Bad Oldesloe. Polizeidirektion Ratzeburg präsentiert Bilanz für das Jahr 2021. Zahl der Straftaten geht im Kreis gegen den Landestrend zurück.

Die Corona-Pandemie hat vieles verändert – auch für die Polizei. Die Kriminalität ist auf einem historischen Tiefstand. „So niedrige Zahlen hatten wir seit 2005 nicht mehr. Weiter reichen unsere Daten nicht zurück“, sagte Polizeidirektorin Stefanie Bluhm, die die Kriminalpolizei in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg koordiniert, am Mittwoch bei der Vorstellung der Kriminalstatistik 2021.

Die Zahl der Straftaten ist im Vergleich zu 2020 von 22.363 auf 21.809 gesunken. Das entspricht einem Minus von 2,5 Prozent. In Stormarn fällt der Rückgang sogar noch größer aus (3 Prozent). Die Zahl der Delikte sank trotz der Nähe zur Metropole Hamburg und gegen den Landestrend von 12.406 auf 12.029. In Schleswig-Holstein stieg die Zahl der Straftaten um 1,7 Prozent.

Homeoffice hat viele Einbrecher abgeschreckt

„In den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg lebt es sich sicherer als in größeren Städten und in vielen anderen Kreisen des Landes“, sagte die Polizeidirektorin. Die sogenannte Häufigkeitszahl (die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer Straftat zu werden bezogen auf 100.000 Einwohner) liegt in Stormarn bei 4910. Landesweit beträgt der Wert 6077, „Spitzenreiter“ ist Neumünster mit 11.094. Besonders sicher ist es in Plön (3881).

„Wie schon im vergangenen Jahr wirkt sich die Corona-Pandemie aus. Viele Menschen sind zu Hause, sie konnten auch lange Zeit abends nicht ausgehen. Einbrecher sind scheu, das hat viele abgeschreckt. Hinzu kommt, dass ausländische Banden nicht einreisen konnten“, sagt Bluhm.

In Stormarn ist es sicherer als in vielen anderen Kreisen

Im Gesamtbereich der Polizeidirektion Ratzeburg ist insbesondere die Zahl der Einbrüche stark gesunken – um knapp 36 Prozent auf 361. Das zeigt sich besonders in Ahrensburg und Bargteheide. In Ahrensburg gab es 2020 noch 138 Einbrüche, im Vorjahr waren es 29. In Bargteheide sank die Zahl von 30 auf fünf. „In Großhansdorf sieht es ähnlich aus. Das hängt mit dem Ausbleiben reisender Tätergruppen zusammen und wird mit Sicherheit nicht so bleiben“, mahnt Kripochef Ralf Lorenzen.

Insgesamt versehen knapp 700 Beamte ihren Dienst in der Polizeidirektion, davon gehören 100 der Kriminalpolizei an oder sind dieser zur Unterstützung zugeordnet. Speziell für die Aufklärung von Einbrüchen ist seit mehreren Jahren eine Ermittlungsgruppe zuständig, die ihren Sitz in Reinbek hat. „Wir haben eine Aufklärungsquote von 14,7 Prozent. Das klingt zunächst nicht viel, ist aber sehr gut, weil die Täter keinen Bezug zum Objekt und zu den Opfern haben. Oft sind es auch reisende Banden, die europaweit aktiv sind“, so Lorenzen.

Ein Einbrecher kann bei erneuter Einreise festgenommen werden

Deshalb setzen die Ermittler auf Spurensicherung und legen Datenbanken mit Vorgehensweise, Fingerabdrücken und DNA an. „Wir haben beispielsweise einen Täter identifiziert, der in Witzhave eingebrochen ist, aber auch Taten in Hamburg, Belgien und Österreich begangen hat. Er ist Ausländer. Seine Personalien sind an den Grenzen hinterlegt. Wenn er wieder einreist, kann er festgenommen werden“, sagt Lorenzen.

Die Polizei stellt sich auf diese Entwicklung ein und nimmt Einbrüche sehr ernst. „Ein Einbruch ist ein Eindringen in einen geschützten Raum. Deshalb ist das für die Opfer sehr belastend und hat eine nachhaltige Wirkung über lange Zeit“, so Bluhm. „Wir setzen dabei auch auf Prävention. Unsere Spurensicherungsteams beraten Einbruchsopfer auch, wo sie Sicherheitsvorkehrungen noch optimieren können“, erläutert Lorenzen. Das wirkt sich bereits aus: Bei den 361 Einbrüchen in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg blieb es in 51 Prozent der Fälle beim Versuch. Das bedeutet: Entweder wurden die Täter gestört oder aber es gelang ihnen nicht, Türen oder Fenster aufzubrechen.

Starker Rückgang bei Raub und Körperverletzung

Auch im Bereich der sogenannten Rohheitsdelikte (Raub, Körperverletzung) gab es einen massiven Rückgang von 3371 auf 3165 Fälle. Ebenso hat die Zahl der Fahrraddiebstähle abgenommen. „Dafür stellen wir eine Verlagerung der Kriminalität in das häusliche Umfeld und in das Internet fest“, betont die Polizeidirektorin.

So gab es einen massiven Zuwachs bei den Sexualdelikten von 289 auf 445. In den meisten Fällen waren es Beziehungstaten. Oft spielte dabei auch die häusliche Isolation durch Corona verbunden mit Homeoffice und Kurzarbeit eine Rolle, die die Situation eskalieren ließ. „Wir merken aber auch seit der Me Too-Debatte, dass mehr Frauen bereit sind, Übergriffe anzuzeigen“, so Bluhm. Eine hohe Zunahme (plus 111 Prozent) gab es aber auch bei der Verbreitung von Pornografie im Internet. Bluhm: „In der Hälfte der Fälle sind Jugendliche und Heranwachsende die Täter. Ihnen fehlt das Unrechtsbewusstsein. Sie wissen nicht, dass sie sich strafbar machen, wenn sie solche Bilder und Filme verschicken.“ Cybercrime ist ebenfalls ein Thema. Die Zahl der Betrügereien im Internet verdoppelte sich fast von 392 auf 612 Fälle. Für dieses Deliktfeld hat die Polizei eine eigene Ermittlungsgruppe mit drei Beamten gebildet.

100 Kilogramm Cannabis in Barsbüttel sichergestellt

Der spektakulärste Fall war die Sicherstellung von 100 Kilogramm Cannabis, einem Kilogramm Kokain sowie einer größeren Menge von Amphetaminen. „Wir haben die Drogen im Februar in Barsbüttel in einem spanischen Lastwagen sichergestellt. Das war eine geplante Aktion nach umfangreichen Ermittlungen und ein großer Fahndungserfolg“, so Bluhm. Die Täter wurden zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.