Oststeinbek. Als Inspiration für seine Texte und Lieder dienen Nils Heinrich alltägliche Situationen, die er pointiert auf die Spitze treibt.
Viele Menschen haben Angst vor den falschen Dingen. Das zumindest behauptet Kabarettist Nils Heinrich in seinem Programm „Aufstand“, mit dem er am Freitag, 18. Februar, um 19.30 Uhr im Bürgersaal Oststeinbek zu Gast ist. „Auch in Deutschland haben viele Menschen Angst vor dem weißen Hai“, führt Heinrich weiter aus. „Dabei hat der weiße Hai in Deutschland im letzten Jahr viel weniger Menschen umgebracht als der Hirsch. Der lockt im Sommer kaltblütig Autofahrer an und lässt die an sich abprallen.“
Albtraum in moderner Zeit: kein WLAN-Empfang
Die Pointe sitzt, Gelächter im Zuschauersaal – und gleich noch was gelernt. Das ist typisch für einen Abend mit dem Kabarettisten, der nach eigenem Bekunden vor nichts Angst hat. Als Begründung nennt er seinen Wohnort Berlin. Wer die Fahrten mit der dortigen S-Bahn überlebt, in der bekanntermaßen „alle Bazillen existieren, die das Universum je hervorgebracht hat“, den kann nichts mehr schrecken.
Weil er aber endlich einmal auch dieses „trendige Gefühl der Angst“ erleben will, greift er kurzerhand zur Gitarre und singt einen Song über allerlei angsteinflößende Situationen – angefangen vom fehlenden WLAN-Empfang über missglückte Tattoos bis hin zum Palmöl in Nutella.
Heinrich war zu Gast in großen TV-Kabarett-Shows
In seinem neuen Song „Totimpfstoff“, den man sich seit Kurzem auf YouTube anhören kann, macht er sich beispielsweise über alle lustig, die angeben, eine Corona-Impfung so lange zu verweigern, bis ein sogenannter Totimpfstoff zur Verfügung stehe. Denn in Sachen Impfung hat Heinrich eine klare Überzeugung. Er sagt: „Ich bin geimpft, geboostert und genesen.“ Trotzdem lebe er noch und es sei ihm auch kein zweiter Kopf gewachsen. Mit der ganzen Pandemie-Thematik habe das Programm jedoch nur am Rande zu tun, sagt der Kabarettist, der mehr Bedingungen erfüllt, als die 2G-Regelung für den Besuch seines Auftritts in Oststeinbek vorschreibt.
Nils Heinrich war schon bei allen großen Kabarett- und Comedyformaten im Fernsehen zu sehen: unter anderem in „Die Anstalt“, bei „Nuhr im Ersten“, „Pufpaffs Happy Hour“ und der Comedy-Mixed-Show „Olafs Klub“. Seit 2006 ist der in Sachsen-Anhalt aufgewachsene Kabarettist hauptberuflich in dem Metier unterwegs. „Zuvor war ich lang bei Medien, Radio und Fernsehen tätig“, erzählt der Familienvater. Als er bei seinem ersten Auftritt auf einer Lesebühne in München das Publikum mühelos zum Lachen brachte, sprang der Funke über.
Kabarettist hat bereits fünf Bücher veröffentlicht
Es folgte mit den „Brauseboys“ die Gründung einer eigenen Lesebühne mit Gleichgesinnten im Berliner Stadtteil Wedding. Dort hat er gerade eine Pause eingelegt, denn aktuell liegt sein Fokus auf seiner Tour, die ihn durch ganz Deutschland führt. Nebenbei hat er fünf Bücher geschrieben, sein jüngstes Werk mit dem Titel „Wir heißen hier alle Ronny, auch die Jungs“ ist 2021 erschienen. Darin setzt sich der Autor auf humorvolle Weise mit der Wende, alltäglichen Erlebnissen und dem Verlust der Langeweile in Zeiten von Lockdown und Homeschooling auseinander.
Vor seiner Karriere als Kabarettist war Heinrich für die Medien tätig, hat beim Radio, Fernsehen und für eine Nachrichtenagentur gearbeitet. Spaß hat ihm vor allem der Job als Reporter für Antenne Bayern gebracht, wo er vorwiegend über skurrile Themen berichtete wie die Weihnachtsfeier eines Clubs von Helmut-Kohl-Imitatoren. „Die haben alle Saumagen gegessen und so gesprochen wie Kohl“, erinnert er sich an die seltsame Erfahrung. Als er vorwiegend Dienstpläne am Computer erstellte, war es jedoch mit dem Spaß vorbei. „Das war nur noch ein Brotjob, nicht meine Leidenschaft.“ Die zeigte sich umso deutlicher bei den Auftritten vor Publikum.
Den meisten Spaß bringt Ausprobieren neuer Stoffe
Seine Inspiration bezieht Heinrich aus Zufällen, Alltagssituationen und manchmal hat er auch Einfälle beim Spazierengehen. „Auf der Bühne lese ich auch hin und wieder Geschichten vor und singe zur Gitarre.“ In seinem Programm „Aufstand“ widmet er sich Themen wie beispielsweise Paaren, die erst spät Eltern werden, oder einem Drucker, der aufgrund von geplanter Obsoleszenz das Zeitliche segnet.
Am meisten mache es ihm jedoch Spaß, neue Sachen auszuprobieren und das Publikum damit zu überraschen. Manchmal sei die Überraschung allerdings auf seiner Seite – wenn die Zuschauer lustige Stellen entdeckten, an denen er keine Lacher vermutet hätte.
KabarettFr 18.2., 19.30, Bürgersaal Oststeinbek, Möllner Landstraße 22, Karte 15,–, Vvk. unter www.oststeinbeker-kulturring.de, bei Toto-Lotto Vieregge in der Einkaufspassage, Möllner Landstraße 28, Restkarten an der Abendkasse