Stormarn. Weihnachtsbaum, Geschenkpapier, Festessen: Frank Schier erklärt, wie ein bewusstes und nicht weniger schönes Fest möglich ist.
Der Christbaum leuchtet, die Weihnachtsgans brutzelt im Ofen und die Geschenke warten darauf, ausgepackt zu werden. Das klingt im ersten Moment schön. Doch dass die Lichterkette Unmengen an Strom verbraucht, vom Festmahl so viel übrig bleibt, dass davon ein ganzes Dorf satt werden könnte und die Geschenke teils um die halbe Welt geflogen sind, gehört oft auch zur Wahrheit dazu.
So schön es ist, an Weihnachten die alten Traditionen zu pflegen, so sehr schaden sie meist auch der Umwelt. 338 Kilogramm CO2 verbraucht jeder Deutsche im Schnitt zum Weihnachtsfest. Zum Glück wollen viele Menschen in Sachen Nachhaltigkeit mittlerweile umdenken – auch an den Weihnachtstagen.
Wie ein bewusstes und nicht weniger schönes Fest möglich ist, erklärt Frank Schier. Der Reinbeker hat eine Agentur für Nachhaltigkeitskommunikation und ist Mitglied der Klimaschutz-Initiative Sachsenwald. Eines ist dem gebürtigen Mainzer wichtig zu sagen: „Niemand ist perfekt – und das muss man auch gar nicht sein.“
Nachhaltigkeit an Weihnachten: Anzahl der Geschenke reduzieren
Vielmehr will er dazu animieren, sich bewusst zu werden, was man an Weihnachten so alles tut – und zu hinterfragen, ob das sein muss. „Ich habe das Gefühl, wir sind in den vergangenen Jahren in so eine Mühle des Konsums hineingeraten“, so der 54-Jährige. „Das macht dann irgendwann gar keine Freude mehr.“
In Sachen Geschenke schlägt Schier vor, das Thema offen anzusprechen und die Anzahl der Geschenke schlicht zu reduzieren. „Vor allem unter Erwachsenen kann auch die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, sich gar nichts zu schenken.“ Das spart dann gleichzeitig auch den oft ausbrechenden vorweihnachtlichen Geschenkestress.
Und wer sich doch etwas schenken will, der kann einiges beachten. „Ich finde es immer gut, etwas zu schenken, dass der Beschenkte wirklich gebrauchen kann – das kann auch ein Staubsauger sein.“ Außerdem möchte Schier das Tabu brechen, Secondhand zu verschenken. „Wer nachhaltig lebt, kauft für sich selbst vielleicht schon aus zweiter Hand, aber möchte beim Verschenken trotzdem das Neueste kaufen. Das muss aber gar nicht sein.“ Ein gelesenes Buch etwa sei genauso gut wie ein neues.
Ansonsten mache es Sinn, bei Geschenken auf den Transportweg zu achten, zeitlose Geschenke mit einer langen Lebensdauer, selbst gemachte „Zero Waste“-Geschenke wie Marmeladen, keine schnelllebige „Fast Fashion“ und zum Beispiel Kosmetika ohne Mikroplastik zu verschenken. Wer auf Inhaltsstoffe achten möchte, kann die App „Code Check“ nutzen. Auch ideelle Geschenke sind denkbar: Zeit mit der Familie, ein Konzertbesuch oder eine Fördermitgliedschaft zum Beispiel bei Greenpeace.
Herkömmliche Weihnachtsbäume schaden der Umwelt
Bei der Verpackung gilt: „Je mehr sie glitzert, desto weniger nachhaltig ist sie.“ Schier selbst und seine Kinder sammeln über das Jahr hinweg Verpackungen, die wiederverwendet werden können. Auch Zeitungspapier ist eine gute Alternative. Wenn das Geschenkpapier neu gekauft wird, rät er, auf das Zertifikat „Blauer Engel“ zu achten.
Auch Weihnachtsbäume von herkömmlichen Plantagen schaden oft der Umwelt. „Da wird so viel mit Pestiziden und Chemikalien gearbeitet. Für das Grundwasser oder die Insekten ist das katastrophal.“ Wer trotzdem nicht auf einen Baum verzichten möchte, wird in den Revierförstereien fündig – beispielsweise in Hamwarde. Die Kreisforsten bieten Weihnachtsbäume aus regionaler und ökologischer Produktion an. Jeweils von 10 bis 16 Uhr werden dort sonnabends und sonntags am 11. und 12. und 18. und 19. Dezember Bäume verkauft.
Bei Beleuchtung gilt: Weniger ist mehr
Was die Beleuchtung angeht, findet Schier: „Viele übertreiben es maßlos – zum Beispiel, wenn regelrechte Wettbewerbe ausbrechen, wessen Haus am stärksten leuchtet.“ Da rät er: Hinterfragen, warum man das macht. Seine Meinung: „Besinnlichkeit kann es auch in der Dunkelheit geben.“
Zuletzt spielt das Essen zu Weihnachten oft eine große Rolle. „Es muss nicht immer Gänsebraten sein. Ein veganer Braten mit Klößen, Rotkohl und brauner Soße schmeckt genauso gut – ich spreche aus Erfahrung.“ Mit einer pflanzlichen Ernährung mache man in puncto Nachhaltigkeit viel richtig. Außerdem: Regional und fairtrade kaufen und bei den Mengen nicht übertreiben. Schier: „Wir müssen nicht so viel essen, dass wir uns nicht mehr bewegen können – auch nicht an Weihnachten.“