Ahrensburg. Halbzeit bei den Sanierungsarbeiten. Rundgang mit Architekt Achim Keizer durch das Verwaltungsgebäude.
„Viele kennen das Rathaus ja gar nicht mehr so“, sagt Achim Keizer, während er zufrieden vom Stormarnplatz aus auf den Hauptturm des Ahrensburger Rathauses blickt. Der Architekt leitet in der Verwaltung den Fachdienst Zentrale Gebäudewirtschaft und ist federführend für die Instandsetzung des markanten Gebäudes an der Manfred-Samusch-Straße verantwortlich. Es ist nicht lang her, da war Grau die bestimmende Farbe des Gebäudeäußeren. Inzwischen erstrahlt ein Großteil der Waschbetonplatten an der Fassade wieder in der Ursprungsfarbe Weiß.
Arbeiten dauern ein Jahr länger als geplant
Es ist das von außen sichtbarste Anzeichen für die Sanierung des Ahrensburger Verwaltungssitzes, die seit mittlerweile zwei Jahren läuft. Im Herbst 2019 haben die Arbeiten begonnen und bis sie abgeschlossen sind, wird es noch eine Weile dauern. „Wir haben aktuell in etwa Halbzeit“, sagt Keizer. Zwischen Ende 2022 und Anfang 2023 soll die Instandsetzung des achtstöckigen Gebäudes nach derzeitiger Planung abgeschlossen werden – rund ein Jahr später als geplant.
Corona-Pandemie und Lieferengpässe sorgen für Verzögerungen
„Leider haben die Corona-Pandemie und Lieferengpässe bei diversen Materialien uns einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagt Keizer. Besonders im Inneren des Verwaltungssitzes wird weiter auf Hochtouren gearbeitet. Wer dieser Tage das Ahrensburger Rathaus besucht, der hört es hämmern und klopfen, surren und brummen. Im obersten, dem achten Stockwerk, gestartet, sind die Handwerker inzwischen in der ersten und zweiten Etage angekommen. Danach fehlt noch das Erdgeschoss samt Nebenflügel.
„Die größte Herausforderung ist es, die Arbeiten im laufenden Betrieb durchzuführen“, sagt Keizer. Bauamt, Verkehrsaufsicht, Rechnungsprüfungsamt und der Bereich Datenschutz, insgesamt 65 Verwaltungsmitarbeiter, haben für die Dauer der Sanierung ein Übergangsquartier an der Straße An der Strusbek im Gewerbegebiet Nord bezogen. „Zwei Etagen sind dadurch frei, sodass die übrigen Kollegen innerhalb des Hauses umziehen können“, erklärt der Architekt.
23 Firmen sind an dem Großprojekt beteiligt
Die Liste der notwendigen Maßnahmen ist lang. Der Brandschutz muss modernisiert, die komplette Technik samt Leitungen für Internet und Telefonie erneuert, die Energiebilanz durch Dämmung verbessert, die Sanitäranlagen grunderneuert und ein neuer Rettungsweg geschaffen werden. „Bislang gab es neben dem Treppenhaus keinen zweiten Fluchtweg, was nach heutigem Standard gar nicht mehr zulässig ist“, sagt Keizer. Auf der Rückseite des Rathauses ist deshalb außen am Gebäude eine Rettungstreppe entstanden. 23 Firmen sind insgesamt an dem Großprojekt beteiligt. „Vom Maler bis zum Umzugsunternehmen“, sagt der Fachdienstleiter.
Denkmalschutz muss berücksichtigt werden
Und dann ist da noch der Denkmalschutz, den es zu berücksichtigen gilt. Seit 2014 steht das Ahrensburger Rathaus aus dem Baujahr 1970 auf der Liste geschützter Gebäude des Landes Schleswig-Holstein. Für die Planer und Handwerker bedeutet das, dass sie mit besonderer Rücksicht vorgehen müssen. „Wir haben uns im Vorfeld eng mit der Denkmalschutzbehörde abgestimmt, welche Elemente unbedingt erhalten bleiben müssen“, sagt Keizer. Im Gegenzug unterstützen Land und Bund Ahrensburg bei den Kosten mit einem Zuschuss von 6,35 Millionen Euro.
Viele Teile sind im Original erhalten geblieben
Keizer und seine Kollegen haben sich große Mühe gegeben, um die originalen Gestaltungsabsichten des Rathaus-Architekten Karl-Heinz Scheuermann neu herauszuarbeiten. Und so kommt es, dass der Besucher sich beim Gang durch die bereits fertiggestellten oberen Stockwerke in die 1970er-Jahre zurückversetzt fühlen kann. Viele Teile sind im Original erhalten geblieben, etwa die schwarzen Aluminiumfensterrahmen und die bunten Türen zu den Büros, die je nach Stockwerk in Gelb, Rot, Grün und anderen Farben strahlen.
„Wir haben diese Dinge aufgearbeitet, um den baulichen Charakter des Rathauses zu erhalten“, sagt Keizer. Hinter den farbigen Türen stecke eine besondere Absicht. „Die Idee war damals, dass sich die Bürger durch die verschiedene Farbgebung besser zurecht finden“, erklärt er. „So konnte man die Leute ins rote oder ins grüne Stockwerk schicken.“ Selbst kleine Details unterliegen dem Denkmalschutz. Etwa die Lichtschalter und Steckdosen auf den Fluren.
Ursprüngliche Farbgebung wird wieder herausgearbeitet
„Die Schalter haben in Zukunft keine Funktion mehr, weil wir die Beleuchtung aus Gründen des Energiesparens per Bewegungsmelder steuern“, sagt Keizer. Dennoch werden die Taster aus den 1970er-Jahren wieder angebaut, mit dem Hinweisschild „Ohne Funktion“. Auch die Tafel, die den Weg zur Kantine im sechsten Stock zeigt, wurde im Treppenhaus wieder montiert, obwohl dort schon seit Jahren keine solche mehr existiert. Stattdessen finden sich in dem Geschoss nun fünf neue Büros und ein Sozialraum mit Küche. An anderen Stellen ist die ursprüngliche Gestaltung über die Jahre verschwunden und wird nun wieder herausgearbeitet. Etwa bei der Farbgebung der Wände.
„Das gesamte Rathaus ist von einem Schwarz-Weiß-Thema geprägt“, sagt Keizer. „Das fängt schon bei der weißen Fassade mit den schwarzen Fensterrahmen und den Fenstern selbst, deren Glas von außen durch die Spiegelung dunkel wirkt, an.“
Die alten Fahrstühle werden barrierefrei umgebaut
Das Treppenhaus ist bis heute schwarz gestrichen. In den übrigen Gebäudeteilen wurde die Farbe jedoch hellgrau übermalt. „Das hatte atmosphärische Gründe, weil man Schwarz irgendwann für zu dunkel hielt“, sagt Keizer. „Nun schauen wir, welche Farbe unter der obersten Schicht ist und gestalten die Wände wieder so, wie sie ursprünglich einmal waren.“ Auch die Originalfahrstühle kommen weiterhin zum Einsatz – allerdings barrierefrei umgebaut. „Wir habe eine Ansagestimme und eine zusätzliche Tastatur, die auch vom Rollstuhl aus bedienbar ist und mit Blindenschrift versehen wurde“, so Keizer.
In einigen Bereichen bereitet der Denkmalschutz den Planern aber auch Probleme. „Die Brandschutztreppe durften wir zum Beispiel nicht direkt an der Fassade befestigen, damit die Waschbetonplatten nicht zerstört werden“, sagt Keizer. Sie sei deshalb im Boden verankert und nur an einigen Stellen durch Querstreben am Gebäude abgestützt. Auch sei es nicht möglich gewesen, neue Türen in die Fassade einzubauen, durch die die Mitarbeiter im Brandfall auf die Treppe gelangen können.
Kosten übersteigen die veranschlagten zehn Millionen Euro
„Der Notausstieg erfolgt, von außen nicht sichtbar, vom Flur aus durch jeweils ein Fenster je Stockwerk“, erklärt Keizer. Die Planer haben dazu die Raumaufteilung geändert und von innen jeweils eine kleine Treppe an die Fenster herangebaut, über die die Mitarbeiter auf die Feuertreppe gelangen können.
„Die Decke im Foyer besteht aus einem Karomuster aus weißen Holzplatten“, sagt der Architekt. Aus Brandschutzgründen könnten diese nicht wieder eingebaut werden. „Wir lassen sie deshalb aus Silikat nachbauen, es sind Maßanfertigungen.“
Die Arbeiten dort haben allerdings noch nicht begonnen. „Das Foyer ist relativ zum Schluss dran“, sagt Keizer. Er hofft, dass nun auch wirklich alles nach Plan läuft und es durch die neuerlich angespannte Pandemielage keine weiteren Verzögerungen gibt. „Man weiß ja nie“, sagt Keizer. Eine Sache sei jedoch gewiss: Die ursprünglich veranschlagten zehn Millionen Euro für das Projekt reichten nicht aus. Wie viel teurer das rundumerneuerte Rathaus am Ende wirklich werde, könne er derzeit aber noch nicht sagen.