Stormarn. Besucher der Sommerateliers 2022 können mit Ausstellern ins Gespräch kommen und Näheres zu Werk und Schaffensprozess erfahren.

Mit dem meteorologischen Sommeranfang kommt auch die Aktion Sommerateliers in Sicht: Am Sonnabend und Sonntag, 11./12. Juni, öffnen in ganz Schleswig-Holstein 130 Künstler der Landesverbände für angewandte und bildende Kunst von 11 bis 19 Uhr ihre Werkstätten und Ateliers für Besucher. Fünf dieser Orte, an denen Gegenwartskunst entsteht, liegen im Kreis Stormarn. Es sind Räume, in denen experimentiert, produziert, sinniert und geplant und so mancher Ansatz auch wieder verworfen wird. Orte der Schaffenskraft, der Inspiration oder Kontemplation, die ihre ganz eigene Dynamik und Mystik ausstrahlen.

Sommerateliers: Werke im Dialog bei Doppelausstellung

Thomas Helbing aus Barnitz bearbeitet einen Sandsteinblock.
Thomas Helbing aus Barnitz bearbeitet einen Sandsteinblock. © Unbekannt | Johanna Helbing

In manchen geht es leise zu, bei anderen wird es schon mal laut wie beim Barnitzer Bildhauer Thomas Helbing, der Steinblöcken auch mittels maschineller Bearbeitung zu Leibe rückt. Er hat zu den diesjährigen Sommerateliers eine Hamburger Malerin in seine Werkstatt eingeladen. Helbing sagt: „Ich habe das Glück und die Gelegenheit, mit meiner geschätzten Kollegin Mareile Stancke ausstellen zu dürfen.“ Bis zum Wochenende müsse, „die Werkstatt aufgeräumt und alles für die gemeinsame Schau hergerichtet werden“, so Helbing, der parallel eine Ausstellung in der Wassermühle Trittau vorbereitet.

Mareile Stancke in ihrem Atelier. Sie betreibt auch eine Malschule.
Mareile Stancke in ihrem Atelier. Sie betreibt auch eine Malschule. © Unbekannt | Heidemarie Hedrich

Am Freitag wollen sich die beiden Kunstschaffenden treffen, um die Arbeiten zu hängen und zu stellen. Es sei ein Versuch, in Barnitz „in guter alter Tradition in der Werkstatt hochwertige Arbeiten der Malerei und Bildhauerei zu präsentieren“. Ein niedrigschwelliges Angebot, aber mit Anspruch, betont Helbing. Alle, die ihre Sinne benutzen und schärfen wollten, erwarte eine Palette fantasievoller und intellektuell reicher optischer Eindrücke, in denen sich Bewegung und innere Einkehr erkennen ließen. Helbing sagt: „Vielschichtigkeit und Vielansichtigkeit treffen sich im Dialog und entwickeln ein Gefüge von Verflechtungen.“

Gäste können mehrere Ebenen in den Bildern entdecken

Von Barnitz nach Neritz: Wenn Hans-Hinnerk Rohde sich der künstlerischen Arbeit widmet, zieht er sich in die zu einer kleinen Künstlerenklave ausgebaute geräumige Garage auf dem heimischen Grundstück zurück. Rohde sagt: „Im Entstehungsprozess bildet sich Schicht für Schicht Bedeutung auf. In meiner Malerei ist das auch an den Malschichten abzulesen, die sich in einem immer weiter verdichtenden Prozess zu einer von einzelnen Menschen oder Tieren belebten Landschaft formen.“

Oder an den Tausenden Strichen mit dem Isographen, mittels derer er den Bild­raum seiner neuen grafischen Arbeiten entstehen lässt. Mit schwarzer Tinte auf weißem Hintergrund bildet er Sitzgelegenheiten „mit mal mehr und mal weniger geschichtlicher Aura vor einem unklaren, dämmrigen Hintergrund“ ab. „Diese Sitzgelegenheiten fordern auf, sich gedanklich darauf niederzulassen“, erläutert der Künstler, dessen Werke sowohl aufseiten der Technik als auch in interpretatorischer Hinsicht mehrschichtig sind.

Kunst als Hommage an die Erde, Liebe und Menschheit

Viele von Angela Scherer-Kerns Arbeiten durchziehen Metallfäden.
Viele von Angela Scherer-Kerns Arbeiten durchziehen Metallfäden. © Scherer-Kern | lunArtis

Abstecher an die Stormarner Grenze nach Tangstedt zu Angela Scherer-Kern. Ihre Begeisterung für den Werkstoff Metall, der wie ein roter Faden viele ihrer Arbeiten durchzieht, begann mit verrosteten Fundstücken. Sie sagt: „Metall erhält, obgleich ein kalter Werkstoff, durch seine eigene Zerfallsfarbigkeit und den Einsatz der metallenen Farben im Umfeld eine warme und edle Ausstrahlungskraft.“

Das Metall verarbeitet sie im Original oder verändert es. „Es wird mit der Flamme geschnitten, geschweißt, verbogen, mal collageartig eingesetzt, mal in Farbe eingebunden oder als reines Objekt verwendet.“ In ihren Werken verbindet sie Kunst mit Philosophie und Idealismus. Sie will den Betrachter inspirieren, sein Bewusstsein für die Schönheit der Erde und die Kraft der Schöpfung schärfen. Ihre Kunst begreift sie als „Hommage an die Erde, die uns erträgt, an die Liebe, die uns nie aufgibt, und an die Menschheit, denn sie ist in ihrem Kern gut“.

Mehr zu den unterschiedlichen künstlerischen Positionen erfahren die Besucher im Dialog mit den Kunstschaffenden vor Ort. Der Eintritt ist frei.

Aussteller Thomas Helbing (Grafik & Skulptur) und Mareile Stancke (Malerei), Lokfeld 12, Barnitz; Hans-Hinnerk Rohde (Malerei/Grafik), Flaggensee 10, Neritz; Atelier lunArtis – Angela Scherer-Kern (Malerei, Metall), Wacholderweg 22, Tangstedt; Uwe Greiß (Fotokunst), Im Grund 5, Tralau; Titia Ohlhaver (Malerei/Grafik), Im Weddern 7 (Haus Mohr), Reinfeld; Übersicht aller Ateliers: www.sommerateliers-sh.de