Glinder Sparclub feiert goldenes Jubiläum - Mitglieder halten mit Elan an norddeutscher Tradition fest

Vor exakt 50 Jahren klimperten die ersten Münzen beim Sparclub "Zum letzen Pfennig". Der 1963 gegründete Glinder Verein feierte am Sonnabend sein goldenes Jubiläum und viele Geschichten, die eine dicht belagerte Fotowand mit zahlreichen Schnappschüssen dokumentierte. "Angefangen hat alles bei dem ehemaligen HSV-Spieler Klaus Stürmer. Seine Kneipe in der Mühlenstraße war ein beliebter Treffpunkt. 1963 ist man dann auf die Idee gekommen, dort einen Sparclub zu gründen", erzählt Peter Kind (71), der bereits seit 48 Jahren Mitglied ist.

So trafen sich die Sparclub-Mitglieder im ehemaligen Sportlerheim, um später ein paar Meter weiter in das Restaurant Opetija umzusiedeln. Mit "umgezogen" ist auch das Herzstück des Vereins: der silberfarbene Sparkasten mit seinen 60 Türchen. Ein Mindestbetrag von zwei Mark musste von jedem Mitglied pro Woche in das persönliche Sparfach geworfen werden. "Wenn der Betrag nicht eingezahlt wurde, war eine Strafgebühr von einer Mark fällig, die nicht aufs persönliche Konto sondern auf das Gemeinschaftskonto ging", erklärt Kind in Erinnerungen schwelgend. Traditionell wurde zum Ende des Jahres abgerechnet, dann klimperten Münzen, knisterten Scheine und die Mitglieder bekamen ihr Erspartes ausgezahlt. "Als wir noch 60 Leute waren, kamen im Jahr um die 40 000 Mark zusammen", berichtet Kind.

Mit ihrer Idee folgten die Glinder damals einer tief in der deutschen Geschichte verwurzelten Tradition. Ihren Ursprung haben die Sparclubs nämlich in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Damals breitete sich die Idee des gemeinsamen Sparens in Familie und Nachbarschaft zur Beschaffung von Weihnachtsgeschenken in Norddeutschland aus. Erste offiziell als "Sparclubs" bezeichnete Vereine wurden um 1880 von Seeleuten und Hafenarbeitern gegründet und dienten etwa der Unterstützung in Notfällen. Nach der Währungsreform, die die Deutsche Mark in allen drei westlichen Besatzungszonen zum alleinigen gesetzlichen Zahlungsmittel machte, erlebten die Sparclubs ihre Hochzeit. Sparen, war "in" und die Idee fand schnell ihren Weg nach Süddeutschland, Österreich und die Schweiz, wo viele Banken die Gründung derartiger Vereine stark förderten. Weil ihnen das Geschäft mit den Kleinsparern aber während der 1990er-Jahre nicht mehr allzu rentabel erschien, folgte ein langsamer Rückzug der Institute aus der Unterstützung der Sparclubs. Auch innerhalb der Bevölkerung sorgte das wohl für nachlassendes Interesse.

Mit nachlassendem Engagement musste der Glinder Sparclub "Zum letzten Pfennig" nur wenig kämpfen, ist er zwar von zu Gründungszeiten 60 Sparern auf heute 33 geschrumpft - sein Bestehen konnte am Sonnabend trotzdem gefeiert werden.

Das Sparverhalten allerdings hat sich im Laufe der Jahre verändert. So werden die einzelnen Sparkästchen inzwischen wöchentlich mit mindestens 5 Euro gefüttert. Alle 14 Tage wird die "Privatbank" der Sparer dann entleert und das Geld kommt auf das Vereinskonto. Dies ermöglichte immer wieder die Verwirklichung manch eines Traumes: etwa die Andalusienreise, die sich Horst Jurak und seine Frau 2004 leisteten. Seinen ursprünglichen Zweck erfüllt der Sparclub also heute noch.

Und neben dem Sparen war die Geselligkeit ein fast ebenso wichtiger Aspekt des Vereinslebens. Die Wahl zum Weinkönig, Weihnachtsfeiern oder die gemeinsamen Sternfahrten, die seit 48 Jahren einmal im Jahr starten, sind hier zu nennen. Ihr ganz persönliches Jubiläum feierten nun Hans Bryde, Horst Jurak und Rüdiger Soyka, die von der ersten Stunde an dabei waren und damit zu den Gründungsvätern des Glinder Sparclubs gehören.