Grosshansdorf. Großhansdorfs Politiker geben grünes Licht für Aufstockung der Immobilie im Ortsteil Schmalenbeck. Bedenken bei SPD und Grünen.
Das Ärztehaus am Ahrensfelder Weg im Großhansdorfer Ortsteil Schmalenbeck ist einer der wichtigsten Standorte für die medizinische Versorgung in der Waldgemeinde. Auf ihrer jüngsten Sitzung haben die Gemeindevertreter nun grünes Licht für eine Erweiterung gegeben. Der Unternehmer Florian Köppel, der auch Eigentümer der Immobilie am U-Bahnhof Schmalenbeck ist, möchte das Gebäude um ein Geschoss aufstocken. Während CDU und FDP sich geschlossen hinter das Projekt stellen, gibt es bei Grünen und Teilen der SPD Bedenken gegen das Vorhaben.
Bei der Erweiterung handelt es sich um einen Staffelgeschoss
„Der Vorhabenträger ist mit dem Wunsch an die Gemeinde herangetreten, ein zusätzliches Stockwerk auf das Bestandsgebäude heraufzusetzen“, sagt Christoph Maas (CDU), Vorsitzender des Bau- und Umweltausschusses. Den Plänen des Investors zufolge, der auch Inhaber der Walddörfer-Apotheke im Erdgeschoss des Ärztehauses ist, soll es sich bei der Erweiterung um kein vollwertiges Stockwerk, sondern um ein sogenanntes Staffelgeschoss handeln. Ein solches darf gemäß Landesbauordnung maximal Zweidrittel der Fläche des darunterliegenden Stockwerks bedecken. Es tritt also hinter der Fassade des Gebäudes zurück.
Arztpraxen wollen sich räumlich vergrößern
Köppel begründet die Notwendigkeit einer Erweiterung mit dem Wunsch der ansässigen Praxen, sich räumlich zu vergrößern. Das sei im Bestand nicht möglich. Der Unternehmer argumentiert, die Maßnahme sei unabdingbar, um die Praxen auf Dauer an dem Standort zu halten. Neben der Apotheke befinden sich in dem dreigeschossigen Gebäude Praxen für Allgemeinmedizin, Kinder- und Jugendmedizin, Gynäkologie, Urologie, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Gelenkchirurgie, Zahnmedizin und Physiotherapie.
Für das Projekt ist eine Änderung der maximal zulässigen Gebäudehöhe im Bebauungsplan (Nr. 6) erforderlich. Diese haben die Gemeindevertreter nun auf den Weg gebracht. 16 Politiker votierten für die Aufstellung des geänderten B-Plans, sieben dagegen. Zwei Gemeindevertreter enthielten sich. Mit dem positiven Votum kann die Verwaltung nun mit der Ausarbeitung des Bebauungsplans beginnen. Am Ende müssen die Politiker den Entwurf erneut absegnen, bevor er in Kraft tritt. Darüber hinaus ermächtigten die Gemeindevertreter Bürgermeister Janhinnerk Voß auch, einen Städtebaulichen Vertrag mit dem Investor zu schließen, in dem die Details der Ausgestaltung des Projektes festgeschrieben werden sollen.
Ausgezeichnete Gesundheitsinfrastruktur
Die CDU spricht sich für das Vorhaben aus. „Wir profitieren als Gemeinde massiv von dem Ärztehaus“, sagt Christoph Maas. Für einen Ort mit etwas mehr als 8000 Einwohnern sei eine so ausgezeichnete Gesundheitsinfrastruktur, wie sie durch das Zentrum geboten werde, nicht selbstverständlich. Darum gelte es, die Praxen in Großhansdorf zu halten. Ähnlich sieht das die FDP. „Wir können dankbar sein, dass ein Unternehmer uns die ärztliche Versorgung in Großhansdorf sicherstellt“, sagte Fraktionsvize Carsten Pieck. „Wenn die Politik das Projekt blockiert, sind die Ärzte weg“, warnte er.
Zustimmung setzt Maßstäbe für gegenüberliegende Straßenseite
Grüne und SPD stehen der Aufstockung skeptisch gegenüber. „Zum jetzigen Zeitpunkt lehnen wir das Vorhaben ab“, sagt Grünen-Fraktionschefin Sabine Rautenberg. Die Partei befürchtet, dass es zu einer überproportionalen Bebauung des Gebietes kommt. „Wenn wir jetzt zustimmen, setzen wir damit automatisch Maßstäbe für die gegenüberliegende Straßenseite“, sagt Rautenberg. Dort befindet sich zurzeit eine Filiale der Raiffeisenbank Südstormarn Mölln mit zwei Stockwerken. „Erlaube wir jetzt auf der einen Seite ein viertes Stockwerk, müssten wir das auf der anderen in Zukunft auch tun“, sagt die Fraktionsvorsitzende. Aus Sicht der Grünen passe eine derart hohe Bebauung auf beiden Straßenseiten nicht in das Ortsbild.
Die Grünen plädieren für ein Gesamtkonzept
Es sei wahrscheinlich, dass auch auf der Seite der Raiffeisenbank über kurz oder lang bauliche Veränderungen auf die Gemeinde zu kämen. „Wir wünschen uns deshalb zunächst ein Gesamtkonzept für das gesamte Areal“, so Rautenberg. Außerdem wolle sich ihre Fraktion von dem Investor keinen Druck machen lassen. „Wir sehen die Eilbedürftigkeit nicht, die eine Gesamtplanung in aller Ruhe ausschließt.“
Die SPD ist sich uneins. Sie befürchtet, dass die Erweiterung des Ärztehauses die ohnehin schon angespannte Parkplatzsituation am U-Bahnhof Schmalenbeck weiter verschärfen könnte. „Ein größeres Ärztehaus wird zu einem höheren Mobilitätsaufkommen im Bereich des Ahrensfelder Wegs führen“, warnt SPD-Fraktionschef Reinhard Niegengerd. Die Gemeinde müsse deshalb darauf achten, dass der Vorhabenträger ausreichend zusätzliche Parkmöglichkeiten zur Verfügung stelle. „Ich würde mir wünschen, dass er uns ein Stellplatzkonzept vorlegt“, sagt Niegengerd.
Dennoch steht die SPD dem Vorhaben aufgeschlossen gegenüber. „Der Mehrwert ist größer als die schlechten Erfahrungen“, argumentiert Gudrun Apel, die Vorsitzende des Sozialausschusses. Letztlich stimmten die Sozialdemokraten unterschiedlich ab. Ein Teil der Fraktion votierte mit CDU und FDP und ebnete der Ärztehaus-Erweiterung somit den Weg. Im Rathaus soll nun zeitnah die Ausarbeitung des geänderten B-Plans beginnen.