisohlen trägt“, erläutert der Glinder Unternehmer. „Reiben sich die Ärmel am Pulli und man greift nach der Türklinke, kann es sein, dass ein Funke überspringt.“

Prototyp leitet Spannungen kontrolliert ab

Fatal, wenn etwa Öl aus einem großen Tank in einen Tankwagen auf Gummireifen gepumpt werden soll. Besonders, wenn in dem Tankwagen noch Gase wabern. Das einige 1000 Euro teure Gerät sorgt dafür, dass die elektrische Spannung kontrolliert abgeleitet wird. Anschließend signalisiert es mit einem von Rot auf Grün wechselnden Licht, wann die Gefahr vorüber ist und die Beladung beginnen kann. Das leistet das Erdungstestgerät EKX schon seit mehr als 50 Jahren zuverlässig und bereits in der vierten Generation.

Mit einer verhältnismäßig kostengünstigen Investition können Menschen und Tanklager – oft Investitionen von mehreren Millionen Euro – geschützt werden. „Wir können das höchste Maß an Sicherheit bieten“, sagt Overbeck nicht ohne Stolz. „Und sind deshalb Marktführer in unserem kleinen Segment.“ Das Unternehmen an der Humboldtstraße mit 23 Mitarbeitern – mehr als die Hälfte davon Ingenieure – entwickelt ständig neue Produkte und Versionen davon. Der Zeitaufwand lohnt, weil es um die Erschließung neuer Märkte geht. „Denn in Russland gibt es zunehmenden Wohlstand“, berichtet Thomas Overbeck. „Deshalb erwarten wir dort auch Investitionen in Heizungsanlagen und Autos, somit auch mehr Bedarf an Logistik und Tanklagern.“

Gerät muss extreme Temperaturen aushalten

Bisher konnte das EKX-4 nur bei Temperaturen bis zu minus 33 Grad Celsius arbeiten. „Doch in Sibirien, einer Region mit dem zweitgrößten Rohölvorkommen, herrschen bei zentralkontinentalem Klima im Winter leicht minus 55 Grad“, sagt Dr. Thomas Overbeck. Deshalb haben seine Mitarbeiter in fast zwei Jahren einen Prototyp für extrem niedrige Temperaturen entwickelt. Das Gerät steckt mitsamt einer kleinen Heizung und einem Thermostat in einem extra Gehäuse. Damit im Sommer bei bis zu 40 Grad umgekehrt keine Überhitzung eintritt, wird die Wärme dann abgeleitet.

Zurzeit wird der Prototyp noch für die Zertifizierung überprüft. Overbeck geht davon aus, dass Timm-Elektronik sie noch dieses Jahr erhält. Dann kann die Glinder Firma auch mit ihrem jüngsten Produkt auf den Markt gehen.