Bad Oldesloe. Gymnasium oder Gemeinschaftsschule? Schulrat Michael Rebling sagt, was bei der Entscheidung hilft – und was es zu beachten gilt.

Für viele Eltern von Viertklässlern beginnt demnächst ein wahrer Marathon der Informationsabende, wenn sich die weiterführenden Schulen präsentieren. Doch wie finden sie die wirklich geeignete Schule für ihre Kinder? Wir haben darüber mit Stormarns Schulrat Michael Rebling (63) gesprochen, von 2001 bis 2008 Schulleiter der Grund- und Hauptschule Schwarzenbek und selbst Vater zweier erwachsener Kinder.

Wie wichtig sind die Empfehlung der Grundschule?

Michael Rebling Die Empfehlung der Grundschule ist schon lange nicht mehr verbindlich, wir haben die freie Schulwahl. Doch die Empfehlung basiert auf der Beobachtung der gesamten Schulzeit, insbesondere der Zeit in der dritten und vierten Klasse. Sie hat schon Hand und Fuß und sollte zumindest berücksichtigt werden. Im Zweifel lohnt sich immer ein Gespräch mit der Klassenlehrerin oder dem Klassenlehrer.

Welche Rolle spielen Freunde? Beispiel: Jemand will sein Kind auf die Gemeinschaftsschule schicken. Die meisten seiner Freunde gehen aber aufs Gymnasium.

Die Freundschaft zu einzelnen Kindern sollte nicht das ausschlaggebende Argument für die Schulwahl sein. Glücklicherweise gibt es auch Freundschaften über verschiedene Leistungsniveaus hinweg. Diese Freundschaften lassen sich auch beim nachmittäglichen Spielen oder etwa im Sportverein pflegen. Außerdem kann niemand davon ausgehen, dass Freunde in eine gemeinsame Klasse kommen. Da kann man nur Wünsche äußern. Und gerade in einer neuen Klasse ergeben sich auch Perspektiven für neue Freundschaften.

Bringt es bei der Wahl der Schulart etwas, das Kind mitreden zu lassen?

Ich finde es wichtig, dass Kinder sich mit informieren und auch mitentscheiden. Sie haben meist ein gutes Gespür dafür, wo sie sich wohl fühlen. Man sollte aber nicht vergessen, dass es letztlich die Eltern als Erziehungsberechtigte sind, die die Entscheidung treffen. Sie kennen ihr Kind und wissen, was sie ihm zutrauen, aber auch zumuten können. Meine Kinder sind beispielsweise sehr unterschiedlich. Bei unserer Tochter wussten wir, dass sie sehr schulaffin ist, gern Hausaufgaben macht und lernt. Wir konnten ihr einen langen Schultag samt langem Schulweg mit anschließenden Hausaufgaben im Gymnasium zumuten. Unser Sohn hingegen war sehr verspielt und brauchte Zeit für seinen Sportverein. Deshalb haben wir ihn auf der Realschule angemeldet. Hinterher hat er Abitur gemacht und studiert – das war überhaupt kein Problem.

Lohnt sich ein Intelligenztest, wenn der Notenschnitt nicht für das Gymnasium reicht?

Intelligenz ist sicherlich hilfreich, um die Schulzeit zu meistern, aber der Schulerfolg hängt von vielen weiteren Faktoren ab. Es geht nicht allein um das Leistungsvermögen, sondern etwa auch um die Leistungsbereitschaft. Die Frage ist: Wie kann ich dem Kind am besten gerecht werden? Wenn ein Kind trotz großer Anstrengungen eher schlechte Noten erreicht, ist es schnell demotiviert. Eine derartige Frustration ist schwer wieder aufzufangen. Es macht also wenig Sinn, ein Kind, das schwächere Leistungen zeigt, auf das Gymnasium zu schicken. Und das heißt nicht, dass es letztlich kein Abitur macht.

Wann darf eine Schule ein Kind ablehnen?

Wenn die Kapazitätsgrenze erfüllt ist, muss die Schule auch Kinder ablehnen. Diese legen die Schulaufsicht und der Schulträger gemeinsam fest. Die Kriterien für die Abweisung legt die Schulkonferenz fest, sie variieren von Schule zu Schule. Geschwisterkinder von Schülerinnen und Schülern werden meist zuerst angenommen, weitere Kriterien können die Länge des Schulwegs oder das soziale Verhalten sein, ebenso beispielsweise eine besondere Begabung.

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Die meisten Schulen bieten zusätzliche Online-Informationen an. Aber auch über die Homepage können Eltern schon viel über eine Schule erfahren.

Ein Kind ist Spätzünder, seine Gemeinschaftsschule hat keine Oberstufe. Was können Eltern tun?

Spätzünder haben keine Probleme, später durchzustarten und das Abitur zu machen. Aktuell ist beim mittleren Abschluss kurz gesagt ein Notenschnitt von 3 nötig, um auf eine Schule mit Oberstufe zu wechseln. Hat die besuchte Gemeinschaftschule eine Kooperation beispielsweise mit einem Gymnasium, so haben die Schüler, die die Bedingungen erfüllen, sogar ein Anrecht auf die Aufnahme in dessen Oberstufe. Mir ist allerdings nicht bekannt, dass Stormarner Jugendliche an ihrer Wunschoberstufe abgelehnt wurden.

Die Schule, die am besten gefällt, liegt in Hamburg. Geht das?

Laut Abkommen mit Hamburg ist die Schulanmeldung von Stormarn aus dort möglich. Die Aufnahmekriterien werden aber in der Hansestadt festgelegt. Für die Länge des Schulweges gibt es keine Vorgaben. Erstattet werden aber immer nur die Transportkosten zur nächstgelegenen Schule mit dem entsprechendem Abschluss im Kreis. Die Busverkehre kann man googeln und dann überlegen, ob der Schulweg zu lange dauert. Die Gemeinschaftsschulen im Kreis sind heute alle auch Ganztagsschulen.