Bargteheide. Bürgermeisterin durfte bei Urnengang nicht fotografiert werden. Herausforderin beim Frühschoppen im Kleinen Theater.
Bei strahlendem Sonnenschein öffneten an diesem Sonntag, 8. Mai, auch in Bargteheide Punkt 8 Uhr die Wahllokale. Parallel zur Landtagswahl sind die Bürger der Stadt aufgerufen, über das neue Stadtoberhaupt abzustimmen. Dabei wird die amtierende Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht von der ebenfalls parteilosen Gabriele Hettwer herausgefordert.
Die Gegenkandidatin, die aktuell noch in Hoisdorf wohnt, hatte ihre Stimmen zur Landtagswahl bereits unter der Woche per Briefwahl abgegeben. So nahm sie sich die Zeit, mit Tochter Charlotte, die in Jena Medizin studiert, beim ersten Frühschoppen der Saison im Kleinen Theater vorbeizuschauen. Dort sorgten die Roaring 40s aus Jersbek mit Coverversionen bekannter Rocksongs für beste Laune.
Lebenspartner und Sohn Karl als Begleiter
Die Amtsinhaberin trat unterdessen gegen 12 Uhr in der Kita Am Mühlentor selbst an die Urne, begleitet von Lebenspartner Bernd Gundlach und Sohn Karl, der erstmals wahlberechtigt ist. Fotos von dem Akt gab es allerdings nicht. Der Wahlvorstand ließ auf Anfrage wissen, dass es Medienvertretern nicht erlaubt sei, im Wahllokal Aufnahmen jeglicher Art zu machen.
Das ist außerordentlich verwunderlich, da es Hunderte tagesaktuelle Fotos von der Stimmabgabe deutlich prominenterer Schleswig-Holsteiner gibt. So durfte Ministerpräsident Daniel Günther, der seinen Wahlzettel im Wahllokal Stadtwerke Eckernförde abgab, ebenso fotografiert und gefilmt werden, wie sein Herausforderer, SPD-Spitzenkandidat Thomas Losse-Müller, der in der Freiwilligen Feuerwehr Ahlefeld-Bistensee an die Urne trat.
Bürgermeisterin wundert sich über Wahlkampf
Kruse-Gobrecht erklärte die Entscheidung in der Kita am Mühlentor damit, dass die Wahlvorstände in den sieben Bargteheider Wahllokalen für die Zeit der Stimmabgabe an den jeweiligen Standorten Hausrecht hätten und über solche Fragen selbst entscheiden könnten.
Befragt nach ihrer Erwartung für den Ausgang der Bürgermeister(innen)wahl sagte sie: „Bei meinen zahlreichen Vorwahlterminen bekam ich gefühlt von zwei Dritteln der Bürger Zuspruch, ein Drittel schien noch unentschlossen.“ Überrascht zeigte sie sich hingegen von der Tatsache, wie massiv und polarisierend der Wahlkampf in der Schlussphase verlaufen sei. „Das hätte ich nach der Bewältigung der Corona-Krise so nicht erwartet. Ich habe geglaubt, dass die größten Differenzen mit der Kommunalpolitik überwunden seien“, erklärte Kruse-Gobrecht.
Wahlbeteiligung fünf Prozent schlechter als 2017
Obwohl sich vor den Bargteheider Wahllokalen teilweise lange Schlangen bildeten, blieb die Wahlbeteiligung für die Landtagswahl ersten Abfragen für ganz Schleswig-Holstein am Nachmittag zufolge um mehr als fünf Prozent hinter jener der Landtagswahl von vor fünf Jahren zurück.
Während bei der Bürgermeisterwahl 13.244 Einwohner der Stadt abstimmen dürfen, darunter 527 Erstwähler, sind bei der Landtagswahl nur 12.906 stimmberechtigt. Die Differenz erklärt sich aus dem Umstand, dass zur Landtagswahl nur deutsche Staatsangehörige zugelassen sind, die am Wahltag das 16. Lebensjahr vollendet haben.
2016 nur von 30,53 Prozent aller Bürger gewählt
Bei der Bürgermeisterwahl sechs Jahre zuvor hatte die amtierende Bürgermeisterin zwar 63,4 Prozent aller gültigen Stimmen auf sich vereinen können. Da sich seinerzeit aber nicht einmal die Hälfte aller 13.262 stimmberechtigten Bargteheider an der Wahl beteiligten (49,2 Prozent), bedeuteten die 4049 Stimmen für sie tatsächlich nur 30,53 Prozent Zustimmung.
Kruse-Gobrechts Vorgänger Henning Görtz kam bei seiner ersten Wahl zum Bürgermeister 2008 auf 59,7 Prozent, hatte allerdings auch zwei Gegenkandidatinnen von SPD und WfB. Bei seiner Wiederwahl im Mai 2014 verzeichnete der heutige Landrat des Kreises Stormarn dann bei eine Wahlbeteiligung von 54,7 Prozent ein Zustimmung von 80,7 Prozent.
Bürgermeisterin erwartet ihr Team in der Elvis Lounge
Die Amtsinhaberin Birte Kruse-Gobrecht hat ihre Familie, ihr Wahlkampfteam und die Grünen ab 19 Uhr zur großen Wahlparty in die Elvis Lounge am Rathaus eingeladen. Ihre Rivalin Gabriele Hettwer wird gegen 20.30 Uhr im ehemaligen Jagdschloss Malepartus (Tremsbüttler Weg 100) erwartet. Dort ist eine gemeinsame Veranstaltung der Parteien CDU, SPD und FDP sowie der Wählergemeinschaft WfB geplant, die Hettwer im Wahlkampf unterstützt haben.