Bad Oldesloe. Die Oldesloerin Andrea David gehört der Slow-Flower-Bewegung an. Bei ihr gibt es nur, was gerade Saison hat.

„FKK für den Boden gibt es bei mir nicht“, sagt Andrea David. Keine Angst, es geht hier nicht um Stormarns neuesten Nudisten-Club. Wir dürfen Andrea David wörtlich nehmen. Sie bezieht sich auf ihren 2000 Quadratmeter großen „Zaubergarten“. Der Schnittblumenacker liegt in Bad Oldesloe. Dort wachsen Blumenlumen dicht an dicht, vom Ackerboden ist nichts mehr zu sehen. Pestizide und Kunstdünger sind verpönt, auf Andrea Davids Acker wird biologisch gewirtschaftet.

„Ich mulche mit dem Blumenschnitt“, so David, denn nackter Boden verliere die Nährstoffe und könne die Pflanzen nicht mehr versorgen. Wenn der Boden zusätzlichen Dünger braucht, dann verarbeitet sie einen organischen Volldünger oder Kompost. Nur das Unkraut landet nach dem Jäten nicht wieder auf dem Beet, erzählt die Blumenfrau, das würde sich sonst aussäen und die Beete überwuchern.

Seit ein einigen Jahren ist Andrea David Mitglied der Slow-Flower-Bewegung. Slow Flower ist die pure Außenkultur der Pflanzen, kein künstliches Licht, keine Wärmezufuhr oder Kunstdünger. Die Stauden wachsen dann, wenn die Natur es für richtig hält. „Bei mir gibt es nur die Blumen, die gerade Saison haben“, sagt die Blumenfarmerin, „es gibt also keine Tulpen im Hochsommer oder Rosen im Winter.“

Sträuße werden in „Blumenpampers“ verschickt – so bleiben sie knackfrisch

 iIm Sommer spielen Dahlien eine Hauptrolle. Pinke Schmuckkörbchen, sowie gelbe und orangefarbene Studentenblumen sind ideale Begleitstauden.
 iIm Sommer spielen Dahlien eine Hauptrolle. Pinke Schmuckkörbchen, sowie gelbe und orangefarbene Studentenblumen sind ideale Begleitstauden. © Andrea David

David verkauft die Blumen entweder direkt vom Acker oder vermarktet sie an Geschäfte und Floristen, die auch nachhaltig arbeiten. Kunden können ihre Blumensträuße auch auf der Website von Andrea David direkt bestellen. (david-zaubergarten.de) „Am Abend wird gepflückt. Dann kommen die Sträuße in die Kühlung und werden am gleichen Tag verschickt“, erzählt die Blumenfarmerin. Wer Hilfe für seine Gartenplanung braucht, oder eine Hochzeit mit Blumen ausstatten möchte, kann die Oldesloerin engagieren.

Damit die Sträuße und Gestecke frisch beim Kunden ankommen, werden sie in kompostierbare Freshbags verpackt. Andrea David nennt sie scherzhaft Blumenpampers. Die Verpackungstaschen sind vollgesogen mit Wasser und sorgen dafür, dass der bunte Strauss knackfrisch beim Besteller ankommt.

Risiko: Es kann sein, dass es einem die Ernte so richtig verhagelt

Ganz ohne Risiko ist die Slow-Flower-Art der Blumenaufzucht leider nicht. Die Natur gibt was sie kann, manchmal eben auch Sturm, Spätfröste oder Starkregen. Dann kann es schon sein, so David, dass es einem die Ernte so richtig verhagelt.

„Ich kann eben nie garantieren, ob ich zu einem festen Zeitpunkt Ranunkeln, Rosen oder Taglilien liefern kann“, so David. Die Kunden können Wünsche bezüglich der Farben äußern, aber ob nun eine Rose den feinen Fliederton in den Blumenstrauß zaubert oder aber Flieder oder Astern, das entscheidet sich auf dem Schnittblumenfeld.

„Meine Kunden bekommen dafür einen Strauß, der natürlich ist und sich viel länger frisch in der Vase hält als die Ware aus dem Ausland“, sagt David. Natürlich bekommt man in den Geschäften auch im Sommer Tulpen und Rosen im Winter. Geliefert werden diese Blumen aus dem Ausland. Manche kommen aus Holland, andere haben den weiten Weg aus Asien und Afrika hinter sich. Doch Blumen, die aus dem Ausland kommen, sind angetrieben, haben einen weiten Weg hinter sich. Sie sind mit Pestiziden behandelt worden, sind mit künstlichen Farbstoffen getuned worden und brauchen enorm viel Wasser.

Die Natur hat dafür gesorgt, dass jede Jahreszeit ihre blühenden Blumen hat

Der Rote Sonnenhut ist eine unkomplizierte Sommerstaude. Er wirkt besonders attraktiv im Zusammenspiel mit Lilafarbenem Phlox und Gräsern.
Der Rote Sonnenhut ist eine unkomplizierte Sommerstaude. Er wirkt besonders attraktiv im Zusammenspiel mit Lilafarbenem Phlox und Gräsern. © Andrea David

„Diese Art der Blumenaufzucht ist weder für uns Menschen noch für die Umwelt gesund“, sagt Andrea David. Außerdem würden diese Sträuße in der Vase kaum eine Woche durchhalten, bevor sie verwelken. Dieser Anspruch zu jeder Jahreszeit, alles haben zu können, müsse sich ändern, so die Blumenexpertin. Die Natur habe dafür gesorgt, dass jede Jahreszeit ihre blühenden Blumen hat. Der Frühling beginnt mit Tulpen, Maiglöckchen, Akelei und Storchenschnabel. Dann folgen im Sommer Dahlien, Rosen, Kornblumen und Mohn. Der Herbst erfreut seine Blumenliebhaber mit Astern und Chrysanthemen und im Winter darf man sich an Christrosen und Schneeglöckchen erfreuen. Das sei alles nur beispielhaft aufgezählt, so Andrea David, weil jede Jahreszeit noch unendlich viel mehr im Angebot hat.

„Ich füge meinen Sträußen auch gerne noch Wildstauden wie Mutterkraut und Kornrade hinzu“, sagt Andrea David. Sie geben ihren Sträußen mehr Fülle, blühen aber auch schön. Auf dem Blumenfeld wären diese Wildkräuter auch bevorzugte Anlaufpunkte für Bienen, Hummeln und andere Insekten und würden somit viel für den natürlichen Kreislauf in den Beeten und für den Ertrag in ihrem Zaubergarten tun.

Slow Flower kann man auch ganz einfach im eigenen Garten umsetzen

Blumensträuße sollen Freude spenden, so David. „Wenn immer alles verfügbar ist, aber schneller welkt, dann senkt das die Freude am Blumenstrauß“, erzählt Andrea David. Dass Blumen auch irgendwie mit dem Begriff „Glück“ zu tun haben, wird deutlich, wenn man Andrea David in ihrem Zaubergarten beobachtet. Ihr Blick schweift liebevoll über die sich im leichten Wind beugenden Blumenreihen. Ein süßer Duft umschmeichelt unsere Nasen. „Wenn man sich öffnet und das alles einmal auf sich wirken lässt, dann merkt man, wie wichtig Blumen für die Seele sind“, sagt sie. Sie freue sich immer wieder über das positive Feedback ihrer Kunden. „Wenn ich einen Strauß gebunden habe und dann sehe, wie die Augen der Kundin leuchten und wie sie den Strauß fast umarmt, dann macht mich das auch glücklich“, erzählt die Oldesloerin.

So ein Stückchen Glück kann sich jeder nach Hause holen, egal wie klein die Grünfläche ist, die er bewirtschaftet. Slow Flower kann man auch ganz einfach im eigenen Garten umsetzen. Das Gärtnern wird einfacher, man verringert die Wasserverdunstung in den Beeten und man kann Kosten einsparen.

Andrea David würde es freuen, wenn Slow Flower auch in private Gärten einziehen würde. „Wenn wir auf die Natur achtgeben, dann gibt sie uns alles zurück“, sagt die Oldesloerin.


Tipps von Angela David für Slow Flower im heimischen Garten

Wenn Sie ihren Garten düngen wollen, düngen Sie nicht die einzelnen Pflanzen, sondern den gesamten Boden mit einem organischen Volldünger. Es ist der Boden, der verbessert werden muss, damit er sich um die Pflanzen kümmern kann.

Versuchen Sie es mal mit Gründüngung. Säen Sie Lupinen, Bienenweide oder Inkarnatklee in die Beete. Die einjährigen Pflanzen sehen hübsch aus, die Insekten lieben sie und am Ende können Sie die verblühten Pflanzen auf dem Beet kompostieren lassen. Diese Wildstauden halten den Boden locker. Die Blatt- und Wurzelmasse können am Ende in den Boden eingearbeitet werden und bilden neuen Humus.

Graben Sie ihren Garten nicht mehr um. Man nennt das die No-dig-Methode. Beim Pflügen oder tiefen Umgraben werden die einzelnen Bodenschichten zerstört, Bodenlebewesen aus den unteren Erdschichten werden nach oben befördert und sterben dort. Ein eigentlich gut funktionierendes Bodenleben wird kaputt gemacht.

Oberflächliches Durchhacken hingegen ist erwünscht, weil es die Wasserverdunstung unterbricht. Regenwasser kann besser in den Boden einsickern und dort gespeichert werden.

Mulchen Sie ihre Beete mit Pflanzenabfällen oder Rasenschnitt. Das führt dem Gartenboden Nährstoffe zu und hilft die Wasserverdunstung zu reduzieren.