Bad Oldesloe. Umfangreicher Fragenkatalog soll die Auswirkungen des wachsenden Güterverkehrs der Fehmarnbelt-Trasse auf den Kreis aufzeigen.

Nach intensiven Gesprächen mit lokalen Wirtschaftsunternehmen und Handwerksbetrieben zum wachsenden Güterverkehr im Zusammenhang mit der Hinterlandanbindung der beschlossenen festen Fehmarnbeltquerung hat die Kreistagsfraktion der CDU einen umfangreichen Fragenkatalog an die Deutsche Bahn auf den Weg gebracht. „Wir haben größte Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf Industrie und Handwerk, wenn gerade an bahngleichen Übergängen durch die Länge der Güterzüge und deren steigender Frequenz längere Wartezeiten entstehen“, sagte Wolfgang Gerstand, Vorsitzender des Kreis-Wirtschaftsausschusses, unserer Redaktion.

Mit 120 Zügen täglich muss gerechnet werden

Anlass für den Vorstoß seien insbesondere widersprüchliche Planungsaussagen der Bahn hinsichtlich der zu erwartenden Belastungen für den Kreis Stormarn gewesen. Mit Einführung von EU-Schnelltrassen im Güterverkehr könnten künftig 36 Schwerlastzüge mehr die Trasse passieren, womit der Tagesschnitt auf 120 Züge anwachsen würde.

„In den letzten Wochen und Monaten ist immer wieder der Eindruck entstanden, dass die Fehmarnbelt-Auswirkungen oft nur bis Lübeck betrachtet werden“, so Gerstand. Viel sei dabei von Bad Schwartau und den Ostseebädern die Rede, aber deutlich seltener von Stormarn.

Die Haupttrasse nach Hamburg durchschneidet vier Städte des Kreises

Wolfgang Gerstand (CDU) ist Vorsitzender des Kreis-Wirtschaftsausschusses.
Wolfgang Gerstand (CDU) ist Vorsitzender des Kreis-Wirtschaftsausschusses. © Unbekannt | Lutz Kastendieck

„Das ist aber nicht hinnehmbar. Immerhin durchschneidet die Haupttrasse gen Hamburg vier Städte des Kreises“, moniert Gerstand, der seit 2012 gemeinsam mit dem CDU-Ortsvorstand in Bad Oldesloe zu dem Thema schon mehrere hochkarätig besetzte Veranstaltungen organisiert hat.

Zwar habe die Bahn den Kommunen zugesagt, deren Fragen, Hinweise und Bedenken aufzunehmen. Tatsächlich könnten sich die Städte allein aber kaum ausreichend Gehör verschaffen. „Wir müssen hier als Kreis mit einer Stimme sprechen. Weshalb dabei auch der Kreisverwaltung besondere Verantwortung zukommt, die sich schon 2020 bereit erklärt hat, die Einwände und Anregungen der einzelnen Kommunen gegenüber der Bahn zu vertreten“, so Gerstand.

Streckenabschnitt Bad Oldesloe–Hamburg im Grunde schon jetzt überlastet

Wichtig sei unterdessen, sich jetzt bemerkbar zu machen und Forderungen deutlich zu artikulieren, wenn man noch Einfluss auf die Planungen nehmen wolle. Dies umso mehr, als sich bereits eine Vielzahl ungelöster Probleme aufgetürmt hätten. Bestes Beispiel seien die Planungen für die Strecke Neumünster–Segeberg–Bad Oldesloe–Hamburg.

„Die Deutsche Bahn gibt selbst zu, dass der Streckenabschnitt Bad Oldesloe–Hamburg im Grunde schon jetzt überlastet ist. Deshalb sind sehr wahrscheinlich zusätzliche Gleise erforderlich, um den vermehrten Zugverkehr überhaupt zu ermöglichen“, sagt auch Wulf Henning Reichardt, der ebenfalls dem Oldesloer CDU-Vorstand angehört.

Gemeinsam haben Gerstand und Reichardt den Fragenkatalog zusammengestellt, der den vielfältigen Aspekten der Thematik Rechnung trägt. „Tatsache ist doch, dass Handwerksbetriebe und Industrieunternehmen schon jetzt viel Wartezeit an bahngleichen Übergängen verbringen müssen, die ihnen aber niemand ersetzt“, sagt Gerstand.

Vier bahngleiche Übergänge sorgen für viel Wartezeit

Nach CDU-Recherchen existieren in Stormarn noch vier solcher Bahnquerungen, etwa in Reinfeld und Tremsbüttel. „Wir haben da viele Rückmeldungen erhalten, die uns veranlasst haben, dezidiert nachzufragen“, so Reichardt.

In einem ersten großen Komplex haben die beiden Christdemokraten Fragen zu den Kapazitäten der Strecke für den Güter-, Nah- und Fernverkehr zusammengefasst. Zum Beispiel zur Gesamtzahl der zu erwartenden Züge zwischen Hamburg und Lübeck, zur Länge der Züge und Anzahl der Waggons, zum Tempo und zur Lärmbelastung, zu Gefahrguttransporten, zur Streckenauslastung und den Kapazitätsreserven.

Auch Maßnahmen für den Wildwechsel nachgefragt

Hinsichtlich der bahngleichen Übergänge wurden unter anderem bauliche Maßnahmen für entlastende Unterführungen oder Brückenbauwerke nachgefragt und mit welchen Schließzeiten die Bahn pro Stunde und Tag rechnet.

„Natürlich haben wir uns auch mit Infrastrukturmaßnahmen und Umweltaspekten auseinandergesetzt“, sagt Wolfgang Gerstand. So fordert die Kreis-CDU Auskunft über Sperrzonen entlang der Strecke, zu Maßnahmen um Wildwechsel zu ermöglichen und zu zusätzlichen Gleisanschlüssen für bereits bestehende Gewerbegebiete.