Bargteheide. Neuer Krisenstab aus Haupt- und Ehrenamtlichen gegründet, um Struktur in die Flüchtlingshilfe zu bringen
Noch hängt über dem Eingang das Schild eines kürzlich geschlossenen Geschäftes für Tierbedarf. Nach Ostern soll der Laden an der Bahnhofstraße 5a in Bargteheide Anlaufstelle für Geflüchtete und Helfer werden. Die Stadt hat den Raum gemeinsam mit dem Amt Bargteheide-Land angemietet und an den Verein Bunte Vielfalt übergeben. Die Ehrenamtler sollen Struktur in die Bargteheider Flüchtlingshilfe bringen.
Bis Ende der Woche hat Bargteheide 104, das Amt Bargteheide Land weitere 101 Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen. Hinzu kommen rund 600 weitere Menschen aus 16 anderen Nationen. „Wir bekommen keine konkreten Prognosen von den übergeordneten Stellen. Aber wir rechnen damit, dass wir noch deutlich mehr Menschen aufnehmen werden“, sagt Bernd Gundlach, Leitender Verwaltungsbeamter beim Amt Bargteheide-Land.
Krisenstab kann kurzfristig auf neue Situationen reagieren
Deshalb haben Stadt- und Amtsverwaltung einen Krisenstab mit Haupt- und Ehrenamtlern eingerichtet, der sich einmal in der Woche trifft. „Allein aus dem Hauptamt heraus würden wir diese menschliche Katastrophe hier vor Ort nicht bewältigen können“, sagt Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht. Mit dem Krisenstab könne kurzfristig auf neue Situationen reagiert werden.
Durch diesen kurzen Draht war es möglich, innerhalb kürzester Zeit die Bunte-Vielfalt-Anlaufstelle an der Bahnhofstraße einzurichten. Am 28. März hatte der Verein das Mietangebot entdeckt und die Räume einen Tag später besichtigt. Stadt und Amt erklärten sich sofort bereit, die Kosten zu übernehmen. Die Ablöse übernahmen die Rotarier.
„Wir können uns voll und ganz darauf konzentrieren, hier sowohl Geflüchteten eine Anlaufstelle zu geben als auch alle Helfer zu betreuen“, sagt Margit Hegenbart, Vorsitzende des Vereins Bunte Vielfalt. Sie weist ausdrücklich darauf hin, dass sich die jetzt ins Leben gerufenen Angebote an alle Geflüchteten richten – egal welcher Nation: „Alles andere wäre ungerecht und auch nicht zu vermitteln.“
Gesucht werden hauptsächlich Dolmetscher und Sprachpaten
Allein im Verein Bunte Vielfalt engagieren sich derzeit 100 Menschen. Hinzu kommen die Freiwilligen Feuerwehren, andere Hilfsorganisationen, die Kirche und Bürger, die mit Spenden helfen wollen oder Unterkünfte zur Verfügung stellen. Wohnungen und Schlafplätze für Geflüchtete nimmt die Stadt weiterhin über ihre Homepage (www.bargteheide.de) entgegen. Alle anderen Hilfsangebote können nach dem Osterwochenende der neuen Koordinationsstelle mitgeteilt werden. Gesucht werden hauptsächlich Dolmetscher und Sprachpaten. Aber auch Geld- und Sachspenden sind gern gesehen.
Der Wunsch zu helfen ist in Bargteheide groß
Margit Hegenbart, die sich seit Jahren in der Flüchtlingshilfe engagiert, hatte mit viel Unterstützung gerechnet. Dass beim ersten Treffen zum Thema Ukraine-Krise Mitte März mehr als 100 Menschen kamen, hat aber auch sie überwältigt: „Der Bedarf und der Wunsch zu helfen, ist groß“, sagt sie und berichtet etwa von einem Kindergarten, der nachmittags Räume für die Betreuung von Flüchtlingskindern zur Verfügung stellt. Oder von einer Helferin, die einen Deutschkurs mit zwölf Terminen anbietet. 25 Personen sind bereits angemeldet.
Wer selbst helfen will, kann nach dem Osterwochenende in die Bunte-Vielfalt-Anlaufstelle kommen. Helfer erhalten dort Informationen, was aktuell benötigt wird. Geflüchtete bekommen unter anderem eine Migrationsberatung oder Unterstützung bei Behördengängen oder der Suche nach einem Kindergarten oder einer Schule für Minderjährige.
Weitere Informationen dazu gibt es auch auf der Internetseite des Vereins Bunte Vielfalt unter www.bvbsl.de.