Bargteheide. Fördermitglieder starten Aktion „Unsere Künstler“, um sie während der Corona-Pandemie finanziell zu unterstützen.
Durch die Kontaktbeschränkungen liegt das Vereinsleben vielerorts brach. Den Förderverein Bargteheider Kirchenmusik trifft die Pandemie in zweifacher Hinsicht, denn seit Monaten fallen zudem die beliebten Livekonzerte in der Kirche aus. Doch die Verantwortlichen wissen auch, dass gerade selbstständige Künstler noch viel mehr unter der derzeitigen Situation zu leiden haben. Daher hat er im vergangenen Jahr die Aktion „Unsere Künstler“ gestartet.
Worum es dabei geht, erläutert deren Initiatorin, Kassenwartin Regina Fischer, so: „Es ist nach wie vor sehr wichtig, unsere freiberuflichen Musiker finanziell zu unterstützen, damit sie uns erhalten bleiben.“ Um die hohe künstlerische Qualifikation aufrechtzuerhalten, seien täglich viele Übungsstunden erforderlich. Wer aber aufgrund mangelnder Einkünfte in andere Jobs wechseln müsse, könne das einfach nicht mehr leisten.
Über Spenden kamen bisher 8390 Euro zusammen
Über die Presse rief der Verein die Bürger zu Spenden auf. 8390 Euro kamen zusammen. Fischer sagt: „Wir waren selbst ein bisschen über die große Resonanz überrascht.“ Die Summe kam zu gleichen Teilen zehn freiberuflichen Sängern und Musikern zugute, denen sich der Verein verbunden fühlt. Einer von ihnen ist der Berliner Bassbariton Till Schulze. Wie bei vielen Künstlern, die zu Konzerten in die Bargteheider Kirche kommen, entstand der Kontakt über Kantor Andis Paegle. Der Organist ist bestens vernetzt und pflegt Verbindungen zu Sängern und Musikern aus aller Welt. Schulze sagt: „Gerade freie Künstler fühlen sich sehr abgehängt, der Blick in die Zukunft ist auch nicht so rosig.“ Vor der Pandemie habe er zu 100 Prozent vom Singen leben können. „Dann ist das fast auf Null heruntergegangen.“
Das Skandalöse sei, dass viele der Künstler, die bisher ihren Beitrag als brave Steuerzahler geleistet hätten, in der Krise wie Bittsteller behandelt würden. „Dabei können wir unsere Arbeit seriös nicht weiterführen.“ Als Dankeschön für die Unterstützung stellte sich der Sänger für Videoaufnahmen zur Verfügung. In der Bargteheider Kirche sang er mehrere Stücke ein, unter anderem Kirchenlieder für Advent und Weihnachten. Diese und weitere Beiträge der anderen beteiligten Künstler wurden anschließend zu einem lebendigen Kirchenmusikbüchlein zum Mitsingen und Zuhören auf der Homepage der Kirchengemeinde (www.indekark.de) zusammengeführt. „Ich fand die Idee in mehrfacher Hinsicht schön“, sagt Schulze. „Als Signal, dass Kultur weiter stattfindet und auf diese Weise Menschen erreicht, die nicht rauskönnen. Außerdem bot sich dadurch die Möglichkeit, gehört und wahrgenommen zu werden und relevant zu sein.“
Künstler bedanken sich bei dem Verein
Zur Gruppe der Geförderten zählt auch die Hamburger Organistin Ayumi Kitamura. Sie sagt: „Ich bedanke mich sehr beim Förderverein Bargteheider Kirchenmusik. Er hat uns selbstständigen Künstlern Licht und Hoffnung gebracht.“ Dieses Licht wolle sie durch ihre Mitwirkung an den Videoaufnahmen an andere weitergeben. „Ich möchte für die Menschen musizieren.“ Die Aktion habe sie in der Corona-Pandemie dazu motiviert durchzuhalten.
Die Lübecker Violinistin Azadeh Maghsoodi bestätigt diese Erfahrung. „Es ist wirklich wunderbar zu sehen, dass der Förderverein auch in solch herausfordernden und zermürbenden Zeiten ,seine‘ Musiker nicht vergisst und so großzügig unterstützt.“ Ihre persönliche durch die Pandemie entstandene finanzielle Notlage sei so zumindest vorübergehend gemildert worden. „Dafür bin ich allen Beteiligten von Herzen dankbar.“
In den vergangenen Jahren habe sie „mit meinem geschätzten Kammermusikpartner Andis Paegle in der Kirche vor einem überaus herzlichen und dankbaren Publikum auftreten“ dürfen und dort wertvolle musikalische Momente erlebt.
Aktion und Videoreihe sollen fortgeführt werden
Kassenwartin Fischer stellte überrascht fest, dass „die Künstler nichts geschenkt haben wollten“. Ausnahmslos alle hätten etwas eingespielt. „Manche konnten auch gar nicht reisen und haben dann zu Hause Videos gedreht, um sich erkenntlich zu zeigen.“
Die neue Vereinsvorsitzende Christine Bayer möchte die Aktion und damit auch die Videoreihe fortführen. Ende April hat sie das Amt von ihrer Vorgängerin Gisela Greinus übernommen, nachdem diese sich nicht mehr zur Wahl gestellt hatte. Beyer sagt: „Die Förderung liegt uns sehr am Herzen, da die Künstler nach wie vor nicht auftreten können.“ Doch dazu sei die Organisation auf Spenden angewiesen. „Sobald Konzerte wieder möglich sind, ist vorstellbar, dass das Programm von 2020 zumindest in Teilen 2022 nachgeholt werden kann“, sagt Beyer.
Spenden gehen unter dem Stichwort „Unsere Künstler“ auf das Konto des Fördervereins Bargteheider Kirchenmusik, IBAN DE95 2005 0550 1354 1255 00