Bargteheide. Die Herausforderin von Bürgermeistern Birte Kruse-Gobrecht holt 65,20 Prozent. Einzug ins Rathaus am 15. September.
Als Gabriele Hettwer um 20.35 Uhr den großen Saal des Jagdschlosses Malepartus betrat, brandete Beifall auf. Zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich bereits ab, dass die 57-Jährige am 15. September dieses Jahres neue Bürgermeisterin der Stadt Bargteheide werden würde. „Als ich den Anruf von den ersten beiden Briefwahlauszählungen bekam, war ich erst einmal sprachlos“, sagte Gabriele Hettwer und musste anschließend unzählige Hände schütteln.
Amtsinhaberin in allen Wahlbezirken weit zurück
Als alle Wahlbezirke ausgezählt waren, lag die Herausforderin klar und deutlich mit 65,20 Prozent der gültigen Stimmen vor der Amtsinhaberin Birte Kruse-Gobrecht, die mit 34,80 Prozent weit unter den eigenen Erwartungen geblieben ist. Die Wahlbeteiligung lag bei 65,97 Prozent.
Der Erfolg hatte sich schon nach Auszählung der Briefwahlen in den sieben Wahllokalen der Stadt abgezeichnet. In keinem einzigen Wahllokal lag der Anteil der ausgewiesenen Verwaltungsexpertin Gabriele Hettwer unter der 60-Prozent-Marke. Am Ende des Abends hatte die Amtsinhaberin nicht einen Wahlbezirk für sich entscheiden können.
Im Malepartus bis in die Nacht gefeiert
Im Malepartus wurde Hettwer bei der gemeinsamen Veranstaltung der sie unterstützenden Parteien SPD, FDP, CDU und der Wählergemeinschaft WfB bis in die Nacht gefeiert. An der Seite ihres Mannes Jürgen, der Bürgermeister in Oststeinbek ist, und ihrer Tochter Charlotte, die in Jena Medizin studiert.
„Ich freue mich total für meine Mutter. Ich hatte immer den Eindruck, dass ihr die Rückkehr nach Bargteheide als Bürgermeisterin eine echte Herzensangelegenheit ist, für die sie in den vergangenen Wochen und Monaten gekämpft und viel investiert hat“, sagte Charlotte Hettwer unserer Redaktion.
Katerstimmung in der Elvis Lounge am Rathaus
Gabriele Hettwer leitet seit 1998 das Haupt- und Ordnungsamt der Gemeinde Großhansdorf und berät Bürgermeister Janhinnerk Voß als dessen Büroleiterin in allen verwaltungsfachlichen Fragen. Bereits im Alter von 27 Jahren hatte sie die Leitung des Ordnungs- und Umweltamts übernommen, war aber auch fürs Bauamt sowie in der Fachabteilung für Schule, Jugend, Kultur und Sport tätig.
Katerstimmung herrschte hingegen in der Elvis Lounge am Rathaus. Hier hatte die amtierende Bürgermeisterin ihre Familie, ihr Wahlkampfteam und die Grünen versammelt. Dort sank die Stimmung jedoch mit jedem ausgezählten Wahlbezirk.
Kruse-Gobrecht moniert unfairen Wahlkampf
Birte Kruse-Gobrecht trug die Niederlage rein äußerlich mit Fassung. „Auf der einen Seite bin ich enttäuscht, auf der anderen Seite möchte ich meinem tollen Team, der Einwohnerschaft und meiner Familie für die große Unterstützung danken.“ Sie bedauere sehr, die begonnenen Projekte nun nicht zu Ende führen zu können. Andererseits wünschte sie ihrer erfolgreichen Herausforderin gutes Gelingen und viel Erfolg. „Ich hoffe, dass sie die von mir angestoßenen Themen fortsetzen wird und dass sie auch die zahlreichen Herausforderungen meistern wird“, so Kruse-Gobrecht,
Um dann aber doch noch mit ihrem Schicksal zu hadern. Einen Grund für die Niederlage sah die abgewählte Amtsinhaberin in einem unfair geführten Wahlkampf. „Vieles ging unter die Gürtellinie, viele Geschichten wurden durch die Stadt getragen, die jeder Grundlage entbehrten“, erklärte sie. Außerdem sei Bargteheide eh sehr konservativ.
„Bargteheide noch nicht reif für meinen Führungsstil“
„Ich glaube, Bargteheide ist noch nicht reif für einen Führungsstil, wie er mir wichtig wäre“, erklärte sie. Das Amt als Bürgermeisterin fortzuführen, wäre ganz klar ihr „Plan A“ gewesen. Und gibt es auch einen Plan B? „Wenn eine Tür zugeht, geht eine andere auf“, ließ sie wissen. Es gebe bereits verschiedene Anfragen und Ideen, über die sie im Augenblick aber noch nichts sagen wolle.
Bis September sei es nun erst einmal wichtig, ihre Amtszeit gut zu Ende zu bringen und gleichzeitig die Vorbereitungen für eine geordnete Übergabe zu treffen. „Und danach heißt es erst einmal, mehr Zeit für die Familie, mehr Zeit für mich und Zeit zum Durchatmen“, so Birte Kruse-Gobrecht.