Glinde. Politik strebt Titel Fairtrade-Stadt an. Dafür muss Glinde fünf Kriterien erfüllen. Bürgermeister bildet eine Steuerungsgruppe.

Bad Oldesloe hat das Siegel bereits seit Juni 2015, Reinfeld zog im Januar 2018 nach: Die beiden Stormarner Städte sind sogenannte Fairtrade-Towns und damit in guter Gesellschaft. Rund 800 Kommunen und auch Landkreise sowie Metropolregionen in Deutschland dürfen sich mit dem Namen schmücken. Sie machen sich gemeinsam auf lokaler Ebene für fairen Handel stark. Von dem System profitieren weltweit mehr als 1,7 Millionen Landwirte und Arbeiter. Jetzt will auch Glinde das Zertifikat erwerben und hat die nötigen Schritte eingeleitet.

Im jüngsten Hauptausschuss gab es nur eine Enthaltung und sonst ausschließlich Ja-Stimmen. Die Stadtvertretung wird am kommenden Donnerstag den Beschluss bestätigen. Er beinhaltet die Gründung einer Steuerungsgruppe, die Bürgermeister Rainhard Zug zusammenstellt. Sie umfasst Gewerbetreibende, die Gastronomie, Vereine, Verbände, Kirchen sowie die Politik und wird die Aktivitäten vor Ort koordinieren.

„Geplant ist ein erstes Treffen Anfang 2022. Ich hoffe, dass wir das Siegel auch im kommenden Jahr schon erhalten“, sagt Glindes Klimaschutzmanagerin Lisa Schill, die sich um das Projekt kümmert. Das Thema ist als Maßnahme im integrierten Klimaschutzkonzept der 18.900 Einwohner zählenden Kommune aufgeführt, welches die Politik im kommenden Februar beschließen soll.

Fairtrade-Kaffee im Büro des Bürgermeisters für Gäste

Dass Glinde den Titel Fairtrade-Stadt anstrebt, hatten die Grünen mit einem Antrag schon im Oktober 2020 auf den Weg gebracht. Die Auszeichnung wird von einem gleichnamigen Verein mit Sitz in Köln vergeben. Auf dessen Internetseite heißt es: „Von Kaffee, Kakao, Bananen oder Baumwolle über Saft, Tee, Reis, Honig, Zucker und Wein bis hin zu Schnittblumen und Gold – bei all diesen Produkte macht Fairtrade einen Unterschied für die Menschen, die uns täglich den Tisch damit decken.“

Für das Siegel muss eine Kommune fünf Kriterien erfüllen: Zuerst steht der Ratsbeschluss, darauf bildet sich eine Steuerungsgruppe. In einem weiteren Schritt geht es darum, zu ermitteln, wie viele Verkaufsstellen sich beteiligen. Die erforderliche Zahl von Einzelhandelsgeschäften und Gastronomiebetrieben ist von der Einwohnerzahl abhängig. Wird sie nicht erreicht, gilt es, Überzeugungsarbeit zu leisten. Auch müssen Einrichtungen nachgewiesen werden, die fair gehandelte Produkte beziehen. Für Glinde bedeutet das konkret: vier Einkaufsläden, zwei Lokale, eine Schule, eine Kirche sowie ein Verein. Zusätzlich müssen vier Artikel in den regionalen Medien über das Projekt erscheinen.

Die Kampagne Fairtrade-Towns ist eine internationale Bewegung. Weltweit wächst die Gemeinschaft kontinuierlich: Mehr als 2200 Städte und Gemeinden in 36 Ländern tragen bereits den Titel, zum Beispiel in Japan, Schweden, Ghana, Brasilien und Costa Rica. Vorreiter ist Großbritannien. Die Kampagne wurde dort im Jahr 2000 gestartet. In Deutschland gibt es zum Beispiel Verbraucher-Messen zum fairen Handel, die größten sind in Dortmund und Stuttgart.

Glinde geht jetzt schon mit gutem Beispiel voran. Die Politiker haben festgelegt, dass im Büro des Bürgermeisters Fairtrade-Kaffee sowie -Tee ausgeschenkt wird. Außerdem werden solche Produkte beim Neujahrsempfang der Stadt sowie bei der Seniorenweihnachtsfeier verwendet und möglichst vor Ort bezogen. Bei städtischen Veranstaltungen wird fair gehandelter Blumenschmuck gekauft.

Stadtvertretung Glinde, Donnerstag, 16. Dezember, 19 Uhr, Festsaal im Marcellin-Verbe-Haus, Markt 2