Oststeinbek. Oststeinbek. Marga Flader, Vorsitzende des Vereins „Afghanistan Schulen“, berichtet von ihrer beeindruckenden Reise nach Afghanistan.

Einige der oft perpektivlosen afghanischen Jungen und Mädchen, denen Marga Flader einst den Weg zur Bildung ebnete, sind heute Lehrer und Ärzte. Seit die Oststeinbekerin vor 17 Jahren zum ersten Mal in den krisengebeutelten Staat am Hindukusch reiste, widmet sie sich dort mit viel Engagement dem Bau von Internaten, Abend- und Mädchenschulen, die mithilfe des Oststeinbeker Vereins „Afghanistan Schulen“ entstanden sind.

Marga Flader ist Vereinsvorsitzende und weit über 20 Mal in das Land gereist, ganz gleich, welche Gefahr dort über einer westlichen Reisenden wie ihr schwebte. Erst vergangene Woche ist sie von einem Trip zurückgekehrt und sprudelt förmlich vor Eindrücken, Ideen - und Sorgen.

Fladers Begleiter sind immer bewaffnet

Das Bild, das sich ihr in dem kargen, von Gebirgszügen geprägten Land bot, ist ein anderes, als vor nahezu 20 Jahren. „Aber das macht es nicht weniger beunruhigend“, sagt Flader. Zwar sei viel seit dem Sturz der Taliban geschehen. „Es gibt Strom, Fernsehen und Internet, Straßen und Autos. Das Land ist nicht mehr abgeschnitten von der Welt, sondern nimmt Teil“, beobachtet Flader.

„Aber unsere zweiwöchige Reise nach Andkhoi, Mazar-e-Sharif und Kabul war leider überschattet von den Angriffen der Taliban in Kunduz und weiteren Unruhen“, sagt sie. Bei ihren Reisen werde sie teils durch bewaffnete Begleiter beschützt, zu groß sei die Entführungsgefahr.

Besonderes Augenmerk hat sie bei dieser Reise auf das Lehrpersonal gelegt. Denn der Verein hat auf jene Schulen, die der Staat nach ihrer Fertigstellung verwaltet, keinen Einfluss mehr. „Teilweise sind die Lehrer noch zu schlecht ausgebildet“, sagt Flader. „Indem wir diesen Lehrern anbieten, an von uns verwalteten Schulen zu hospitieren, hoffen wir, dem entgegenzuwirken.“

In den vergangenen Jahren hat der Verein mehr als 50 Einrichtungen für insgesamt 55 000 Schüler bauen oder renovieren lassen. Allein in Mazar-e-Sharif, der viertgrößten Stadt Afghanistans, hat Flader den Bau von sieben großen Schulen für insgesamt 12 000 Kinder begleitet. Bildung sei der effektivste Weg, dem Land und seinen Einwohnern zu helfen, sagt sie überzeugt.

Spannende Debatte zwischen Schülern belegt Fortschritt

Beweis dafür sei eine Debatte zwischen Schülern gewesen, die sie miterlebt hat. „Im Unterricht haben sie diskutiert, ob man das Land verlassen sollte oder nicht. Ein Grund zum Weggehen sei ein besseres Studium und die schlechte Sicherheitslage im Land. Andere vertraten die Meinung, dass es wichtig sei, beim Aufbau eines friedlichen Afghanistans solidarisch mitzuarbeiten“, berichtet Flader. „Wir waren sehr beeindruckt von der engagierten Diskussion in so erstaunlich gutem Englisch.“

Derartige Beobachtungen treiben Marga Flader an. Denn sie zeigen nicht nur, dass die Schüler sich kritisch mit ihrer Situation auseinandersetzen. Sie zeigen auch, dass die Schüler erstmals eine Wahl und eine echte Perspektive haben. „Zumindest einige können nun selbst entscheiden, wie und wo sie leben möchten.“