Trittau. Zuletzt gab es in den 1960er Jahren in Trittau ein Filmtheater. Bald jedoch soll einmal im Monat ein Film gezeigt werden.

Eines haben die Trittauer Männer und Frauen rund um Gerd Hoffmann gemeinsam: Sie lieben alle Filme. Doch dieser Vorliebe nachzugehen, ist in der Gemeinde gar nicht so einfach. „Denn seit den 1960er-Jahren gibt es in Trittau kein Kino mehr“, sagt Hoffmann. Diese Lücke wollen sie schließen. Zwar nicht in Form eines Kinos, sondern in Form von monatlichen Aufführungen ausgesuchter Spiel-, Dokumentar-, Kultur- und Kinderfilmen im Bürgerhaus in Trittau.

Damit möchten die Verantwortlichen ausdrücklich ein Kulturangebot für die Gemeinde und das Amt Trittau schaffen. Die Filme sollen vor- und nachbereitet werden, Arbeitsmaterial bereitgestellt und Gespräche mit Filmschaffenden organisiert werden. So steht es in der Satzung zum Vereinszweck. Denn: Um das Vorhaben langfristig finanzieren und auch Sponsoren gewinnen zu können, wollen die Initiatoren den Verein „Kino plus Trittau“ gründen. Dieses Vorhaben befindet sich momentan in der Umsetzung.

Nächstes Kino ist in Schwarzenbek

Angefangen hat alles vor zwei Jahren. Damals hat Gerd Hofmann den Entschluss gefasst, an dem nicht vorhandenen Kinoangebot in seiner Heimat etwas zu ändern. Denn das nächstgelegene Kino liegt in Schwarzenbek, ist zwölf Kilometer entfernt, andere Alternativen sind in Bad Oldesloe oder Volksdorf.

„Es gibt zwar Busverbindungen, aber die Busse fahren abends teilweise nicht und die Leute haben kaum eine Möglichkeit, nach den Vorstellungen nach Hause zu kommen.“

Den eigentlichen Ausschlag gegeben hat aber ein Trittauer, der schon seit einiger Zeit nicht mehr in der Gemeinde wohnt, sondern in Hamburg: Nämlich der Schriftsteller Arno Surminski. „Ich stehe mit ihm in Kontakt und habe ihn gefragt, ob er für eine Lesung nach Trittau kommen möchte“, so Hoffmann. Zwei seiner Texte sind außerdem verfilmt worden, Hoffmann zeigte die Filme. Surminski selbst ist nach dem Krieg aus Polen in den Westen geflüchtet. In Trittau hatte er entfernte Verwandte, hat dort einen Teil seiner Jugend verlebt.

Erster Film war „Der Junge muss an die frische Luft“

„Bei der Filmvorführung gab es eine unglaubliche Stimmung, einige hatten sogar Tränen in den Augen“, erinnert sich Hoffmann. „Denn viele andere sind ebenfalls aus Ostpreußen nach Trittau gekommen und haben sich in der Biographie wiedererkannt.“ Da war die Idee geboren, den Trittauern ein ständiges Kinoangebot zu bieten.

„Ich bin Bürger von Trittau und möchte mich in dem Ort, in dem ich wohne, auch engagieren und einen Beitrag zum Gemeinwohl leisten“, begründet Hoffmann, warum ihm das Projekt am Herzen liegt. Vor 14 Jahren ist er mit seiner Frau Waltraud, die ihn in seinem Vorhaben unterstützt, nach Trittau gezogen. Zum Glück war er mit dem Wunsch, einen Beitrag zu leisten, nicht alleine. Unter anderem in der Bürgerstiftung Trittau suchte Hoffmann Mitstreiter – und fand sie auch. Zusammen kreierte der Arbeitskreis sein erstes Programm bestehend aus ursprünglich vier Filmen. Der erste lief am 3. März 2020. Es war „Der Junge muss an die frische Luft“ nach dem Bestseller von Harpe Kerkeling. „Nach 20 Minuten waren alle 62 Karten verkauft. Das große Interesse hat uns sehr überrascht.“ Es hat ihnen aber auch gezeigt, wie groß der Bedarf und die Lust nach Kino in der Gemeinde ist. Das hat die Verantwortlichen bestärkt, weiterzumachen.

Momentan noch ein Minusgeschäft

Spontan beschlossen sie, eine zweite Vorstellung zu geben, die ebenfalls ausverkauft war. „Die Stimmung war sehr gut.“ Vor zwei Monaten, im November, hat der Arbeitskreis seine zweite Serie an Filmen gestartet. Es liefen „Der Ballon“, der von einer Flucht aus der DDR handelt, und „25 km“, eine Komödie auf Mofas. „Bei 25 km wurden wir sogar mit Applaus verabschiedet“, erinnert sich Hoffmann. „Das zeigt, dass da eine Nachfrage ist, die wir gerne bedienen möchten.“ Der für den 4. Januar geplante Film „Bohemian Rhapsody“ über das Leben von Queen-Frontsänger Freddie Mercury musste coronabedingt ausfallen, soll aber nachgeholt werden.

Warum es nötig ist, einen Verein zu gründen? „Unter anderem, um Sponsoren gewinnen und Spenden annehmen zu können“, so Hoffmann. Denn im Moment macht der Arbeitskreis mit seinen Vorführungen ein Minusgeschäft, weil wegen der Filmrechte Gebühren bezahlt werden müssen. Die Gemeinde Trittau, die das Vorhaben voll und ganz unterstützt, hat für dieses Jahr eine finanzielle Unterstützung zugesagt, um zumindest einen Teil der anfallenden Kosten decken zu können.

Filme werden mit großer Sorgfalt ausgewählt

Obwohl Corona dem Verein schon so manches Mal einen Strich durch die Rechnung gemacht hat – Filme mussten verschoben werden oder ausfallen –, ist langfristig geplant, einmal im Monat einen Film zu zeigen, und zwar immer am ersten Dienstag eines Monats. Ausgewählt werden die Filme mit großer Sorgfalt. Der Arbeitskreis sammelt Vorschläge, fragt im Freundes- und Bekanntenkreis, achtet darauf, dass mit den Filmen Kulturarbeit gemacht werde kann. Das ist eine Vorgabe, damit der Verein gemeinnützig sein kann. Unter anderem „Astrid“ über das Leben der Schriftstellerin Astrid Lindgren ist derzeit im Gespräch. In Zukunft sollen auch Dokumentarfilme oder Kinder- und Jugendfilme zum Beispiel im Zuge von Schulaufführungen gezeigt werden. Auch Open-Air-Kinoveranstaltungen im Sommer kann der Verein sich vorstellen.

Gezeigt werden die Filme im Kinosaal des Bürgerhauses. Leiter Nils-Olaf Peters unterstützt den Arbeitskreis und ist froh, dass der Raum sinnvoll genutzt wird: „Früher haben die Jugendlichen den Raum als Kino genutzt, das hörte mit Netflix und Co. aber irgendwann auf. Hin und wieder haben die Trittauer Laienspieler den Raum benötigt, in den vergangenen zwei Jahren allerdings nicht mehr.“ Peters: „Das Bürgerhaus soll eine Begegnungsstätte sein. Ich bin immer froh, wenn das genutzt wird.“