Glinde/Reinbek. Glinde. Der am 13. April auf der K80 getöte Fahrer (18) hat unmittelbar vor dem Unfall mit einem Handy telefoniert - ohne Freisprecheinrichtung.
Für die Polizei steht nun fest: Der am 13. April auf der K 80 tödlich verunglückte 18-jährige Däne hatte kurz vor dem Unfall mit einem Bekannten, der drei Wagen vor ihm fuhr, telefoniert. Das teilte Polizeichef Eggert Werk am Mittwochabend dem Reinbeker Polizeibeirat mit. „Sein Freund sagte aus, dass das Gespräch plötzlich abbrach. Es muss etwas mit dem Telefon gewesen sein.“ Eine Freisprechanlage habe es nicht gegeben. Das Dekra-Gutachten zum Unfall liegt noch nicht vor.
Wie berichtet, hat der tragische Unfall eine erneute Diskussion über die Sicherheit auf der Strecke ausgelöst. Der 18-Jährige war auf den Pkw vor ihm aufgefahren und in den Gegenverkehr geraten, wo sein Skoda Fabia seitlich in einen Tieflader prallte. Dessen Fahrer konnte nicht mehr ausweichen, der junge Däne war sofort tot.
Heinrich Dierking will die Sicherheit verbessern
„Können wir etwas für mehr Sicherheit auf der K 80 tun und wenn ja, was?“, wollte nun Heinrich Dierking wissen, Fraktionschef des Reinbeker Forums 21 und Mitglied des Stormarner Verkehrsaussschusses. Zuvor hatte er bereits eine Anfrage an die Reinbeker Verkehrsaufsicht gerichtet.
Aus der schriftlichen Antwort geht hervor, dass ein Ingenieurbüro für das Jahr 2018 für den Abschnitt zwischen Sachsenwaldstraße und Oher Weg täglich 27 472 Fahrzeuge und für den zwischen Möllner Landstraße und A 24 täglich 31 845 Fahrzeuge prognostiziert. Die Berechnungen stammen aus dem Jahr 2013. Die Verkehrsaufsicht in Reinbek vertritt in dem Schreiben die Ansicht, dass allein bauliche Maßnahmen die Sicherheit auf der Strecke verbessern könnten. Eine Temporeduzierung würde den Verkehrsfluss beeinträchtigen und bewirken, dass der Schwerlastverkehr auf die umliegenden Straßen ausweicht.
Polizeichef hält doppelte Mittelleitplanke für sinnvoll
Wie Eggert Werk nun berichtete, gilt die Strecke zwischen der Sachsenwaldstraße und den Zubringern zur A 24 nicht als klassischer Unfallschwerpunkt. Er erinnerte jedoch aus seiner Laufbahn dort allein fünf tödliche Unfälle. „Es waren aber alles Unfälle, die nicht durch erhöhte Geschwindigkeit verursacht worden waren“, stellte Werk fest. Bei dreien war das Opfer entweder in den Gegenverkehr geraten oder von einem Fahrzeug aus dem Gegenverkehr getroffen worden. Da der Abschnitt als Kraftfahrstraße ausgewiesen sei, gelte dort eine Höchstgeschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde. „Nach unserer Kenntnis ist dort keine Geschwindigkeitsbegrenzung nötig“, sagte der Polizeichef. „Sinnvoller wären doppelte Mittelleitplanken, um Konflikte mit dem Gegenverkehr zu vermeiden. Und ein Ausbau um eine dritte Fahrspur in Richtung Autobahn.“ Diesen Vorschlag wollen er und die beiden Bürgermeister Rainhard Zug (Glinde) und Björn Warmer (Reinbek) dem Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV) sowie dem Kreis unterbreiten, der die bauliche Verkehrsaufsicht an den LBV abgetreten hat.
Polizei ist gegen Reduzierung der Geschwindigkeit
Von dem Vorschlag, ein Überholverbot einzurichten oder die Kraftfahrstraße umzuwidmen, um das Tempo zu senken, hält er nichts: „Das hätte diese tödlichen Unfälle nicht verhindert. Und die Kraftfahrstraße hat man gerade deshalb eingerichtet, weil der Verkehr dort beschleunigt abließen soll.“ Sonst werde sich der Verkehr womöglich zu stark zurückstauen.
Lukas Kilian (CDU), Vorsitzender des Stormarner Verkehrsausschusses, begrüßte das Anliegen der Bürgermeister und der Polizei. „Angesichts der Prognosen für das Verkehrsaufkommen bin ich immer noch dafür, die Straße neu zu bewerten“, sagte er nach der Sitzung. „Warum gilt eine Möllner Landstraße als Landes- und die K 80 nur als Kreisstraße?“ Doch es gab auch kritische Stimmen: „Bauliche Veränderungen werden doch nur hinausgeschoben bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag“, kritisierte der Glinder Stadtvertreter Bernd Hengst (CDU): „Wenn die Reinbeker in der Zwischenzeit nichts in Sachen Geschwindigkeitsreduzierung oder Überholverbot unternehmen, ist das eine Sauerei!“
Kreis ist am Zug – laut Hans Helmut Enk (CDU)
Hans Helmut Enk (CDU), der die Sitzung leitete, ist jedoch der Ansicht, dass nun der Kreis am Zug ist. Zwar liegt – bis auf die baulichen Maßnahmen – die Verkehrsaufsicht bei Reinbek, doch „die Selbstverwaltung hat hier nur geringe Einflussmöglichkeiten“, bedauert er.